Micky Beisenherz gelang als Gag-Schreiber zu Ruhm, doch er will selbst auf die Bühne. Foto: dpa

Ein Abend, der hätte interessant werden können: Micky Beisenherz holt bei seinem Tourneestopp in Stuttgart Medienfrau Sophie Passmann und SWR-Legende Pierre M. Krause auf die Bühne.

Stuttgart - Ins Renitenztheater, eigentlicher Veranstalter des Abends, hätten die anwesenden Gäste vielleicht gerade noch gepasst. Aber sicherheitshalber war man in den T2-Saal des Theaterhaus umgezogen. Schließlich hatte der TV-Moderator Micky Beisenherz zu seinem Tourneestopp in Stuttgart eine namhafte Kollegin und einen namhaften Kollegen eingeladen: Medienfrau Sophie Passmann und SWR-Legende Pierre M. Krause saßen auf den Sesseln neben ihm. Das klang so, als könnte es interessant werden.

Zu Ruhm gelangte Beisenherz als Gag-Schreiber, bis seine narzisstisch bedingten Verhaltensauffälligkeiten überhandnahmen und er selbst vor die Kameras ging. Das ist nicht böse gemeint, das sagt er auch selbst. Beispielsweise belieferte er das Dschungel-Camp, die „Heute-Show“ oder auch Atze Schröder mit flotten Sprüchen. Dass er also hauptsächlich mittelmäßige Werkzeugkastenkomik produziert, ist ihm bewusst. „Ich bin die ,Upps-die-Pannenshow‘ der Satire“, meinte er irgendwann im Gespräch mit Passmann und Krause. Womöglich ironisch. Aber im Grunde ist es wahr: Pannenvideos und seine Witze sind recht ähnlich. Man weiß von Anfang an, dass gleich irgendwer irgendwo runterfällt. Und dann fällt der da auch runter.

Medienmenschen plaudern übers Mediengeschäft

Die Tour namens „Apokalypse & Filterkaffee“ nimmt Bezug auf den Titel seines aktuellen Buchs „... und zur Apokalypse gibt es Filterkaffee“. Mit diesem Werk, einer Sammlung von Kolumnen, hat die Show auch wenig zu tun. Gelesen wird kaum. Wenn, dann zum Beispiel ein Text über die bierseligen Stadtfeste in Castrop-Rauxel, wo Beisenherz aufgewachsen ist. Den kündigte er an mit: „Baden-Württemberg ist ja auch eine sehr versoffene Gegend.“ Als gebe es in Deutschland in dieser Hinsicht irgendwo eine trockene Gegend! Sei’s drum. Manche Passagen las er selbst, manche trugen auch die Gesprächspartner vor.

Viel lieber aber quatscht Beisenherz mit den beiden und lässt sich vom Barkeeper, der samt Bar auf der Bühne installiert ist, gelegentlich ein Käffchen bringen. Drei Medienmenschen, die gut drei Stunden lang über das Mediengeschäft plaudern – ja, das ist so schlimm, wie es klingt.

Pierre M. Krause rettet den Abend

So stellte Beisenherz früh fest, Twitter und die Medien seien ja eigentlich „wie ein Nacktmull, der seine eigene Scheiße frisst“. Nur um dann zuvörderst mit Passmann bis zum Ende der Show immer wieder über Twitter-Persönlichkeiten zu sprechen. Über Ulf Poschardt etwa, den Chefredakteur der „Welt“, dem aber außerhalb der Branche kaum jemand Beachtung schenkt, weil halt auch kaum jemand die „Welt“ liest, deren Ausgaben zum Großteil an Flughäfen rumliegen.

Der wie das Publikum zusehends schläfrig werdende Pierre M. Krause bekannte irgendwann: „Ich leiste mir viele Desinteressen.“ Letztlich rettete er mit seinen Kommentaren den Abend.