11 800 Kinder und Jugendliche sind 2016 im Südwesten vorläufig in Hilfeeinrichtungen gelandet. Foto: dpa

Junge allein reisende Flüchtlinge, aber auch Misshandlung und Verwahrlosung: 11 800 Kinder und Jugendliche sind 2016 im Südwesten vorläufig in Hilfeeinrichtungen gelandet – so viele wie noch nie.

Stuttgart/Wiesbaden - Junge alleinreisende Flüchtlinge, Misshandlung und Verwahrlosung: In Baden-Württemberg sind im vergangenen Jahr knapp 11 800 Kinder und Jugendliche zu ihrem Schutz vorläufig von Behörden und Jugendhilfeeinrichtungen in Obhut genommen worden – so viele wie noch nie. 2015 waren es noch 8400 gewesen.

Minderjährige Ausländer, die alleine in den Südwesten kamen, waren der Hauptgrund für den neuerlichen Anstieg mit einem Anteil von insgesamt gut 66 Prozent. Die Einrichtungen seien mittlerweile personell und räumlich aber „gut auf die dynamische Entwicklung eingestellt“, sagte Referatsleiter Jürgen Strohmaier vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) gegenüber dieser Zeitung.

Einrichtungen haben kaum noch Puffer

Bundesweit sind 2016 mehr als 84 000 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen worden. Im Vergleich zum Vorjahr betrug das Plus 8,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Der Anstieg war allerdings deutlich schwächer als 2015 (plus 61,6 Prozent). Immerhin rund 44 900 Minderjährige waren ohne Eltern in die Bundesrepublik gekommen, das waren 2600 mehr als 2015.

Jungen und Mädchen werden in Obhut genommen, wenn sie sich in akuten Krisen- und Gefahrensituationen befinden. Bis eine Lösung gefunden ist, werden sie in Heimen oder Pflegefamilien untergebracht. Vor zwei Jahren, als die Einreisen junger Flüchtlinge plötzlich deutlich zunahmen, standen die Hilfeeinrichtungen vor großen Herausforderungen, heißt es beim KVJS. Durch eine gute Zusammenarbeit von Behörden, Verbänden und freien Trägern sei es rasch gelungen, die Unterbringung und Betreuung in geordnete Bahnen zu lenken. Nicht nur in Stuttgart sind Wohngruppen aber ausgelastet, wie Lucas-Johannes Herzog vom Jugendamt bestätigt. „Wir haben im Moment wenig Puffer.“