Keine mobilen Daten: In der Innenstadt von Stuttgart klemmt das Mobilfunk-Netz von O2 und E-Plus. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Mobilfunk-Anbieter wie Drillisch und Telefónica versprechen Kunden schnelles Internet im O2-Netz für wenig Geld. Doch das bringt alles nichts, wenn der Datenfluss versiegt – wie in der Stadtmitte von Stuttgart und rund um den Hauptbahnhof.

Stuttgart - WhatsApp-Nachrichten schreiben, Pokémon Go spielen und Facebook durchforsten: Die Stadtbahn ist dafür eigentlich der perfekte Ort. Doch wer auf der Fahrt durchs Zentrum von Stuttgart mit seinem Smartphone surfen will, der hat ein Problem: In der Stadtmitte und rund um den Hauptbahnhof stockt in den Netzen von O2 und E-Plus der mobile Datenfluss.

Dabei wird auf dem Smartphone zwar angezeigt, dass eine schnelle Verbindung per 3G, UMTS oder LTE verfügbar sei. Doch viele Kunden beklagen sich darüber, dass seit einigen Monaten die Übertragung so langsam sei, dass sich selbst E-Mails kaum abrufen lassen. Tatsächlich sinkt bei unseren Tests die Transferrate auf weniger als 0,1 Mbit pro Sekunde – obwohl die Anbieter mit Datenraten von bis zu 50 MBit werben. Offenbar sind die Sendemasten entlang der Stadtbahnlinie zwischen Liederhalle und Olgaeck so stark überlastet, dass die Daten nicht schnell genug übermittelt werden können.

Ein Telefónica-Sprecher sagt gegenüber unserer Zeitung, dass man die Einschränkungen nicht nachvollziehen könne. „Gleichwohl kann es zu besonders belebten Zeiten an Hot Spots wie Bahnhöfen dazu kommen, dass temporär die mobile Datenkommunikation über das Mobilfunknetz nicht in der gewohnten Qualität zur Verfügung steht“, sagt der Sprecher. Man wolle weitere Messungen vornehmen, um das Problem zu analysieren.

Fusion von O2 und E-Plus verbessert die Lage kaum

Dabei sah es im vergangenen Jahr zunächst so aus, als würde alles besser werden für Telefónica-Kunden. Im April 2015 kündigte der Konzern an, die Netze O2 und E-Plus zusammenzulegen. Damit sollten Netzlücken geschlossen werden und Smartphones sich das bessere Netz aussuchen können, je nachdem, in welcher Zelle gerade der bessere LTE- und UMTS-Empfang verfügbar ist. Doch die Fusion der Netze hat die Lage vor allem in Großstädten kaum verbessert. Während Telefonate in der Regel gut funktionieren und die Sprachqualität sich verbessert hat, fließen die mobilen Daten in Städten wie Stuttgart, Karlsruhe, München, Berlin und Hamburg nicht wie vom Kunden gewünscht.

Auch der aktuelle Mobilfunknetz-Test von „Connect“ zeigt: Gegen die solide Datenübertragung im Telekom- und Vodafone-Netz hat O2 keine Chance. Trotz einer guten Netzabdeckung scheiterte im Lauftest durch Großstädte jeder zehnte Website-Aufruf im O2-Netz, während bei der Konkurrenz nahezu alle Abrufe gelangen.

Neben der Netzfusion bereitet offenbar auch der erhöhte Datenbedarf dem O2-Netz einige Schwierigkeiten: Nach Angaben von Telefónica lag der mobile Datenverbrauch bei Kunden mit einem LTE-Anschluss im September dieses Jahres durchschnittlich bei 1,6 Gigabyte, also bei rund 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Und bei der Anzahl der Kunden ist Telefónica der Spitzenreiter: Mit 44,1 Millionen Anschlüssen ist Telefónica derzeit der größte Mobilfunkprovider in Deutschland.

Viele Kunden dank preiswerter Tarife

Der Zulauf liegt wohl vor allem daran, dass Tarife im Telefónica-Netz im Gegensatz zu Verträgen mit der Telekom im D-Netz ziemlich günstig angeboten werden. Die Angebote kosten teilweise weniger als zehn Euro im Monat. Die O2-Tarife vertreiben unter anderem Discounter wie Aldi und Lidl und der Mobilfunk-Provider Drillisch, der seine Angebote über Marken wie Yourfone, Smartmobil und Simply verkauft.

Verbraucherschützer empfehlen Vertragskunden, sich bei Störungen schriftlich an die Telefonkonzerne zu wenden. „In der letzten Zeit haben wir vermehrt Verbraucherbeschwerden zu Telefónica erhalten“, sagt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Dabei gehe es aber nicht nur um das Handynetz, sondern auch um Festnetz-Anschlüsse und um einen schwer zu erreichenden Kundenservice. Sollte man niemanden über die Hotline erreichen, dann raten die Verbraucherschützer dazu, den Anbieter per E-Mail oder Brief aufzufordern, die Störung innerhalb einer bestimmten Frist zu beheben. „Gibt es darauf keine Reaktion oder bleibt das Problem bestehen, kommt auch eine Sonderkündigung in Betracht“, sagt die Sprecherin.