Nach der Eröffnung herrscht reger Andrang auf das Übehaus. Die Unimusikanten Stuttgart sorgen für musikalische Unterhaltung. Foto: Hannah Lau

Es heißt „Übehaus“ und ist ein mobiler Proberaum auf dem Stuttgarter Leonhardsplatz. Am Samstag wurde er eröffnet. Das Übehaus soll ein Symbol für das dürftige Angebot an Proberäumen in Städten sein.

S-Mitte - Ein auffällig rapsgelber Turm ragt zwischen dem Jazzclub Bix und der Leonhardskirche auf. Im Hintergrund rauscht der Verkehr. Vor dem Turm ist Nicola Missel mit ihren Helfern noch beschäftigt, letzte Sägespäne zusammenzukehren. Gleich wird der markante leuchtend gelbe Turm eröffnet – es ist das neue Übehaus in Stuttgart. Ein mobiler Proberaum, der nun bis Juli seinen Platz nahe dem Stuttgarter Rotlichtviertel gefunden hat. Nicola Missel, schlank, groß, mit einem roten Schal um den Hals, ist die Initiatorin des Projektes. „Ich spiele selber Tuba und war auf der Suche nach einem Proberaum. Aber das ist in großen Städten schwierig“, erzählt die ehemalige Architekturstudentin. Viel Zeit für ein Gespräch vor der Eröffnung bleibt nicht. Missel ist eine viel gefragte Frau, muss jede Menge Hände schütteln und Fragen beantworten.

Laut Missel gibt es so eine Art des öffentlichen Proberaums in Deutschland noch nicht. Relativ leicht lässt es sich aus den einzelnen Quadern zusammen- und dann wieder auseinanderbauen. Das Probehaus soll immer dahin wandern, wo es gebraucht wird. Es soll ein Symbol für zu wenig Proberäume und zu vielen brachliegenden städtischen Räumen sein. „In meinen Entwürfen ist das Häuschen noch blau“, sagt Missel. Sie lächelt. „Es erinnert jetzt ein bisschen an ein Bienenhaus“, meint sie schließlich. Die gelben Schalungsplatten wurden von der österreichischen Firma Doka gesponsert. Missel entschied sich, die gelbe Legierung nicht zu überstreichen.

Drei bis fünf Musiker haben Platz

Innen duftet es nach frischem Holz. Das Licht ist senfgelb und warm – es bricht durch kleine Lichtschlitze in den gelben Quader. Etwa drei bis fünf Musiker haben drinnen Platz, schätzt Nicola Missel. Ist die Tür zu, dringt kaum etwas nach außen – gleichzeitig bleibt auch der Straßenlärm draußen. Das Übehaus ist für Musiker und Bands gratis zugänglich. Einmieten kann man sich unbürokratisch über eine Website. Die Musiker erhalten dann einen Code, mit dem sie die Tür öffnen können.

Etwa 15 000 bis 20 000 Euro an Materialkosten hat das Häuschen gekostet, über Spenden und Sponsoring kam das meiste zustande. Arbeitskosten sind nicht einberechnet, denn die Architekturstudenten haben alle ehrenamtlich für ihre Vision gearbeitet. Am Tag der Eröffnung sind viele gekommen: Der Geschäftsführer des benachbarten Jazzclubs, Mini Schulz, fordert: „Macht euch laut!“ Und Michael Stille, Intendant der Stuttgarter Philharmoniker, zeigt sich sehr beeindruckt. Peter Cheret, Architekturprofessor an der Universität Stuttgart, wird gar pathetisch: „Wir erleben gerade ein Wunder“, sagt er.

Das Übehaus soll auch auf Wanderschaft gehen

Das Übehaus hat noch Großes vor sich. Es soll auf Wanderschaft gehen. Nächste Station ist Esslingen. Dort wird es während der Jazztage zu finden sein. Missel träumt davon, dass ihr kleiner gelber Turm irgendwann eine Reise durch ganz Deutschland antritt.

Weitere Informationen und Anmeldung www.uebehaus.com