Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beim Empfang in Winnenden. Foto: /Gottfried Stoppel

Der Gesundheitsminister Jens Spahn spricht in Winnenden vor rund 550 Gästen des Wirtschaftsrats und hofft auf gute Geschäfte – um der Finanzierbarkeit von Gesundheit, Rente und Pflege willen.

Winnenden - Was führt einen amtierenden Gesundheitsminister aus Berlin ausgerechnet nach Winnenden zum Neujahrsempfang des Wirtschaftsrats der CDU? Nun, das hat Jens Spahn höchstpersönlich beantwortet – und zwar in seiner 30-minütigen Rede, die er am Dienstagabend vor rund 550 geladenen Gästen aus der gesamten Wirtschaft Baden-Württembergs im Auditorium der Firma Kärcher in Winnenden gehalten hat: „Wenn wir Gesundheit, Rente, Pflege in fünf und in zehn Jahren noch bezahlen können wollen, hier bei uns in Deutschland, dann werden wir noch ein paar Autos, Maschinen und Kärcher in die Welt verkaufen müssen“, sagte Spahn – und erntete damit viel Applaus aus dem voll besetzten Saal.

Für ihn hängen der Sozialstaat und die Wirtschaft eng miteinander zusammen: „Wenn wir uns Infrastruktur, Bildung, Sozialausgaben, den Sozialstaat, den wir gewohnt sind, leisten wollen in fünf oder in zehn Jahren, dann werden wir vielleicht nicht ganz Exportweltmeister, aber auf dem Exporttreppchen ziemlich weit vorne sein müssen“, betonte er.

Applaus und wohlwollendes Kopfnicken

Spahn sprach an diesem Abend zu Unternehmern, Geschäftsführern, Wirtschaftsprüfern, zu Apothekern oder Rechtsanwälten – und traf bei ihnen den richtigen Ton. Er erntete wohlwollendes Kopfnicken und immer wieder Applaus für viele seiner Aussagen. Dabei war seine Rede geprägt von dem Begriff Vertrauen: „Das ist das wichtigste, was wir brauchen, das aber doch oft fehlt“, sagte Spahn. Viel Vertrauen sei in den vergangenen Jahren verloren gegangen, „obwohl es uns wirtschaftlich so gut geht wie noch nie“.

Der Minister hatte am Dienstagabend für seine Zuhörer aber auch Antworten auf diese Vertrauenskrise: „Wir brauchen bessere Debatten“, sagte er. Auch kontroverse Debatten. Und: Man müsse den Kompromiss wieder schätzen. Denn: „Der Kompromiss ist ein Wert an sich.“ Wichtig war ihm auch, dass nach den guten Debatten, wie es sie auch beim Thema Organspende gab, auch Entscheidungen stünden. Er gab zu diesem Punkt zu: „Ich hätte mir eine andere Entscheidung gewünscht. Aber schön, dass wir jetzt eine haben.“

Spahn: Gewollte Zuwanderung unterstützen

Auch das Thema Pflege ließ der Gesundheitsminister nicht aus und stellte seine Erfolge dar: In diesem Gebiet habe man mehr Stellen geschaffen, Schulgeld, das es in manchen Bereichen noch gab, abgeschafft. Und er betonte: Ohne Fachkräfte aus dem Ausland ließen sich nicht alle Stellen zu besetzen. Und nur mit Ausbildung innerhalb Deutschlands ginge es ebenfalls nicht. In diesem Zusammenhang warb er für eine Unterscheidung bei der Zuwanderung. Er habe Leute in anderen Staaten getroffen, die hier in Deutschland anpacken wollen. Und genau das sei die Art von Zuwanderung, „die wir brauchen, wollen und unterstützen“.

Gerne lauschten die Besucher im Auditorium der Alfred Kärcher SE & Co. KG auch dessen Vorstandsvorsitzendem Hartmut Jenner. Der nutzte das Heimspiel, um mit kurzweiligen Worten den Gästen sein Unternehmen, den Erfolg und die Philosophie dahinter zu erklären. Seine erste Bitte ans Publikum: „Hand hoch, wer einen Kärcher zu Hause hat.“ Viele meldeten sich mit einem Lachen. „Und wer hat keinen?“ Ein paar zögerliche Meldungen im Saal – Jenner drauf mit Grinsen: „Die Adressen brauche ich nachher.“