Schule geht vor: Ariel Hukporti muss Abschlussprüfungen machen. Foto: Baumann

Die MHP Riesen Ludwigsburg sorgen beim Final-Turnier der Basketballer in München bisher für Furore, an diesem Montag geht es gegen den Mitfavoriten Alba Berlin um den Gruppensieg.

München/Ludwigsburg - Man muss die Feste feiern, wie sie fallen: Drei Spiele, drei Siege und dann auch noch ein freies Wochenende vor der Brust – da warfen die MHP Riesen Ludwigsburg am Freitagabend in der Gartenanlage des schmucken Quarantäne-Hotels flugs mal den Grill an und ließen den anderen Mannschaften neidisch den Fleischgeruch um die Nase wehen. Ein paar Spezialisten für solche Anlässe haben sie ja im Team: Nick Weiler-Babb etwa, dessen Vater in den USA eine große Barbeque-Kette betreibt, oder auch Co-Trainer David McCray, der schon mal damit geliebäugelt hat, ein Restaurant zu eröffnen. Da kann ja nichts schief gehen am Grill. Und auf dem Parkett? Da wartet an diesem Montag (20.30 Uhr) das Gruppen-Finale gegen den Mitfavoriten auf den Titel, Alba Berlin.

Doch wer ist eigentlich Favorit? Das Hauptstadtteam gewann zum Auftakt eher mühsam gegen Brose Bamberg (98:91), das dann von den Riesen förmlich aus der Halle geschossen wurde, obwohl der Ex-Meister immer noch einen mehr als doppelt so hohen Etat aufweist. 1 03:74 – das war mal eine Ansage. Kein Wunder, dass Bambergs Trainer Roel Moors sagte: „Die Ludwigsburger haben sehr, sehr frisch gewirkt. Das ist, in einem solchen Turnier nicht einfach.“ Und es gab neutrale Reaktionen in ähnliche Richtung: So sagte Alex Vogel, der Experte des federführenden TV-Senders Magenta Sport: „Ludwigsburg muss man auf dem Zettel haben.“ Gretchenfrage: Auch für den Titel?

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John Patrick verweist da stets auf die Außenseiterrolle oder wie er am Sonntag gesagt hat: „Wir sind ein kleiner Fisch hier.“ Doch wer den Coach kennt, kann sehr wohl ahnen, dass er sich in der Rolle des Karpfens pudelwohl fühlt. Und dabei auf eine Mannschaft bauen kann, die schon zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs überraschend auf dem zweiten Platz stand, unter anderem mit Siegen gegen die nun als Favoriten gehandelten Bayern aus München und eben Alba Berlin. Vom Gegner zeigt sich selbst Patrick beeindruckt: „Sie haben eine unheimliche Offensivpower, es hat Spaß gemacht, ihnen in der Euroleague zuzuschauen.“ Auch wenn der sportliche Erfolg dabei überschaubar war.

Den haben dafür die Riesen, die nach einer durchwachsenen Vorsaison nun wieder die Patrick-DNA installiert haben. Kampf- und Teamgeist stehen an erster Stelle. Das funktioniert bisher auch in München sehr gut, wenngleich die ersten beiden Partien spielerisch noch Luft nach oben hatten, was nach dreimonatiger Zwangspause aber auch nicht ganz überraschend kam.

Gegen Bamberg jedenfalls harmonierte das Team und stellte am Ende zehn verschiedene Punktesammler, selbst Spieler wie Teyvon Myers fiebern von der Bank aus voll mit und sind laut Patrick ein wichtiger Faktor für die Stimmung im Kader. Während die anderen Teams teilweise nur neun oder zehn Mann auf dem Spielbericht haben, können die Riesen derzeit aus dem Vollen schöpfen. Patrick deutet deshalb schon mal an, dass „wir gegen Alba einiges probieren werden“. Das Spiel ist ja irgendwie schon die Probe für die Play-offs, auch wenn die jeweils in nur zwei Partien ausgetragen werden – was für die Außenseiter kein Nachteil sein muss. Den Sieg aus der Hauptrunde will Patrick nicht überbewerten. „Da waren die Berliner nach einer anstrengenden Woche sehr müde, das war ein günstiger Zeitpunkt für uns.“

Talente aus der Porsche-Akademie

Wobei in München bisher auch das Nachwuchs-Potenzial der Riesen aus dem Unterbau der Porsche-Akademie sichtbar wurde. Über Nachwuchstalent Jacob Patrick (16) und dessen Bruder Johannes (18) ist schon viel gesagt worden, doch auch der Golf-Liebhaber Lukas Herzog (18) wusste zuletzt durch beherzte Spielweise zu überzeugen.

Super-Talent Ariel Hukporti lieferte gegen Bamberg sein bisher bestes Spiel ab (zehn Punkte) – und musste die Mannschaft ausgerechnet jetzt verlassen. Nach den Pfingstferien warten auf den 18-Jährigen diese Woche wichtige Prüfungen für den Schulabschluss, der endlich in trockene Tücher gebracht werden soll, um sich danach voll auf seine Basketball-Karriere mit dem Ziel NBA zu konzentrieren. Um Sport und Schule unter einen Hut zu bringen, bräuchte Hukporti manchmal einen Sombrero und nicht nur eine Basketball-Cap.

Jacob Patrick tut sich da leichter. Der Gymnasiast darf seine Hausaufgaben online abliefern. Und vielleicht sagt am Ende nochmals ein Trainer wie zuletzt Roel Moors: „Ich ziehe den Hut vor Ludwigsburg.“ Wer weiß: Vielleicht zaubert Patrick ja den Titel aus dem Zylinder.