Für einen Recup-Becher zahlen Kunden einen Euro Pfand. Das Geld können sie in jedem teilnehmenden Geschäft zurückbekommen. Foto: imago images/Eibner

Ab kommendem Jahr gilt für Speisen und Getränke zum Mitnehmen eine Mehrwegangebotspflicht. Trotzdem halten einige Restaurantbetreiber aus dem Kreis Ludwigsburg noch Abstand von Pfandsystemen wie Recup oder Local to go. Warum?

Auf der Website des Anbieters Recup läuft ein Countdown. „Noch 62 Tage bis zum Inkrafttreten der Mehrwegpflicht“, steht dort. Damit macht die Firma für sich selbst Werbung, denn wiederverwendbare Schüsseln und Becher wie zum Beispiel die Rebowl und der Recup sollten vom kommenden Jahr an in der Gastronomie Standard sein. Wer Essen abholt oder ein Getränk to go kauft, kann dann darauf bestehen, es in einer Mehrwegverpackung zu bekommen. Nun möchte die Stadt Kornwestheim die Gastronomen unterstützen, die sich am Recup-System oder dem Konkurrenten Local to go beteiligen.

Der Grund, warum die Stadt Kornwestheim beide Systeme fördern möchte, ist der, dass sowohl Recup als auch Local to go bereits in umliegenden Städten genutzt werden. Das macht die Rückgabe der Becher und Schüsseln einfacher. Das Problem ist nur, dass die Gastronomen selbst noch nicht ganz überzeugt sind von dem Konzept. Ludwigsburg zum Beispiel ist bereits offizielle Partnerstadt von Local to go – aber bisher schaffen nur vier Betriebe die Becher und Schüsseln auch wirklich an.

Das Gesetz gilt nicht für alle Gastronomen

Genauso verhalten sind die Rückmeldungen aus Kornwestheim. Bei einer Umfrage der Verwaltung vor wenigen Monaten haben wohl einzelne Gastronomen gesagt, sie hätten keine Möglichkeit, die Behälter zu spülen. Andere meinten, dass nach dem Lockdown die Nachfrage nach To-Go-Speisen nachgelassen habe. Hauptsächlich aber sieht die Verwaltung den Grund für das Desinteresse der Gastronomen in einer Ausnahme, die das Gesetz macht: Von der sogenannten Mehrwegangebotspflicht sind Betriebe ausgenommen, die eine Verkaufsfläche von weniger als 80 Quadratmeter haben und weniger als fünf Beschäftigte. Diese Betriebe müssen lediglich private Behälter von Kunden befüllen, die das wünschen.

In Gesprächen mit unserer Zeitung wird klar, dass viele Gastronomen noch zu wenig über die Mehrwegsysteme wissen. Der Inhaber des Kornwestheimer Dönerladens Erkan Chef zum Beispiel achte bereits auf nachhaltige Verpackungen, wo er kann, sagt er. Demnach nutze er auch kein Plastik. „Wir sind für solche Lösungen, wir wissen aber nicht, wie ein Mehrwegsystem bei den Kunden ankommen würde“, sagt der Inhaber Arkan Adnan Said. In Frage kämen laut ihm sowieso nur Mehrwegbecher für Getränke und die verkaufe er selten zum Mitnehmen. „Niemand holt einen Tee ab und bei Lieferungen sind auch keine Getränke dabei“, sagt er.

„Recup“ bewährt sich

Bei der Pizzeria Da Pietro in Kornwestheim weiß die Inhaberin auch nicht so recht, wie sie den wiederverwendbaren Schalen gegenüberstehen soll. „Wir lassen es jetzt erst einmal, wie es ist und wenn die Pflicht da ist, gucken wir“, sagt sie.

Dabei scheinen Gastronomen, die bereits im Recup-System sind, sehr zufrieden damit zu sein. Die Metzgerei Schlag zum Beispiel bietet seit etwa neun Monaten die wiederverwendbaren Schüsseln für den Mittagstisch to go an. „Ungefähr zwei Drittel unserer Mittagessen werden mittlerweile in so einer Schale verkauft“, sagt die Metzgermeisterin Laura Schlag. Allerdings funktioniere das System nur so gut, weil ihre Mitarbeiter die Schüsseln stets anpreisen und den Kunden schmackhaft machen. „Die Kunden kommen nicht rein und verlangen eine Mehrwegschüssel“, sagt Laura Schlag.

Bubbles Café: Nur gute Erfahrungen

Sie erzählt, dass sie Recup in allen Filialen – Kornwestheim, Stuttgart-Mühlhausen und Münster – eingeführt worden sei, als gerade die Preise für Aluminium explodiert seien. „Wir haben jetzt ungefähr ein Drittel weniger Verpackungsmaterial“, sagt sie. Recup sei zwar anfangs eine große Investition gewesen, aber mittlerweile rechne sich die Anschaffung. „Wenn wir noch alles in Aluschalen verkaufen würden, müssten wir schon lange mindestens einen Euro mehr für den Mittagstisch verlangen“, sagt Laura Schlag.

Auch im Bubbles Café in Ludwigsburg hat man bisher nur gute Erfahrungen mit den Mehrwegbechern gemacht. Inhaberin Rebecca Wawzyniak erzählt, dass sie mittlerweile nur noch diese und keine Becher mehr aus Pappe anbietet. „Das spart Müll und ist gut fürs Gewissen“, sagt sie. Sie war eine der ersten, die 2018 die Recup-Becher in Umlauf gebracht hat. Damals sei es noch schwierig gewesen, weil die Kunden kaum Möglichkeiten hatten, den Becher zurückzugeben. „Aber jetzt ist das System ja weit verbreitet, das ist ein großer Vorteil“, sagt Wawzyniak.

So funktionieren die Pfandsysteme

So geht’s
 Wer zum Beispiel ein Getränk in einem Local to go-Becher kauft, zahlt dafür ein Pfand. Den leeren Becher kann er dann in allen Cafés und Restaurants zurückgeben, die sich an Local to go beteiligen. Dort bekommt er sein Geld wieder.

Das kostet es
 Gastronomen zahlen für die Behälter eine monatliche Grundgebühr plus die gleichen Pfandgebühren wie die Kunden. Das sind bei Local to go 2,50 Euro und bei Recup ein Euro pro Becher. Für Schalen zahlt man fünf Euro Pfand.

So spart man
 Die Stadt Kornwestheim möchte für die ersten Betriebe, die sich für ein Pfandsystem entscheiden, die Hälfte der Kosten übernehmen. Details werden derzeit noch beraten. Die Stadt Ludwigsburg unterstützt ebenfalls die ersten zehn Betriebe.