Ingrid Steineck, Tochter des früheren Porsche-Mitarbeiters Erwin Komenda, will urheberrechtliche Fragen klären lassen, die von grundsätzlicher Bedeutung sind. Foto: StN

Wer hat das typische Aussehen des VW Käfer erfunden? Wird er vom Unternehmen ins rechte Licht gerückt? Und steht seiner Familie Jahrzehnte später viel Geld zu? Diese Fragen muss jetzt ein Gericht in Braunschweig klären. In Stuttgart muss sich Porsche bereits mit einer identischen Klage befassen.

Stuttgart. - Die Volkswagen AG sieht sich mit einer neuen Klage konfrontiert. Dabei geht es um die Urheberrechte an den erfolgreichen Modellen Käfer und Beetle. Die Familie des früheren Porsche-Designers Erwin Komenda will gerichtlich klären lassen, ob der längst verstorbene Schöpfer der berühmten Karosserie im Nachhinein noch Ansprüche hat. Dieser sogenannte Fairnessausgleich kann dann fällig werden, wenn die ursprüngliche Entlohnung nicht im Verhältnis zum späterem Erfolg des Produkts steht.

Das Landgericht in Braunschweig verhandelt am 21. November darüber, ob die Klage zugelassen wird. Laut einer Gerichtssprecherin ist noch kein Streitwert festgesetzt. „Es geht um eine Gesamtvorstellung von fünf Millionen Euro, aber das Gericht hat noch keine eigenen Berechnungen angestellt“, sagt die Sprecherin.

Die Familie Komendas war vor kurzem in Stuttgart mit einer identischen Klage gegen Porsche gescheitert – allerdings nur knapp. Das Gericht war zum Schluss gekommen, dass der Fairnessausgleich grundsätzlich möglich wäre und die fraglichen Porsche-Modelle 356 und 911 auch urheberrechtlich geschützte Werke der angewandten Kunst sind. Abgewinkt hat es nur deshalb, weil es die heutigen Modelle für zu unterschiedlich im Vergleich zu den Ur-Typen einschätzt. Das Stuttgarter Landgericht war nach eigenen Berechnungen auf einen Streitwert von 46 Millionen Euro gekommen.

Familie betont, es gehe nicht ums Geld

Erwin Komenda hatte von 1931 bis zu seinem Tod im Jahr 1966 für das Unternehmen Porsche gearbeitet. Der enge Vertraute des Firmengründers Ferdinand Porsche kam aus Österreich nach Stuttgart und war dort unter anderem als Leiter der Abteilung Karosseriekonstruktion tätig. Er gilt als Schöpfer des Designs mehrerer Porsche-Modelle ebenso wie des späteren Verkaufsschlagers VW Käfer.

Geklagt wird von Ingrid Steineck, der Tochter Komendas. Die Enkelin Iris betont gegenüber unserer Zeitung, der Familie gehe es nicht zuvorderst um Geld. Sowohl bei Porsche als auch bei VW würden die Verdienste Komendas nicht ausreichend gewürdigt. Außerdem gehe es um „grundsätzliche urheberrechtliche Fragen, die juristisch geklärt gehören“.