Der Entwickler Thomas Dohmke erklärt vor jungen Gründern den Lebenszyklus von Apps. Foto: Sascha Maier

Thomas Dohmke hat sein Start-up Hockey-App 2014 an Microsoft verkauft. Im Stuttgarter Osten hat er jungen Gründern jetzt sein Erfolgsrezept verraten.

Stuttgart - Er nutzt ein Macbook, telefoniert mit einem iPhone und trägt sogar eine Apple-Watch. Thomas Dohmke repräsentiert die junge Generation bei seinem Arbeitgeber Microsoft: Die Firma wurde zwar mit PC-Betriebssystemen groß, ist heute aber viel stärker auf die Entwicklung von Apps ausgerichtet. Und bei denen ist es egal, ob sie auf der Hardware von Konkurrent Apple laufen oder auf der von anderen Herstellern. In Thomas Dohmkes Welt jedenfalls gehört Grenzüberschreitung zum Alltag.

Darüber hat der einstige Gründer, der sein Start-up Hockey-App 2014 an Microsoft verkauft hatte und heute in der Nähe des Internetgiganten bei Seattle lebt und arbeitet, zur Jahreswende in den Räumen des Stuttgarter Softwareentwicklers K15t an der Ostendstraße gesprochen. Etwa 20 junge Gründer und solche, die es werden wollen, waren gekommen, um Dohmkes Vortrag zu lauschen. Denn in der Gründerszene gilt es als Hauptgewinn, von einem Unternehmen wie Microsoft gekauft zu werden.

Wobei das auch seine Schattenseiten hat. „Früher hatten wir vielleicht drei Meetings in der Woche. Heute sind es gerne mal dreißig oder vierzig“, sagte Dohmke. Manchmal sei es auch nicht einfach, nicht mehr sein eigener Chef zu sein und Vorgesetzten regelmäßig Rechenschaft ablegen zu müssen.

USB-Kabel an den PC gestöpselt

Früher war das anders. „Wir waren in einer Bürogemeinschaft in der Innenstadt, gemeinsames Mittagessen war an der Tagesordnung“, erklärte der gebürtige Ostberliner, der vor seiner Selbstständigkeit bei Daimler und bei Bosch gearbeitet hatte – bis im Jahr 2008 der Appstore und die Finanzkrise kamen.

„Das war ein wichtiges Jahr“, erinnert sich Dohmke. Auffällig: Alle Unternehmen, die damals in direkter Konkurrenz zu Hockey-App standen, wurden um dieses Jahr herum gegründet und alle etwas später an Apple, Twitter, Facebook, Google oder eben Microsoft verkauft.

Doch was hatten diese App-Entwickler, was andere nicht haben? Womit wir wieder beim Thema Grenzüberschreitung wären. Erst mal sind Hockey-App und seine Wettbewerber gewissermaßen Apps für Apps, mit deren Unterstützung Beta-Versionen getestet werden können und die Absturzberichte liefern, auf deren Grundlage Programme verbessert werden können. Und dann hatte Hockey-App die heute als selbstverständlich geltende Eigenschaft, drahtlose Updates durchzuführen. „Als wir angefangen haben, war es noch üblich, sich für Updates mit dem USB-Kabel an den PC zu stöpseln“, sagte Dohmke.

Maximalverwertung von Software

Eine Innovation, die naturgemäß nicht mehr wiederholt werden kann. Dafür geht heute in der Softwareentwicklung vieles dank Systemen wie Hockey-App einfacher. Dohmke erklärte den Lebenszyklus von Apps: „Es geht nicht nur darum, die Apps zu bauen, zu testen und in den Markt einzuführen.“ Wichtig sei auch der Lernprozess: So könnten mit den via Hockey-App ermittelten Daten bereits wertvolle Erkenntnisse für die nächste App-Generation gewonnen werden – also eine Maximalverwertung von Software.

Microsoft ist ziemlich abstrakt geworden. Der Firmengründer Bill Gates hat mit der neuen Produktpalette wenig zu tun – im Gegenteil: Der einst reichste Mann der Welt, der von Amazon-Gründer Jeff Bezos abgelöst wurde, kümmert sich heute vor allem um seine Stiftung, die Bill & Melinda Gates Foundation. Gemessen an ihren Einlagen von 42,9 Milliarden US-Dollar ist sie die größte Privatstiftung der Welt. Sie beschäftigt sich vor allem mit Gesundheitsthemen.

„Bill Gates habe ich leider nie getroffen“, sagt Thomas Dohmke. Ohne ihn wäre er jetzt womöglich etwas, wofür er nicht sehr viel übrig hat – „schwäbischer Mittelstand“.