Wie auch die Seilbahn am Deutschen Eck in Koblenz wäre die Vaihinger Bahn eine Dreiseil-Umlaufbahn. Sie kann pro Kabine 35 Personen transportieren. Foto: dpa/Andreas Gebert

Ob auf der Stuttgarter Filderebene tatsächlich eine Seilbahn gebaut wird, ist noch immer ungewiss. Aber für den Fall, dass es so kommt, hat ein Ingenieurbüro schon viele Einzelheiten ausgearbeitet. Jetzt geht es darum, die Kosten zu ermitteln.

Vaihingen - Schauen im Jahre 2027 Gäste der Internationalen Bauausstellung (IBA) als Seilbahnfahrgäste in die Schlafzimmer der Vaihinger? „Nein, die Trasse führt über öffentlichen Grund“, sagt Michael Welsch. Der Diplomingenieur vom Ingenieurbüro SSP Consult hat jüngst dem Technikausschuss des Gemeinderats und den Bezirksbeiräten den Zwischenstand einer Machbarkeitsstudie für die knapp vier Kilometer lange Seilbahn zwischen dem Eiermann-Campus und dem Synergiepark präsentiert. Sie ist machbar, und sie kann rund 10 000 Fahrgäste am Tag transportieren.

Wie könnte die Trasse verlaufen, wo wären die Stationen, und wie könnten sie heißen? Die untersuchte Trasse beginnt am Eiermann-Campus auf dem ein für 4500 Einwohner und Mitarbeiter konzipiertes Wohn- und Gewerbegebiet entsteht, mit dem die Stadt auf der IBA 2027 werben will. Der Eiermann-Campus ist als autoarmes Gebiet geplant. Wenn es dort eine Seilbahn gibt, dann kann man es sich sparen, das Areal mit zusätzlichen Busverbindungen zu erschließen“, sagt Welsch.

Auf einem Schienenstück lernt die Seilbahn das Kurvenfahren

Die Ausgangsstation auf dem Eiermann-Campus wird in rund zehn Meter Höhe liegen, in einem Gebäude, in dem sie ein bis zwei Stockwerke in Anspruch nehmen wird. Von dort aus führt die Trasse über Wald und Grünflächen an einem Gartenhausgebiet vorbei und in 18 Meter Höhe über das Freibad Rosental hinweg zum Park zwischen Krehlstraße und Feuersee. Dort ist eine Station sinnvoll, nicht nur weil das Freibad an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen wird, sondern weil sie die Richtung ändern muss. Die Station muss kompakt gebaut werden, weil sie auf einer kleinen städtischen Grünfläche steht. Die Stützen der Station müssen hoch sein, weil dort viel Bäume stehen, von denen man so wenig wie möglich fällen will.

Dann geht die Strecke über der Vollmöllerstraße weiter zur Station Vaihingen-West am Busbahnhof. Dort muss für die Weiterfahrt über die Bahngleise wieder die Richtung geändert werden. Dafür haben sich die Planer laut Welsch „ein Schmankerl“ einfallen lassen. Normalerweise kann eine Seilbahn keine Kurven fahren, aber mit einer schienengeführten Trasse über die Bahngleise könnte dies klappen. Dieses Schienenstück führt dann zur Station Vaihingen-Ost, die sich wiederum in luftiger Höhe, möglicherweise im künftigen Mobilitätszentrum, auf dem Aurelis-Areal befindet. Der Schienensteg wird auch für Fußgänger zugänglich, die nach dem Ausstieg an den Stationen zu den S-Bahn- oder Regionalzuggleisen hinunterfahren können.

Parken im Synergiepark müsste unattraktiv werden

Von dort geht es entlang der Industriestraße weiter zur Station Berufsbildungszentrum. Sie hat beidseitige Abgänge und Aufzüge und steht über einer Straßenachse. Die Endstation steht auf vier Stützen über der Industriestraße bei der Firma Lapp und der Dekra.

Optional lässt sich die Trasse rund einen Kilometer weiter zu einem Parkhaus, das an der A 8 bei der Anschlussstelle Möhringen gebaut werden müsste, verlängern. Das Parkhaus sollte mindestens 3000 Stellplätze für Pendler und Beschäftigte im Synergiepark haben. Damit diese dort das Auto stehen lassen und umsteigen, müsste man das Parken im Synergiepark unattraktiv machen. „Wir haben auch die weitere Verlängerung zum Flughafen geprüft, aber dafür ist die Strecke zu lang und zu langsam“, so Welsch. „Die S-Bahn und auch die U 6 fahren bis dorthin. Diese Trasse haben wir wegen Unwirtschaftlichkeit und fehlender Nutzer-Akzeptanz von der Prüfung ausgeschlossen.“

Am meisten Sinn, sagt Welsch, ergebe die Seilbahn als Bestandteil des VVS. Für Betrieb und Wartung sehe er bei den Stuttgarter Straßenbahnen, welche die Standseilbahn betreiben, Kompetenz. Es gebe keinen großen Unterschied zwischen einer Stand- und einer Schwebeseilbahn.

SSP setzt seine Machbarkeitsstudie nun fort. Der Schwerpunkt liegt jetzt darauf, die Kosten zu ermitteln.