Roger Federer ist der Zuschauermagnet beim Mercedes-Cup in Stuttgart. Foto: dpa

Roger Federer feiert auf dem Weissenhof nach langer Pause sein Comeback. Der Schweizer Tennisprofi spricht vor seinem ersten Spiel über French-Open-Sieger Rafael Nadal, sein Ziel beim Mercedes-Cup in Stuttgart und sein Karriereende.

Stuttgart - Auf dem Centre Court des Stuttgarter Weissenhof trainierte Roger Federer, als sein ewiger Rivale Rafael Nadal am Sonntag zum elften Mal die French Open gewann. Im Falle eines Finaleinzugs beim Mercedes-Cup wäre es trotzdem wieder der Schweizer, der die Spitze der Weltrangliste übernimmt. Vor seinem Auftaktspiel am Mittwoch (15 Uhr/Sky Sport News HD) gegen den Deutschen Mischa Zverev spricht Federer über...

. . . den Triumph von Rafael Nadal „Es ist unglaublich, was er geleistet hat. Da bleiben nur noch Superlative übrig. Elfmal ein Turnier zu gewinnen, ist ja grundsätzlich schon ein Ding der Unmöglichkeit – und er macht das bei den French Open in Paris, auch diesmal wieder mit der Souveränität eines Champions. Da können wir alle auf der Tour uns nur verneigen und gratulieren. Das ist fantastisch.“

. . . sein Comeback in Stuttgart „Es ist für mich eine große Freude wieder hier zu sein. Ich habe in Stuttgart zwei schöne Turniere erlebt, auch wenn der Erfolg ausgeblieben ist. Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, wie gut der Platz in diesem Jahr ist. Ich habe das Gefühl, dass darauf sehr gutes Tennis für mich möglich ist. Das hat mich schon sehr an Wimbledon erinnert.“

. . . seine Erwartungen beim Mercedes-Cup „Eigentlich hatte ich das Ziel, dieses Jahr endlich das Turnier zu gewinnen – doch dann kam die Auslosung. Da habe ich wieder einmal gesehen, wie stark das Feld und wie weit der Weg ist. Die Matches hier sind immer sehr eng, ich habe das Gefühl, hier gibt es keine lockeren Partien. Von der Euphorie kommst du daher ganz schnell in die Normalität und hoffst, dass du erst einmal die erste Runde überstehst. Match für Match, Satz für Satz, Punkt für Punkt, so gehe ich an die Sache ran. Umso mehr, als ich mehrere Monate weg war und erst einmal wieder kleinere Brötchen backen muss.“

. . . seinen Verzicht auf die Sandplatzsaison „Es ist für mich immer noch komisch, bei einem Grand-Slam-Turnier nicht an den Start zu gehen, obwohl ich bereit gewesen wäre. Ich habe mein ganzes Leben lang alle gespielt, ich war immer derjenige, der überall dabei war. Und auf einmal treffe ich solche Entscheidungen. Bei mir geht es aber inzwischen um viel mehr, als einzelne Spiele oder Turniere zu gewinnen. Es geht um meine Gesundheit, darum, die Freude am Tennis beizubehalten – und ich habe auch noch vier Kinder. Das vergessen viele Leute. Bei mir ist viel los zuhause. Da brauche ich auch mal meine Ruhe.“

 . . . seine lange Pause „Es hat mir schon im vergangenen Jahr sehr gut getan, vor der Rasensaison zu pausieren. Anschließend hatte ich wieder genug Energie im Tank. Auch jetzt fühle ich mich wieder frisch und bereit. Es waren gute drei Monate. Ich habe zweimal Ferien gemacht, war mit meiner Familie in Afrika. Dazwischen habe ich erst an der Kondition gearbeitet und im letzten Monat wieder mehr Tennis gespielt. Es sind mehrere Sparringspartner in die Schweiz und nach Dubai gekommen. Es ist alles sehr gut gelaufen.“

. . . sein großes Ziel Wimbledon „Für mich ist und bleibt der Turniersieg in Wimbledon das Nonplusultra auf der Tour. Wenn ich die Wahl hätte, Rafael Nadal noch einmal auf Sand zu schlagen oder noch einmal in Wimbledon zu gewinnen, würde ich immer Letzteres nehmen. Ich gehe davon aus, dass Rafael Nadal auch auf Rasen topfit sein wird. Er ist viel mehr als nur der Sandplatzkönig. Er hat schon zweimal in Wimbledon gewonnen und ist in jedem Jahr besser geworden. Daher denke ich, dass er der große Favorit sein wird.“

. . . die Entwicklung von Alexander Zverev „Sascha hat eine wunderbare Sandplatzsaison hinter sich. Er hatte mit den Turniersiegen in München und Madrid und der Finalteilnahme in Rom einen tollen Lauf. In Paris hat er sehr viel gelernt durch die drei Fünfsatzspiele, die er gewonnen hat. Ich erwarte auch in den nächsten Monaten sehr viel von ihm. In Wimbledon wird er zu den Mitfavoriten gehören. Er hat schon gezeigt, wie gut er auf Rasen spielen kann. Mit so einem Aufschlag und solchen Returns ist viel möglich.“

. . . seinen Antrieb im Alter von 36 Jahren „Die Freude am Spiel ist das Wichtigste. Ich habe auch noch manchmal, selten Freude daran, ohne Familie zu verreisen. Auch das Gefühl des Siegens und das Spielen vor Publikum gehört zu jenen Dingen, die mich noch immer antreiben. Und ich will mir und meinem Team beweisen, dass ich weiter Titel verteidigen oder ein Turnier wie hier in Stuttgart erstmals gewinnen kann. Auch Rekorde spielen eine Rolle oder die Chance, noch einmal Nummer eins zu werden. Es ist eine Kombination aus vielem.“

. . . sein Karriereende „Das Ende ist näher als jemals zuvor. Ich weiß noch immer nicht, wann es vorbei ist. Wenn es so weit ist, glaube ich, dass das neue Leben auch sehr interessant und lustig sein wird, vor allem mit den Kindern. Auf diese Zeit freue ich mich. Ich bin selbst gespannt darauf. Ich hoffe und bin überzeugt davon, dass der Sprung ins Danach okay sein wird.“