Mit der Europaabgeordneten Anna Deparnay-Grunenberg haben sich etwa 40 Regionalpolitiker am Montag den mit sechsstelligen ­Beträgen aus den EU-Fördertöpfen finanziell unterstützten Mobilitätspunkt „Fellbacher Bahnhof“ angeschaut. Foto: /Patricia Sigerist

Auch wenn beim Radparkhaus am Fellbacher Bahnhof nur das Fundament steht, verspricht Baubürgermeisterin Beatrice Soltys eine nun rasche Fertigstellung. Regionalpolitiker wunderten sich am Montag über die überschaubare Zahl an Stellplätzen.

Fellbach - Beim Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof wird es offenbar nicht bei den bisher veranschlagten Kosten von 912 000 Euro bleiben. Denn bei der genannten Summe handelt es sich nur um einen Netto-Betrag. Das hat Fellbachs Baudezernentin Beatrice Soltys betont. Bei einem Vor-Ort-Termin mit Regionalräten präsentierte die Bürgermeisterin am Montag das zur Hälfte mit EU-Fördermitteln bezahlte Projekt.

Ohne den kalkulatorischen Kniff hätten sich die Kosten für die geplanten 76 Fahrradboxen in dem Paternoster-Turm auf 14 300 Euro pro Abstellplatz erhöht

Allerdings wird die nicht eingerechnete Mehrwertsteuer – bei den geltenden Sätzen ein Zusatzbetrag von immerhin fast 175 000 Euro – nicht im Haushaltsplan der Stadt auftauchen. Für Bau und Betrieb des unter dem Titel „Bike-Tower“ laufenden Vorhabens will das Rathaus eine gewerbliche Tochter gründen – die beim Finanzamt als vorsteuerabzugsberechtigt eingestuft ist. Ohne den kalkulatorischen Kniff hätten sich die Kosten für die geplanten 76 Fahrradboxen in dem Paternoster-Turm auf 14 300 Euro pro Abstellplatz erhöht.

Das Fahrrad-Parkhaus soll nach einer monatelangen Hängepartie um die Frage nach der Gewährleistung laut Beatrice Soltys noch vor dem Jahreswechsel in den Probebetrieb gehen. Um diesen Termin überhaupt noch zu schaffen, wird das Schweizer Unternehmen Klausner an der Fördertechnik offenbar nicht nur im heimischen Luzern, sondern auch vor Ort in Fellbach arbeiten. Laut der Baubürgermeisterin ist die Firma nach Klärung der Haftungsfrage voll in der Produktion, technisch soll es keine Probleme geben. Die Botschaft von der baldigen Fertigstellung dürfte in anderen Kommunen mit Interesse verfolgt werden – bekanntlich gilt der Fellbacher Bike-Tower trotz der hohen Kosten als Pilotversuch, der über die Region hinaus Nachahmer finden soll.

Die Verzögerungen bei der Errichtung des Radparkhauses waren bei der etwa 40 Personen zählenden Gruppe am Montag kein großes Thema

Nicht geklärt ist übrigens nach wie vor, was die Nutzer des Fahrrad-Parkhauses für die sichere Aufbewahrung ihres Drahtesels zahlen müssen. Aus Sicht der Stadt Fellbach müsste sich die Einstellgebühr an den Tarifen der im September 2018 eröffneten Radstation im Volkshochschulbau in der Eisenbahnstraße orientieren. Dort zahlen Nutzer 50 Cent für einen Tag oder eine Jahrespauschale von 50 Euro. „Das muss noch festgelegt werden. Aber bei den Gebühren wird es keinen Unterschied geben dürfen“, sagte Soltys am Montag. Ebenfalls noch nicht startreif ist bisher die App, mit der Nutzer des Bike-Towers wieder an ihr Fahrrad kommen – offenbar muss wegen der Datenschutz-Problematik noch nachgearbeitet werden.

Die Verzögerungen bei der Errichtung des Radparkhauses waren bei der etwa 40 Personen zählenden Gruppe am Montag kein großes Thema. Die Teilnehmer der Bustour zu mit EU-Mitteln geförderten Projekten in der Region wunderten sich vielmehr über die mit Blick auf die Kosten doch überschaubare Kapazität des Bike-Towers. „Ich bin erstaunt, wie wenig Stellplätze das sind“, sagte eine Teilnehmerin. Gefragt wurde außerdem, ob an eine Vernetzung mit der vom Verkehrsverbund aufgelegten Polygo-Card gedacht ist. An der von Regionalpräsident Thomas Bopp und Verbandsdirektorin Nicola Schelling angeführten Tour nahm auch die Europaabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg teil. Eine weitere Station in Fellbach war ein Besuch im Kompetenzzentrum VDC, auch dem Neckarufer in Remseck und dem Start-Up-Standort M.Tech Accelerator auf dem Stuttgarter Wizemann-Areal statteten die Politiker einen Besuch ab.