Das Fundament für das Fahrradparkhaus steht längst, aber seither tat sich nichts mehr. Nun soll es losgehen – gut ein Jahr später als vorgesehen. Foto: Patricia Sigerist

Nach monatelanger Verzögerung starten die Stahlbauarbeiten am umstrittenen Radparkhaus am Fellbacher Bahnhof. Einen Termin für die Fertigstellung nennen Stadt und Hersteller nicht. Sicher aber ist, dass das Projekt die Millionengrenze knackt.

Fellbach - Auf einen exakten Eröffnungstermin festlegen will sich Beatrice Soltys beim geplanten Fahrradparkhaus am Fellbacher Bahnhof nicht mehr. „Wir haben bemerkt, dass der Teufel bei diesem Projekt im Detail steckt. Es ist zwar nur ein kleines Vorhaben, macht aber ganz schön Arbeit“, sagte die Baudezernentin bei einem Pressegespräch am Mittwoch im Rathaus. Anlass für den Termin war der endlich absehbare Baustart für das schon wegen der Kosten in der Lokalpolitik sehr umstrittene Millionenprojekt.

Der Materialmix an der Außenhülle soll nicht nur optisch Eindruck machen

Am Freitag sollen Tieflader auf der mit Gestrüpp überwucherten Baustelle den Stahl für die Konstruktion des mehr als 16 Meter hohen Bike-Towers abladen. Allein für das Paternoster-System mit den 76 einzelnen Fahrradboxen werden 24 Tonnen Material benötigt, hinzu kommt die auf den unteren 2,5 Metern aus Metallplatten und im oberen Teil aus Sicherheitsglas und Mattfolie bestehende Fassade mit noch einmal knapp sieben Tonnen Gewicht. Der Materialmix an der Außenhülle soll nicht nur optisch Eindruck machen, sondern den teuren Fahrrad-Parkturm auch vor Beschädigung schützen – nicht, dass aus dem Sorgenkind am Bahnhof für Fellbach auch noch schnell ein Schandfleck wird.

Der Beginn der Bauarbeiten ist für Montag kommender Woche vorgesehen, mehr als ein Jahr nach dem ursprünglich ins Auge gefassten Termin. „Für den Stahlbau rechnen wir mit einer Arbeitszeit von drei bis vier Wochen, dann kommt das Innenleben mit Stromkabeln und Gondelketten“, sagt Toni Suter vom Schweizer Hersteller des Paternoster-Systems. Ausgeführt werden die Arbeiten vor Ort von der Fellbacher Metallbaufirma Christian Friz, die Stadt hat mit Gabriele Schomakers eine Projektleiterin für die Baustelle abgestellt. Bereit für die Tüv-Abnahme soll der Parkturm mit den je 1,25 Meter hohen und zwei Meter tiefen Fahrradboxen aus Aluminiumblech im April sein – wie lange die Probeläufe für den Test der Nutzertauglichkeit im Alltag dauern sollen, lässt die Stadt offen. „Auch die Erfahrung anderer Kommunen hat gezeigt, dass man sich für die Probephase genug Zeit nehmen sollte – wir wollen von den Erfahrungen der ausgewählten Testnutzer lernen“, verspricht Soltys.

Weil die Mehrwertsteuer in der Kalkulation fehlte, musste finanziell nachgebessert werden

Dass sich die Baubürgermeisterin beim Termin für die Fertigstellung in Zurückhaltung übt, hat Gründe: Beim Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof haben sich die städtischen Planer bereits mehrfach mit Aussagen zur Eröffnung die Finger verbrannt. Ursprünglich sollte das Prestigeprojekt bereits zum Auftakt der Remstal-Gartenschau allen auswärtigen Besuchern zeigen, dass Fellbach für eine ebenso innovative wie fahrradfreundliche Mobilitätspolitik stehen will. Doch wegen Verzögerungen wurde der Bike-Tower fürs Rathaus mehr und mehr zur Blamage.

Erst wurde den Planern eine Lücke bei der Gewährleistungsfrage bewusst, wenn Paternoster-Technik und Fassadenbau nicht aus einer Hand kommen: Tauchen Probleme auf, hat die Stadt keinen konkreten Ansprechpartner. Auch die einst geplante Aufteilung in verschiedene Gewerke erwies sich wegen der Pflicht zur europaweiten Ausschreibung und dem Klärungsbedarf mit den Zuschussgebern als Bumerang. Weil die Mehrwertsteuer in der Kalkulation fehlte, musste finanziell nachgebessert werden, die mit 912 000 Euro ohnehin exorbitant hohen Kosten für den Abstellplatz werden die Millionenmarke deutlich sprengen. Vierter Punkt auf der Hausaufgabenliste war die Entwicklung einer technisch und datenschutzmäßig einwandfreien App fürs Smartphone, über die die Benutzung und Abrechnung der Parkgebühren geregelt werden soll. Knapp 90 000 Euro ist der Fellbacher Anteil für die von den Schweizern entwickelte Lösung. Technisch immerhin wurde beim Bike-Tower noch nie ein Problem ruchbar, die Paternoster-Lösung scheint ausgereift. „Die Technik wird seit 1872 eingesetzt, erst für Pakete, dann für Personen. Künftig verwenden wir sie auch für Fahrräder“, sagt Suter.