Mit den Farben der 60er Jahre und viel Grün lockt die Kleingolfanlage. Foto: gut/Julian Rettig

Die erste Kleingolfanlage weit und breit hat die Familie Schwab auf der Uhlandshöhe in den 60er Jahren angelegt. Noch heute ist sie im Familienbesitz.

Stuttgart - Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter haben ja ein besonderes Verhältnis zu ihren mehr als sieben Hügeln der Stadt. Spötter sagen gar, ihretwegen sei das Pedelec erfunden worden. Ob das stimmt, lassen wir dahingestellt. Fakt ist: Die Menschen wohnen zwar gern mindestens auf halber Höhe in der Stadt. Doch so richtig begeistert macht sich niemand auf den Weg den Berg hinauf. Es sei denn, oben lockt ein besonderer Spaß. Im Norden der geliebte Killesberg, im Westen der Monte Scherbelino, hoch überm Süden der Fernsehturm – und im Osten die Uhlandshöhe mit ihrer kultigen Minigolfanlage. „Unsere war die erste in Stuttgart“, sagt die Betreiberin Rosi Röhrig. Ihr Vater brachte die Idee von einer Geschäftsreise mit. In Österreich hatte er die Sportart kennengelernt. Ursprünglich wollte er einen Tennisplatz auf dem Grundstück der Familie anlegen, aber dafür habe der Platz nicht ganz gereicht. Besitzerin der Anlage ist Röhrigs 99-jährige Mutter.

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Was macht den Charme der Anlage aus?

Es ist ja so eine Sache mit dem Minigolf. Auch dieses Freizeitvergnügen soll dieser Tage möglichst bunt und glitzernd und schillernd daherkommen. Schwarzlichtanlagen in Hallen sind der neueste Schrei. Wem das alles zu viel Bling-Bling ist, der wird die Uhlandshöhe lieben. Hier ist die Zeit ein bisschen stehen geblieben. Die Anlage stammt aus den 1960er Jahren. Wer Retro-Charme mag, ist hier goldrichtig. Minigolf ist der Begriff, der sich landläufig eingebürgert hat. Jedoch ist die Anlage streng genommen keine Mini-, sondern eine Kleingolfanlage, erläutert Röhrig. Früher war die Uhlandshöhe sogar ein Turnieraustragungsort. Da die Bahnen nicht mehr hundertprozentig der Norm entsprechen, komme sie für Wettkämpfe aber nicht mehr infrage. Rosi Röhrig hat früher auch im Verein gespielt. Auch jetzt macht sie gern noch einen Durchgang, wenn wenig los ist. Und verrät ihre Geheimnisse: „Bahn elf ist reine Gefühlssache. Bahn sieben ist meine Lieblingsbahn. Die ist hinten nur leicht hochgestellt. Das spiele ich über die Bande.“ Auch ihre erwachsene Tochter, die Gefallen am „richtigen“ Golfsport gefunden hat, dreht mit Freundinnen und Freunden gerne mal eine Runde auf der Anlage.

Wer kann hier golfen?

Hier ist die ganze Familie glücklich. Mitspielen kann, wer groß genug ist, den Schläger zu halten und vernünftig zu führen. Das halten die Betreiber der Anlage bei Kindern ab vier Jahren für möglich. „Darunter hat es keinen Sinn, aber ab vier verstehen es die Kinder“, sagt Rosi Röhrig. Ball und Schläger bekommt man ausgeliehen. Besondere Ausrüstung oder Kleidung ist nicht erforderlich, bequeme Schuhe erleichtern jedoch den guten Stand. Achtung: Nach wie vor gilt die strenge Minigolf- beziehungsweise Kleingolfregel: Das Betreten der Bahnen ist auch mit der weichesten Gummisohle verboten. Denn die Bahnen bestehen aus Platten, die sich durch die Tritte darauf verschieben können. Erst recht soll man die Füße von den Schikanen lassen, die auf die Bahnen montiert sind. „Erst vor Kurzem ist eine beschädigt worden – wir haben sie noch nicht ersetzen können“, sagt Röhrig. Die Teile werden nicht mehr in Serie hergestellt.

Wie kommt man auf die Uhlandshöhe?

Parkplätze sind auf der Uhlandshöhe Mangelware. Am besten fährt man mit der Stadtbahn U 15 bis zur Haltestelle Heidehofstraße und geht dann durch den Park etwa 800 Meter zu Fuß bis zum Minigolfplatz. Auch der Bus der Linie 42 hat eine Haltestelle Heidehofstraße. Beide Haltepunkte sind etwa gleich weit entfernt. Und Radfahrerinnen und Radfahrer, die den Anstieg nicht scheuen, haben ohnehin keine Probleme. Man kann auch von der anderen Seite kommen: Von der Sternwarte auf der Uhlandshöhe führt ebenfalls ein Fußweg zur Minigolfanlage. Hier ist die nächste Haltestelle die Urachstraße, die ebenfalls mit dem 42er Bus zu erreichen ist. Parkplatztechnisch sieht es auch rund um die Sternwarte eher schlecht aus, höchstens an der Haußmannstraße kann man Glück haben und den Rest zu Fuß gehen. Der Weg von der Haltestelle Heidehofstraße, vorbei am Werkstatthaus, ist jedoch vor allem für Familien mit Kindern reizvoller, da unterwegs noch zwei Spielplätze am Alfred-Lörcher-Weg locken. Denn nur mit Minigolf ist der Nachwuchs vielleicht nicht ausgepowert.

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Wie ist die Verpflegung?

Gastronomisch beschränkt sich der Familienbetrieb auf Getränke und Knabbereien wie Chips und Nüsschen, da nur an den Wochenenden geöffnet ist. Ansonsten sind Cola, Fanta, Spezi, Apfelschorle, Sprudel und Bier im Angebot. Möglichkeiten, eine Pause mit Vesper zu machen, gibt es auf den Bänkchen im Park oder am Spielplatz nebenan.

Was kostet der Spaß?

Der Eintritt kostet fünf Euro für Erwachsene und vier für Kinder bis 14 Jahren. Außerdem bietet die Familie an, den Platz für Firmenevents zu mieten. Dann stehe auch die Terrasse zum Aufenthalt zur Verfügung. Kindergeburtstage sind auch willkommen. Anmeldungen nimmt die Familie unter 07 11 / 46 38 42 oder online entgegen. Geöffnet ist nur am Wochenende: samstags von 14.30 bis 19 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 13.30 bis 18.30 Uhr.

Wer hat das Minigolfen erfunden?

Der Mini- beziehungsweise Kleingolfsport ist etwa 100 Jahre alt. In den 1920er Jahren wurden in London viele Anlagen für „Golf auf festen Bahnen“ in fast allen öffentlichen Parks angelegt. Auch in Deutschland und Skandinavien erfreuten sie sich zunehmender Beliebtheit, schildert der Deutsche Minigolf Verband die Geschichte des Sports. In den 1940er Jahren seien diese dann aber auf unerklärliche Weise wieder verschwunden. Als Erfinder des genormten Minigolfs gilt der Schweizer Gartenbauer Paul Bongni. 1953 legte er in Locarno in der Nähe des Lago Maggiore die erste Anlage mit 18 Bahnen an.