Stocherkahnrennen auf dem Neckar in Tübingen: Es gibt immer mehr Ideen, den Fluss zu nutzen. Doch er befindet sich an vielen Stellen in keinem guten Zustand. Foto: dpa

Immer wieder kommen Stimmen auf, den Neckar als Badegewässer zu nutzen. Doch eine Stellungnahme des Umweltministeriums bescheinigt ihm jetzt auf seiner ganzen Länge Bedenkliches.

Stuttgart - Der Neckar bleibt ein ökologischer Problemfall. Der 362 Kilometer lange Fluss weise „in seinem gesamten Verlauf von der Quelle im Schwenninger Moos bis zur Mündung in den Rhein unterschiedliche biologische Defizite auf“, heißt es in einer Antwort des Umweltministeriums auf eine FDP-Anfrage, die unserer Zeitung vorliegt. Bis Plochingen sei der Zustand als mäßig bis unbefriedigend bewertet, auf dem zur Bundeswasserstraße ausgebauten Teil hinter Plochingen gar als unbefriedigend bis schlecht. Grund dafür ist unter anderem die hohe Nährstoffbelastung. Auch der chemische Zustand des Neckars wird als „nicht gut“ eingestuft.

Insgesamt leidet der Fluss unter vielen Staustufen samt daraus folgender Erwärmung und Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit, unter der Schifffahrt und vielen Stoffen, die ihn verunreinigen. An manchen Stellen werden zeitweise hohe Anteile an Nutzwasser erreicht. Hinter dem Hauptklärwerk in Stuttgart-Mühlhausen zum Beispiel besteht der Neckar nach Berechnungen des Umweltministeriums an Tagen mit Niedrigwasser aus bis zu 37 Prozent Abwasser. Dort soll in den nächsten Jahren für 85 Millionen Euro eine zusätzliche Reinigungsstufe entstehen.

Die Fischarten verändern sich

Das wirkt sich auch auf den Fischbestand aus. „Die Artenzahl im Neckar hat sich in den letzten 30 Jahren kaum verändert, dafür aber die Artenzusammensetzung und die Fischdichten“, heißt es in der Stellungnahme. So ist im mittleren Neckar die Zahl der Arten sogar von 30 auf 34 gestiegen, davon sind allerdings nur noch 27 heimisch. Typische Arten wie die Barbe und die Nase sind auf dem Rückzug. „Für den kompletten Neckar gilt, dass im Fischbestand erhebliche Defizite festgestellt werden konnten“ so das Ministerium.

„Der Neckar bleibt das Sorgenkind unserer Flusslandschaft. Von einer grün geführten Landesregierung erwarte ich, dass sie die rechtlichen Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ernst nimmt und die Verbesserung des ökologischen Zustands des Flusses zügig vorantreibt“, sagt Gabriele Reich-Gutjahr, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Landtag.