Nach der Tat wurde ein Verdächtiger vorläufig festgenommen. Foto: 7aktuell/Moritz Bassermann Foto:  

Eine 16-köpfige Ermittlungsgruppe der Polizei sucht nach den Verantwortlichen für eine Messerstecherei in Nürtingen. Bei der Tat war am Samstag ein 19-Jähriger lebensgefährlich verletzt worden. Ein vorläufig festgenommener Tatverdächtiger ist inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Nürtingen - Die Ermittlungen zu einer Messerstecherei in der Nürtinger Innenstadt, bei der am Samstagabend ein 19-Jähriger lebensgefährlich verletzt wurde, stehen noch ganz am Anfang. Allerdings laufen sie jetzt auf Hochtouren, denn die Polizei hat laut Michael Schaal, einem Pressesprecher des Reutlinger Polizeipräsidiums, am Montag eine 16-köpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Sie soll die Hintergründe des versuchten Tötungsdelikts aufklären. Ein 20-Jähriger, der im Zuge der unmittelbar nach der Tat eingeleiteten Fahndung festgenommen worden war, sei am Montag wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Bislang gibt es keine Zeugenhinweise

Die Ermittlungen gestalten sich offensichtlich schwierig. Denn selbst die Opfer seien nicht sonderlich kooperativ. Der 19-Jährige, der nach einer Notoperation außer Lebensgefahr ist, aber weiterhin in einer Klinik behandelt wird, sei „nicht gerade auskunftsfreudig“, sagt Michael Schaal. Dasselbe gelte für einen 22 Jahre alten, durch Messerstiche leicht verletzten Mann. Zudem seien bislang keinerlei Hinweise von Zeugen bei der Polizei eingegangen, sagt Michael Schaal.

An der Auseinandersetzung am Samstag kurz nach 22 Uhr waren offenbar mehrere Personen beteiligt. Laut der Polizei kam es in der Frickenhäuser Straße unweit der Mörikeschule in einem Durchgang zu einem Einkaufszentrum zu einer „größeren Schlägerei“, in deren Folge offensichtlich ein Messer gezückt wurde.

Die Tatverdächtigen, die dunkel gekleidet waren und größtenteils Mützen trugen, hatten bereits Reißaus genommen, als die Polizei am Tatort eintraf. Ein 20-Jähriger, der bei der anschließenden Fahndung festgenommen wurde, kam am Montag wieder frei. Laut Heiner Römhild, dem Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, gelte dieser zwar weiter als Beschuldigter. Doch die erforderlichen Voraussetzungen, um ihn in Untersuchungshaft nehmen zu können, lägen nicht vor. Nach der Tat hatte zudem ein Sondereinsatzkommando des Polizeipräsidiums Einsatz, das seinen Sitz in Göppingen hat, eine verdächtige Wohnung in Nürtingen gestürmt und durchsucht.

In der jüngsten Vergangenheit ist es Michael Schaal zufolge in Nürtingen zu „mehreren solcher Taten“ gekommen, bei denen Messer als Waffen eingesetzt worden seien. Es dränge sich zwar auf den ersten Blick die Vermutung auf, dass sie in irgendeiner Weise zusammenhängen. Doch sei dies zum jetzigen Zeitpunkt noch ungeklärt, da die Ermittlungen zum jüngsten Fall vom Wochenende noch nicht weit fortgeschritten seien.

Der Rathauschef verurteilt die Tat aufs Schärfste

Zu einer dieser Straftaten wird zurzeit am Landgericht in Stuttgart verhandelt. Dort muss sich ein 19-jähriger Haupttäter wegen versuchten Mordes verantworten. Ihm wird vorgeworfen, Anfang Juli des vergangenen Jahres gemeinsam mit ebenfalls angeklagten Komplizen einen 27-Jährigen in Nürtingen überfallen, niedergestochen und dadurch lebensgefährlich verletzt zu haben. Noch heute leidet der Mann seelisch und körperlich schwer unter den Folgen der Tat. Die mutmaßlichen Täter hatten sich offenbar durch dessen T-Shirt-Aufschrift „Nürtinger Hurensöhne“ – der Titel eines Songs der ehemaligen Nürtinger Punkband Roidige Hunde – provoziert gefühlt. Das Opfer war Mitglied dieser Musikgruppe gewesen.

Der Nürtinger Oberbürgermeister Johannes Fridrich begrüßt die Einrichtung einer Ermittlungsgruppe, um die Straftat vom Samstagabend schnell aufzuklären. Trotz des neuerlichen Vorfalls erklärt er, seine Stadt sei „ein sicheres Pflaster“, kein Bürger müsse Angst haben. Vielmehr handle es sich offensichtlich um Streitigkeiten zwischen rivalisierenden Gruppen. Deren Auseinandersetzungen verurteile er allerdings aufs Schärfste, denn „jede Straftat ist eine zuviel“.

Weiterhin hofft die Polizei auf Zeugenhinweise zu der aktuellen Tat vom Samstagabend. Wer Sachdienliches zu dem Fall berichten könne, möge sich unter der Rufnummer 0 70 22/9 22 40 beim Revier in Nürtingen melden.