Kraus im Dress des TVB 1898 Stuttgart: Die Tendenz geht zur Vertragsverlängerung. Foto: Baumann

Michael Kraus ist im Sommer von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen zum TVB 1898 Stuttgart gewechselt. Ohne es zu bereut zu haben. In manchen Dingen hält er seinen neuen Verein sogar für professioneller, wie er im Interview sagt.

Stuttgart - Am Mittwochabend (20.15 Uhr) kommt es in der ausverkauften Porsche-Arena zum Derby in der Handball-Bundesliga zwischen dem TVB Stuttgart und Frisch Auf Göppingen. Beide Mannschaften trennt im Kampf gegen den Abstieg nur ein Punkt. Besonders brisant ist das Spiel für Michael „Mimi“ Kraus, der erst vor der Saison von Göppingen nach Stuttgart gewechselt hat. „In manchen Dingen ist der TVB schon einen Schritt weiter als Frisch Auf“, sagt er über seinen neuen Club, der erst seine zweite Saison in der ersten Liga spielt.

Herr Kraus, was waren die drei bisherigen Highlightspiele Ihrer Karriere?
Puh, ich führe eigentlich keine persönliche Hitliste. Aber die Finalspiele, die mit einem Titelgewinn endeten, stehen natürlich ganz oben.
Das WM-Endspiel 2007 . . .
. . . gegen Polen in Köln, klar, war ein Wahnsinnserlebnis. Aber auch der Champions-League-Triumph 2013 mit dem HSV Hamburg gegen den FC Barcelona und der EHF-Pokal-Sieg 2010 mit dem TBV Lemgo gegen Kadetten Schaffhausen, als ich in beiden Spielen viele entscheidende Tore warf.
Jetzt geht es mit dem TVB Stuttgart gegen Frisch Auf Göppingen, Ihren Ex-Club.
Und ganz Handball-Württemberg fiebert diesem Derby entgegen. Wir empfangen als Außenseiter den in der Tabelle nur einen Punkt besser platzierten großen Bruder. Für uns als TVB Stuttgart wäre es ein Meilenstein, wenn wir dieses Spiel gewinnen würden. Zumal Frisch Auf in den vergangenen Jahren doch immer alle Derbys gewonnen hat – sei es gegen uns oder gegen den HBW Balingen-Weilstetten.
Für Sie persönlich steckt doch eine ganz besondere Brisanz in diesem Spiel, oder?
Ich bin in Göppingen geboren, wohne dort, habe über acht Jahre bei Frisch Auf gespielt – ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dies ist ein Spiel wie jedes andere. Das gilt aber auch für Felix Lobedank, Michael Schweikardt oder Simon Baumgarten, die alle schon für Göppingen am Ball waren. In diesem Derby brennt die Luft.
Es ist aber nicht das erste Mal, dass es für Sie gegen Frisch Auf geht.
In jedem Spiel gegen Göppingen will ich 60 Minuten spielen und möglichst gewinnen. Aber es ist noch einmal etwas anderes, mit dem TVB gegen Frisch Auf zu spielen, als mit Lemgo oder Hamburg. Der Konkurrenzkampf hier in der Region wird gelebt. Zudem habe ich beim TVB eine Führungsrolle und will dazu beitragen, dass es endlich einmal einen anderen Derbysieger gibt als bisher.
Die 28:46-Klatsche gegen die SG Flensburg-Handewitt haben Sie verarbeitet?
Ich hoffe es. Wir haben uns in diesem Spiel hilflos ergeben. Man muss in die Zweikämpfe gehen. Wir haben es nicht getan. Mit der Folge, dass wir den erspielten Kredit in einem Spiel weggeworfen haben. Das war einfach dumm. Man kann gegen Flensburg verlieren, aber es geht überhaupt gar nicht, dass das daheim mit 18 Toren Unterschied passiert. Das entspricht auch nicht unserer Mentalität. Das tut weh.
Liegt es nur an der langen Verletztenliste, dass es beim TVB nicht mehr so rund läuft wie zu Saisonbeginn?
Sicher nicht nur. Da würden wir es uns zu einfach machen. Aber uns ist schon Qualität weggebrochen. Was der Ausfall eines Jogi Bitter im Tor bedeutet, darüber müssen wir nicht reden. Tobias Schimmelbauer ist für unsere Abwehr immens wichtig. In Can Celebi und Djibril M’Bengue, dem Shooter für die einfachen Tore, fehlen wichtige Rückraum-Alternativen. Wir kommen schon auf dem Zahnfleisch daher.