Schon als Gast bei „StZ im Gespräch in Esslingen“ hat Michael Geißler seine Fähigkeiten am Cello demonstriert. Foto: Ines Rudel

Im Vorfeld des Podium-Festivals gibt das Nadolny Quartett am 27. April ein Konzert im Café Entenmanns am Rathausplatz in Esslingen. Mit dabei ist der Ärztliche Direktor des Esslinger Klinikums, Michael Geißler.

Esslingen - Bergführer oder Cellist. Als Michael Geißler 18 Jahre alt war, stand für ihn felsenfest, dass er einen dieser beiden Berufe später ausüben wollte. Es ist, wie viele Esslinger Patienten des Ärztlichen Direktors des Klinikums Esslingen wissen, ganz anders gekommen.

„Musik ist für mich so wichtig, dass ich das nicht zum Routinejob machen wollte“, begründet Geißler seinen Sinneswandel und lacht: „Ich bin zwar ein guter Cellist, aber für eine Solo-Karriere hätte es wohl nicht gereicht. Und mich in einem Orchester von einem Dirigenten oder den Mitmusikern in meiner künstlerischen Freiheit einengen zu lassen, das wäre nichts gewesen für mich.“

Geübt wird täglich von 22 Uhr bis 23.30 Uhr

Trotz des zeit- und kraftraubenden Berufs – Geißler gehört zu den Top-Krebsärzten in Deutschlandund ist sowohl in der Forschung als auch in der Klinik omnipräsent – nimmt er sich jeden Tag die Zeit, zum Cello zu greifen: „Von 22 Uhr bis 23.30 Uhr über ich regelmäßig. Bevor ich nicht Musik gemacht habe, kann ich nicht schlafen.“ Das, was Geißler spielt, ist weit mehr als die Kleine-Nacht-Musik eines Hobbymusikers. Schließlich hat er parallel zu seinem Arzt-Studium in Mainz ein Cello-Studium in Köln abgeschlossen. Gelegentlich springt er auch heute noch ein, wenn etwa bei den Stuttgarter Philharmonikern Not am Cello ist.

Und dann gibt es noch das Nadolny-Quartett. Im Bundesjugendorchester haben sich die vier Cellisten Konstantin Pfitz, Thomas Ruge, Thomas Schmitt-Ott und Michael Geißler vor knapp 40 Jahren kennen- und schätzengelernt. Ende der 1970er-Jahre haben die Cellisten, die sich damals eher als Schnellfinger bezeichneten, zusammengetan und sich als Namen für ihr Quartett durchaus augenzwinkernd den berühmten Autor des Romans „Die Entdeckung der Langsamkeit“, Stan Nadolny, ausgesucht.

Mit „Cello on tour“ in der Antarktis

Das erste Konzert folgte 1984. Seither haben sich die Musiker mit einer bunten Mischung aus Barock, über Jazz, Tango, Pop- und Rock-Bearbeitungen – auch Queens „Bohemian Rhapsody“ und Stücke von Michael Jackson gehören zum Repertoire – einen guten Namen in der Musikwelt gemacht.

Einer der Höhepunkte war Ende der 1990er-Jahre die ARD-Serie „Cello on tour“, die das Ensemble unter anderem zu Konzerten in die Antarktis führte. Der dabei entstandene Film „Cello on Ice“ lief erfolgreich viele Jahre lang in der ARD und wurde für den Grimme Preis und die Silberne Rose von Montreux nominiert. Seither haben die Nadolnys auf allen Kontinenten und vor zahlreichen Staatschefs musiziert.

Zwei hauptberufliche Cellisten

Zwei der vier Musiker sind hauptberuflich ihrem Instrument treu geblieben. Thomas Schmitt-Ott ist Kulturmanager geworden und Michael Geißler Arzt. Fünf bis sechs Konzerte pro Jahr geben sie gemeinsam. Eines davon findet nun am Samstag, 27. April, um 11.30 Uhr in Esslingen statt. Es handelt sich dabei gleich in mehrfacher Hinsicht um ein ganz besonderes Erlebnis.

Denn es ist nicht nur ein Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins Pro Klinikum, dessen Ziel es vor allem ist, neue Mitglieder für den Förderverein zu gewinnen. Auch haben sich die vier gestandenen Musiker mit Simone Drescher eine junge Cellistin mit ins Boot geholt, die zuletzt beim internationalen Grand Prix Emanuel Feuermann in Berlin einen Sonderpreis für ihre herausragende Leistung bekommen hat und die wenige Tage später auch das am 2. Mai beginnende Podium-Musikfestival mitgestalten wird.

Konzert im Café Entenmanns

Zusammen mit dem Podium-Chef Steven Walter hat Geißler auch die Konzertstätte ausgesucht. Denn gespielt wird nicht in einem der bekannten Säle der Stadt, sondern im intimen Rahmen des Cafés Entenmanns am Rathausplatz. Geißler: „Ich bin selber sehr gespannt, wie dort die Atmosphäre sein wird.“ Wer dabei sein will, sollte sich also beeilen. Denn für den Konzertvormittag gibt es nur rund 50 Karten. Karten gibt es zu 20 Euro unter info@proklinikum.de oder telefonisch unter 07 11/31 03 21 73.