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Die Minustemperaturen fordern ihren Tribut:  Bei den Kosten werden die Mieter kalt erwischt.  

Berlin - Die Minustemperaturen fordern ihren Tribut: Mit der nächsten Heizkostenabrechnung werden Mieter kalt erwischt. Für die Monate Januar und Februar sind je nach Wohnungsgröße Nachzahlungen zwischen 14 und 55 Euro fällig.

Die Zahlen vom deutschen Wetterdienst lassen Schlimmes erwarten: Der Januar 2010 war bundesweit durchschnittlich 3,2 Grad Celsius kälter als im langjährigen Mittel. Der Februar fiel zwar nicht mehr so sehr aus dem Rahmen, schrieb aber immer noch Kälterekorde: Statistisch gesehen war er immer noch um 0,6 Grad zu kalt.

Mieter und Eigenheimbesitzer mussten die Ventile an ihren Heizungen umso kräftiger aufdrehen, damit sie nicht in ihren eigenen vier Wänden froren. Der Deutsche Mieterbund (DMB) hat für unsere Zeitung Berechnungen angestellt: Im eisigen Januar 2010 wurde rund zehn Prozent mehr Energie verbraucht als in Vergleichsmonaten. In diesem Februar lag das Plus noch einmal bei drei Prozent. Die Quittung dafür wird den 20 Millionen Mietern präsentiert, wenn die Heizkosten für 2010 abgerechnet werden. Insgesamt werden Nachzahlungen von 4,5 Milliarden Euro fällig. Die durchschnittliche Größe einer Mietwohnung beträgt 66 Quadratmeter. Der Durchschnittsmieter muss allein für die Monate Januar und Februar Mehrkosten von etwas mehr als 20 Euro bei mittlerem Verbrauch und dem Betrieb einer Ölheizung einkalkulieren. Wenn die Heizung mit Gas befeuert wird, liegen die Mehrkosten bei rund 25 Euro.

Diese Zahlen beruhen auf einer konservativen Berechnung des Mieterbundes: Es wurden die Energiepreise des Jahres 2009 zugrunde gelegt. Die Ölpreise liegen derzeit tatsächlich um 15 Prozent höher. Die Gaspreise entwickeln sich sehr unterschiedlich: Etwa jeder zehnte der 750 Gasversorger hat seine Preise im Januar oder Februar erhöht, im Einzelfall bis zu 11 Prozent. Im April und Mai stehen die nächsten Preisrunden an: 29 Anbieter haben Erhöhungen angekündigt um durchschnittlich 7,2 Prozent, in der Spitze um 13 Prozent. Drei Versorger wollen die Preise senken.

Wenn das Haus schlecht isoliert ist, können auf den Mieter deutlich höhere Kosten zukommen: Der Mieterbund weist darauf hin, dass in älteren, nicht modernisierten Häusern der Energieverbrauch und damit auch die Heizkosten doppelt so hoch sein könnten als in modernisierten Gebäuden. Neben dem individuellen Wärmebedürfnis und dem Niveau der Energiepreise habe der energetische Standard der Häuser den größten Einfluss auf die Heizkostenrechnung.

Der Mieterbund fordert die Regierung auf, auch für eine Sanierung der Bestandsimmobilien zu sorgen. Es sei dringend geboten, nicht nur bei Neubauten verbindliche Standards vorzuschreiben, sondern auch im Wohnungsbestand. Mieterbund-Sprecher Ulrich Ropertz sagte unserer Zeitung: "Die Bundesregierung muss ein Konzept entwickeln, damit die Energieeffizienz im Wohnungsbestand gesteigert wird."

Bislang gebe es keine Ansätze der Koalition, Vorschriften für die Wärme-Isolierung von Gebrauchtimmobilien zu erlassen. Die Mittel im CO2-Gebäudesanierungsprogramm würden zudem 2010 niedriger ausfallen als im Vorjahr.

Der Mieterbund kritisiert auch die Pläne der Koalition, Mietern das Recht zu nehmen, im Zuge von Sanierungsarbeiten die Miete zu kürzen: "Es ist nicht vorstellbar, dass der Vermieter eine hohe Investitionsentscheidung davon abhängig macht, ob ein Mieter wegen Baulärms oder des Ausfalls einer Heizungsanlage während der Baumaßnahmen die Miete um 100 Euro kürzen kann."