Tübingens Trainer Tyron McCoy hat einen Vertrag bis 2019. Foto: Baumann

Die Walter Tigers gehören zum festen Repertoire der Basketball-Bundesliga, es geht ins 14. Jahr. Schon vor dem Derby in Ludwigsburg an diesem Samstag (20.30 Uhr) haben die Tübinger den Klassenverbleib sicher.

Tübingen - Wer an Tübingen denkt, dem fällt nicht unbedingt als allererstes Bochum ein. Doch die Basketballer der Walter Tigers haben sich die VfL-Fußballer aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts offenbar zum Vorbild genommen. Die Bochumer kultivierten damals das Image der grauen Maus, mogelten sich Jahr für Jahr irgendwie zum Klassenverbleib, und irgendwann tauften die VfL-Fans ihr Team dann „die Unabsteigbaren“.

Ein Name, wie gemalt für die Tübinger Basketballer: Denn auch die Tigers behaupten sich tapfer gegen die finanziell übermächtige Konkurrenz, tummeln sich stets in den unteren Tabellenregionen, aber am Ende eben immer gerade noch über dem Strich. Vor zwei Jahren gab ein einziger Korbpunkt im direkten Vergleich mit Würzburg den Ausschlag, diese Saison war aufgrund des Hagener Finanzkollapses und der desaströsen Bilanz von Aufsteiger Vechta (4:60 Punkte) vergleichsweise kommod. Vor dem Derby an diesem Samstag (20.30 Uhr) in Ludwigsburg ist der Tübinger Nichtabstieg schon gesichert.

Etat von drei Millionen muss reichen

Wieder mal also: mittlerweile gehört Tübingen zum Inventar der Liga. Die kommende Spielzeit wird das 14. Jahr der Tiger nacheinander im Basketball-Oberhaus. Nur Bonn, Berlin, Oldenburg, Frankfurt und Bamberg sind noch länger in der Liga – darauf verweist Manager Robert Wintermantel gerne. Schließlich hatte er 2008 bei seinem Dienstantritt als Geschäftsführer der Pro Basket GmbH einen überschuldeten Erstligisten aufzupäppeln, mittlerweile sind die Tübinger nahezu alle Altlasten losgeworden. Das ging nur mit schwäbischer Sparsamkeit: Jahr für Jahr gehen die Tigers mit einem der geringsten Etats im Liga-Vergleich ins Rennen, in dieser Saison mussten wieder rund drei Millionen Euro reichen – die Ulmer bewegen etwa das Doppelte. Auch die Halle nimmt sich bescheiden aus: Als die 3130 Fans fassende Paul-Horn-Arena 2004 eröffnet wurde, spielte Ludwigsburg noch in der Rundsporthalle und Ulm auf dem Kuhberg – heute hat Tübingen neben Jena und Göttingen eine der kleinsten Hallen der Liga.

Um so höher ist die sportliche Rettung der Tiger in diesem Jahr einzuschätzen – mehr als in der aktuellen Saison konnte eigentlich gar nicht schiefgehen. Das begann schon beim Medizincheck der Profis vor Beginn der Vorbereitung: Dezmine Wells, fest als Führungsspieler eingeplant, fiel durch. Weiter ging’s mit einer Schulterverletzung des besten Rebounders Stanton Kidd (drei Monate Pause), kurz darauf brach sich der beste Werfer Barry Stewart die Hand (sechs Wochen) – die Auflistung der kleineren Verletzungen sei an dieser Stelle erspart.

Heimschwäche macht Sorgen

Wie einst in Bochum fehlt auch in Tübingen das nötige Kliengeld, um auf solche Ausfälle mit teuren Einkäufen zu reagieren. Aber wie in Bochum lamentieren sie auch in Tübingen nicht: „Das sind nun mal die Karten, die wir bekommen haben“, sagte Chefcoach Tyron McCoy (44). Seit der US-Amerikaner Anfang 2016 in Tübingen Nachfolger von Igor Perovic wurde, haben die Tigers nur vier Heimspiele gewonnen. Trotzdem muss sich McCoy nicht um seinen Job sorgen, nicht einmal während einer neun Spiele langen Niederlagenserie wackelte sein Stuhl. Im Gegenteil: Vor wenigen Wochen verlängerte Wintermantel den Kontrakt mit dem Trainer um zwei Jahre. Auch Assistenztrainer Aleksandar Nadjfeji und, in dieser Woche, Kapitän Jared Jordan haben sich bis 2019 an die Tigers gebunden.

Mindestens so lange wollen sie das Etikett der Unabsteigbaren noch behalten. Schließlich verspricht die eigene Talentschmiede eine bessere Zukunft: Die U 16 ist auf dem besten Weg, erstmals in das Top-Four um die deutsche Meisterschaft einzuziehen, die Talente Matti Sorgius und Nils Schmitz stehen in der U-16-Nationalmannschaft. Die Malocher aus der Universitätsstadt – nur auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch. Und Tübingen ist Bochum viel näher, als es scheint.