Die Gewerkschaft IG Metall will in den Tarifverhandlungen Mitte Dezember vier Prozent mehr Geld ausverhandeln. Entweder klassisch als Lohnerhöhung oder als zumindest teilweisen Ausgleich. (Archivbild) Foto: dpa/Bernd Thissen

Mitte Dezember beginnt die Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie im Südwesten. Für die IG Metall und auch für die Arbeitgeber hat Zukunftssicherung oberste Priorität.

Stuttgart - Die IG Metall geht trotz Coronakrise mit demonstrativ breiter Brust in die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie im Südwesten. Am Dienstag zurrte die Große Tarifkommission in Leinfelden-Echterdingen die Forderungen fest, die Bezirkschef Roman Zitzelsberger Mitte Dezember den Arbeitgebern vorlegen soll. Im Kern will die Gewerkschaft vier Prozent mehr Geld ausverhandeln. Das sollen die Beschäftigten dann entweder klassisch als Lohnerhöhung bekommen oder als zumindest teilweisen Ausgleich, wenn ihr Betrieb zum Erhalt von Arbeitsplätzen die Arbeitszeit reduziert.

Zusätzlich soll ein Rahmen für sogenannte Zukunftstarifverträge auf betrieblicher Ebene geschaffen werden, in denen festgelegt ist, wie das jeweilige Unternehmen durch die Transformation in der Branche kommen kann. Außerdem will die IG Metall bessere Bedingungen und eine Übernahmegarantie für Auszubildende und dual Studierende durchsetzen.

Unterschiedliche Entwicklung innerhalb der Branche

Die Forderungen trügen der extrem unterschiedlichen Entwicklung innerhalb der Branche Rechnung, sagte Zitzelsberger. Während etwa die Medizintechnik sehr gut laufe, sei der Werkzeugmaschinenbau noch lange nicht so weit. „Wir stecken in einer der schwersten Krisen, wenn nicht der schwersten Krise der Nachkriegsgeschichte“, räumte er ein. Allerdings werde die Last zum großen Teil von den Beschäftigten getragen, und dann sollten die vom 2021 zu erwartenden signifikanten Wachstum auch etwas haben.

„Wir halten es für mehr als gerechtfertigt, dass die Beschäftigten in einem Umfeld des Wachstums auch wieder davon profitieren“, sagte Zitzelsberger. Um die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen und zu halten, müsse vor allem auch der private Konsum befeuert werden. Das gehe nur, wenn die Menschen auch Geld dafür hätten.

Betriebe sehen in der Forderung der IG Metall eine erhebliche Kostenbelastung

Die Arbeitgeber reagierten „enttäuscht“ auf die Forderungen. „Mit dem überzogenen Forderungsbeschluss in Baden-Württemberg strebt die IG Metall eine erhebliche Kostenbelastung für unsere Betriebe an – in einer Phase, in der die Erträge in den Keller rauschen und in der fast flächendeckend das Geld für zukunftssichernde Investitionen knapp wird“, sagte der Vorsitzende des Verbands Südwestmetall, Stefan Wolf. Man sei bereit, mit der Gewerkschaft an einer möglichst weitreichenden Jobsicherung zu arbeiten. „Mit dieser Forderung konterkariert sie dieses Ziel jedoch“, kritisierte Wolf. Es brauche einen substanziellen Beitrag der Beschäftigten.

Die erste Verhandlungsrunde ist für den 16. Dezember geplant. Vorher muss der IG-Metall-Vorstand die Forderung noch einmal endgültig beschließen. Die Gewerkschaft stellt sich schonmal auf eine schwierige Tarifrunde ein. Konflikte werde man nicht scheuen, machte Zitzelsberger klar. „Das trauen wir uns auch unter Corona-Bedingungen ausdrücklich zu“, sagte er.