Bereits vor zwei Jahren musste der einsturzgefährdete Längsbau der Schule mit zwölf Räumen für naturwissenschaftliche Fächer und Bildende Kunst gesperrt werden. Seither fand der Unterricht in Containern statt. Sie werden nun weiter benötigt. Foto: Michael Steinert/Archiv

Die missglückte und desaströs gescheiterte Sanierung des Michelberggymnasiums kommt die Stadt Geislingen teuer zu stehen.

Geislingen - Erneut müssen sich die Schüler und die Lehrer des Geislinger Michelberggymnasiums auf Unterricht im Provisorium einrichten. Weil die Sanierung der Schule völlig missglückt ist, muss der komplette Schulbetrieb in Container ausgelagert werden – und das für viele Jahre. Das kostet viel Geld. Noch viel teurer werden allerdings die Behebung der baulichen Mängel oder ein möglicher Neubau der Schule. Sorgen bereiten dem Gemeinderat die zu erwartenden hohen Investitionen, die, ganz grob geschätzt, bei 25 bis 37 Millionen Euro liegen könnten.

Drei Varianten werden diskutiert

Variante eins bezeichnet den möglichen Abriss der Schule und einen Neubau am alten Standort zu aus heutiger Sicht geschätzten Kosten von 25,5 Millionen Euro. Die Variante zwei beschreibt einen Abriss der Schule und einen Neubau neben dem Helfensteingymnasium an dessen innerstädtischem Standort Parkstraße. Eine erste Kostenschätzung geht von knapp 37 Millionen Euro aus, da für den Neubau zunächst die alte Stadtbadhalle abgerissen werden müsste. Außerdem wäre dann der Neubau einer Sporthalle an der Kaiser-Wilhelm-Straße notwendig. Insgesamt werden dafür rund zehn Millionen Euro veranschlagt. Ein kompletter Rückbau des jetzigen Michelberggymnasiums auf Rohbaustandard und die anschließende komplette Modernisierung der alten Schule zum Preis von geschätzten 25 Millionen Euro wird als Variante drei bezeichnet. Erst wenn genauere Kosten vorliegen, will der Gemeinderat in der Variantenfrage entscheiden.

Der Brandschutz ist das Problem

Gravierende Brandschutzmängel erstrecken sich offenbar auf das gesamte Gebäude, weil während der vorangegangenen Generalsanierung des Michelberggymnasiums abweichend vom genehmigten Brandschutzkonzept gebaut worden ist, heißt es in einer Erklärung der Stadtverwaltung. Demnach müssen die belassenen alten Leitungen sowie neue Installationen und Anschlüsse zurück- und anschließend neu aufgebaut werden. Das bedeutet, dass nahezu die gesamte Schule erneut saniert werden muss. Diese Erkenntnis „war für uns alle ein herber Schlag ins Gesicht“, erklärte der Oberbürgermeister Frank Dehmer. Im Sommer hatten die Verantwortlichen noch gehofft, dass Mensa, Verwaltung, die Bibliothek und ein Teil der Naturwissenschaft- und Technikräume weiter genutzt werden könnten.

Die Zeit drängt

Der Brandschutzsachverständige erklärte, es sei zu teuer, den Betrieb in Teilen der Schule aufrechtzuerhalten. Um Schüler und Lehrer keinem Risiko auszusetzen, hat das von der Kommune beauftragte Brandschutzsachverständigenbüro aus Vorsicht die Nutzungszeit der Schule begrenzt: Eine Nutzungsuntersagung tritt demnach am 31. Dezember 2019 in Kraft.

Kompromiss für Übergangszeit

Damit der laufende Schulunterricht und die Abiturvorbereitungen nicht zu sehr beeinträchtigt werden und weil der zeitliche Vorlauf für den Aufbau der Containerschule bis zum Jahresende nicht zu schaffen ist, hat die Kommune eine Verlängerung der Nutzung bis zum 31. Juli 2020 erwirkt. Für die Interimszeit soll die örtliche Feuerwehr von zwei auf vier hauptamtliche Kräfte verstärkt werden, um die Ausrückzeit zu verkürzen. Außerdem sollen bis zu 30 Prozent der bisher als Wärmepuffer dienenden vorgesetzten Glasfassade geöffnet werden. Damit soll die Schule für den Fall eines Brandes für einen Löschangriff zugänglich gemacht werden.

Die Kommune macht Schadenersatzansprüche geltend

Die Stadt Geislingen hat mehrere Klageverfahren angestrengt, mit denen sie sich gegen die ungenügenden Leistungen wehren möchte bei der Tragwerksplanung, dem vorbeugenden Brandschutz, im Bereich der Fassade und an den technischen Anlagen wie Heizungs- und Lüftungstechnik. Auf eine Stellungnahme des Prozessgegners wartet der Oberbürgermeister Frank Dehmer noch. Die Geislinger Stadtverwaltung geht von einem einklagbaren Schaden von sechs Millionen Euro bis acht Millionen Euro aus. Dringend erwartet wird ein vom Landgericht Ulm bestellter Gutachter, der im Rahmen eines von der Stadt beauftragten Selbstständigen Beweisverfahrens die Mängel feststellen und Beweise sichern soll.

Da es für die Auslagerung der Schule kein passendes Gebäude gibt, müssen die Klassenzimmer in rund 300 mobile Unterrichtseinheiten in Containern auf den Kunstrasenplatz verlagert werden. Die Cafeteria der Sporthalle soll für den Pausenverkauf und als Lernbereich genutzt werden. Außerdem sollen die Sanitäranlagen für den Schulbetrieb offenstehen und zusätzliche WC-Einheiten in die Container integriert werden. Genutzt werden auch die bereits vor zwei Jahren angemieteten Container, in denen Fachunterricht stattfindet, seit der einsturzgefährdete Längsbau der Schule mit zwölf Klassenzimmern für naturwissenschaftliche Fächer und Bildende Kunst gesperrt werden musste.

Der Unterricht wird in eine Container-Schule verlagert

Weil sich der Zeitbedarf für Planungsvorlauf und Bauzeit bei den drei Varianten für die neue Schule unterscheidet, ist auch noch unklar, wie lange die Container angemietet werden müssen. Die mögliche Spanne beträgt knapp vier bis knapp sechs Jahre.

Abhängig von der Mietdauer ergeben sich auch unterschiedliche Kosten für die Containerschule. Zusammen mit den Kosten für die Einlagerung von Mobiliar sowie Ausgaben für acht bestehende Container, die während der zurückliegenden ersten Sanierung benötigt wurden, rechnet die Kommune mit Aufwendungen von 5,4 Millionen bis knapp acht Millionen Euro.

Die Geislinger Einwohner sollen bei einer Veranstaltung in der Jahnhalle über die Bauvarianten informiert werden. Der Termin steht noch nicht fest