Anfang 2017 hat Rüdiger Grube als Bahn-Chef hingeschmissen. Vom Staatskonzern erhielt er trotzdem ein stattliches Salär in Millionenhöhe überwiesen. Foto: dpa

Rüdiger Grube hat Ende Januar 2017 seinen Job als Bahn-Chef regelrecht hingeschmissen. Obwohl er 2017 – zum Ende seiner fast achtjährigen Amtszeit – nur 30 Tage im Amt war, hat er vom Staatskonzern 2,3 Millionen Euro überwiesen bekommen.

Berlin - Der frühere Bahn-Chef Rüdiger Grube hat trotz des Eklats bei seinem Rücktritt vor gut einem Jahr eine hohe Abfindung erhalten. Insgesamt zahlte die bundeseigene Deutsche Bahn AG für nur noch 30 Tage Amtszeit im Jahr 2017 die stolze Summe von 2,3 Millionen Euro an ihren früheren Topmanager. Das geht nach Informationen unserer Redaktion aus Unterlagen zur nächsten Aufsichtsratssitzung des größten Staatskonzerns hervor.

Zahlen zu Gehältern im Geschäftsbericht

Ein Bahn-Sprecher verwies auf Anfrage auf die Bilanzpressekonferenz der DB AG am kommenden Donnerstag, in der Bahn-Chef Richard Lutz den bisher noch vertraulichen Geschäftsbericht vorlegen wird. Dort finden sich die Zahlen zu den Gehältern aller Vorstandsmitglieder weit hinten auf Seite 374 im Bericht zur korrekten Unternehmensführung (Corporate Governance) und unter der Überschrift „An unsere Stakeholder“.

Von den 2,3 Millionen Euro, die Grube noch erhalten hat, sind demnach 2,251 Millionen Euro „Bezüge im Zusammenhang mit der vorzeitigen Beendigung der Tätigkeit“. Weitere Angaben finden sich dort nicht. Grubes Vertrag lief noch bis Ende 2017. Der 20-köpfige Aufsichtsrat des Staatskonzerns unter dem zum Monatsende ausscheidenden Vorsitzenden Utz-Hellmuth Felcht wird am Mittwoch die Geschäftsentwicklung beraten und Beschlüsse zu den erreichten Unternehmenszielen und den davon abgeleiteten Tantiemen der Manager fassen.

Grubes Bilanz ist umstritten

Die Bilanz von Grubes knapp achtjähriger Amtszeit ist umstritten. Fachleute sehen sie eher kritisch. Nach dem Daten- und Überwachungsskandal sowie dem gescheiterten Börsengang unter Vorgänger Hartmut Mehhdorn versprach der vormalige Daimler-Manager eine erfolgreiche Neuausrichtung des Riesenkonzerns mit seinen mehr als 300 000 Beschäftigten und mehr als 1000 Beteiligungen. Die Umsetzung gelang nur ansatzweise, das Aktions- und Sanierungsprogramm „Zukunft Bahn“ stieß bei den Gewerkschaften und Teilen der Politik auf harten Widerstand.

Zeitweise fuhr der Konzern tief in die roten Zahlen und auch der Schuldenberg wächst bis heute weiter, anders als von Grube versprochen. Wegen technischen Problemen mit Zügen und Mängeln, Engpässen und zahlreichen Baustellen im lange vernachlässigten Schienennetz läuft auch der Bahnverkehr weiter nicht rund und ist häufig verspätet. Deshalb wuchs die Kritik an Rüdiger Grube auch in der Regierungskoalition.

Zwist eskalierte

Schließlich eskalierte der Zwist in der Aufsichtsratssitzung am 30. Januar 2017, als der damals 65-jährige Bahn-Chef sein Amt mit sofortiger Wirkung aufgab. Zuvor hatte es Meinungsverschiedenheiten über eine Verlängerung seines Vertrags um zwei oder drei Jahre gegeben. Zudem sollte sein Grundgehalt von 900 000 Euro aufgestockt werden, das anders als die zusätzlichen variablen Vergütungen unabhängig vom Unternehmenserfolg und der Erreichung von Zielen gezahlt wird.

Grube fand schon bald nach seinem Abgang einen neuen Job bei der US-Investmentbank Lazard in Frankfurt am Main. Dort soll er seit 1. August 2017 als Leiter des Investmentbankings vor allem seine Kontakte nutzen und neue Kunden gewinnen.

Hohe Abschiedszahlung ruft Kritiker auf den Plan

Die hohe Abschiedszahlung an Grube stößt bei der Opposition im Deutschen Bundestag auf scharfe Kritik. „Es ist kein Wunder, dass die Kritik an Politikern und Managern immer heftiger wird, wenn solche irrwitzigen Summen als Abfindungen gezahlt werden“, sagte Matthias Gastel, Mitglied im Verkehrsausschuss und Bahnexperte der Grünen-Fraktion, auf Anfrage.

Vielen Managern in den Topetagen der Konzerne fehle zunehmend das Gespür für die Verantwortung, die sie tragen, kritisiert Gastel. Dringend nötig sei eine Debatte über Ethik in der Wirtschaft. Der Bahnexperte will nun die Bundesregierung befragen, ob und wann sie von der Abfindung für Grube wusste und wie sich die Vertreter der Bundesregierung in der hierzu stattgefundenen Sitzung des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn verhalten haben. „Wenn die große Koalition wusste, dass solche Summen im Spiel sind“, betont der Grünen-Politiker, „dann hat sie ihr erstes handfestes Problem.“