Diskussionsbedarf: Riesen-Kapitän Michael Stockton und Coach John Patrick (re.) Foto: Pressefoto Baumann

Die Vorzeichen haben sich gedreht: Nach der 77:81-Heimpleite gegen Trier befinden sich die MHP Riesen Ludwigsburg auf Talfahrt.

Ludwigsburg - Mit gesenkten Köpfen standen die Ludwigsburger Spieler nach der Schlusssirene auf dem Parkett. Ratlos schaute der Punktekönig der Riesen, Keaton Grant, auf die sich leerenden Tribünen. Immer wieder schüttelte der achtbeste Werfer der Basketball-Bundesliga den Kopf. Was in den vergangenen 40 Spielminuten in der MHP-Arena stattgefunden hatte, konnte er nicht verstehen. Wie auch?

Noch in der Pause hatten die Riesen wie die klaren Sieger ausgesehen. Mit einer 46:38-Führung waren sie in die Kabine gegangen und nichts hatte den Eindruck erweckt, als könnten die Hausherren das Spiel noch aus der Hand geben. Was auch viel damit zu tun hatte, dass Ludwigsburgs Aufbauspieler Michael Stockton sich vor 3400 Zuschauern erneut als kreativer Denker und Lenker des Spiels erwies, und Keaton Grant (15 Punkte) wie im Schlaf einen Korb nach dem anderen machte.

Die Folge: Zwei Minuten vor der Halbzeitpause lagen die Hausherren 44:31 vorne. Eine klare Sache also? Von wegen. Auch Riesen-Coach John Patrick musste nach der Partie ziemlich konsterniert feststellen: „Bis zum letzten Schuss im zweiten Viertel habe ich noch gedacht, dass wir alles im Griff haben. Aber dann haben wir den Faden verloren“, meinte der Ludwigsburger Trainer.

Denn anstatt die Führung nach der Pause weiter auszubauen, ging den Riesen die Puste aus. Und die Gäste, die zuletzt vier Niederlagen in Folge hinnehmen mussten, steckten einfach nicht auf. Insbesondere Triers Laurynas Samenas warf aus allen Lagen und – das Blöde aus Ludwigsburger Sicht – er traf mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks. 25 Punkte machte der litauische Flügelspieler – und war für seinen Trainer Henrik Rödl „der Matchwinner“. Allerdings nicht nur wegen seiner starken Punkteausbeute, sondern auch, weil er sein Team in einem überragenden Schlussviertel fünf Minuten vor Spielende erstmals in Führung (72:69) gebracht hatte. „Meine Mannschaft hat sich diesen Sieg am Schluss hart erkämpft“, bilanzierte Rödl.

In der Tat: Die letzte Spielminute war ein wahrer Basketball-Krimi. 5:42 Minuten vor Ende sorgte Riesen-Profi Shawn Huff mit einem Dreier für das 72:72, ehe sich die Ludwigsburger mit Passfehlern im Spielaufbau nach dem 76:77 selbst um den Lohn ihrer ersten tollen Spielhälfte brachten – und am Ende „irgendwie verdient mit 77:81 verloren haben“ (Patrick).

Keine Frage: „Die Niederlage gegen Trier schmerzt“, wie es der Ludwigsburger Coach formulierte. Und das aus zwei Gründen. Zum einen war es die vierte Pleite in den letzten fünf Spielen. Zum anderen haben die Barockstädter die Chance verpasst, sich eine gute Ausgangslage zu verschaffen, um in den kommenden vier Bundesliga-Spielen (Bayreuth, Würzburg, Bonn und Tübingen) noch im Jahr 2013 gegen schlagbare Gegner an die Play-off-Plätze heranzurücken. „Das ist eine Niederlage, bei der merkt man erst am Saisonende, wie sehr weh sie getan hat“, sagte Riesen-Flügelspieler Tanner Smith.

Keiner wollte ihm widersprechen.