Der Trend zur Spezialisierung der Studiengänge an den Hochschulen wird kritisch gesehen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Studiengänge im Südwesten um 56 Prozent gestiegen. Der Deutsche Hochschulverband kritisiert diese Entwicklung mit deutlichen Worten.

Stuttgart - Insbesondere in den Bachelorstudiengängen drohe zunehmend eine akademische Schmalspurausbildung, bemängelte Michael Harmer, der Geschäftsführer der Interessenvertretung der Hochschullehrer. „Was einmal zwei Hauptseminare waren, wird heute in einen ganzen Studiengang gepackt“, beklagte er mit Blick etwa auf Studiengänge wie Accessoire Design an der Hochschule Pforzheim oder nachhaltiges Produktmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen.

56 Prozent mehr Studiengänge

Mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge hat die Zahl der Studiengänge im Südwesten stark zugenommen. Gab es zum Wintersemester 2007/8 laut Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Baden-Württemberg 1 678 Studiengänge an Universitäten, Fach- und Kunsthochschulen, sind es in diesem Wintersemester 2 620. Das ist ein Zuwachs um 56 Prozent. Die frühe Überspezialisierung verwirre Schüler und Studenten, gefährde ihre Allgemeinbildung und verringere die Chancen der Hochschulabsolventen auf einen adäquaten Arbeitsplatz, monieren Kritiker.

Wissenschaftsministerin sieht keinen Handlungsbedarf

Demgegenüber sieht Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) wenig Handlungsbedarf. Unter Akademikern gebe es im Südwesten so gut wie keine Arbeitslosigkeit, so ein Sprecher. Der Anstieg der Studiengänge erkläre sich „größtenteils durch die Umstellung fast aller Studiengänge auf das gestufte Studiensystem“, also auf Bachelor und Master, beschied Bauer auf eine parlamentarische Anfrage der CDU.

Ihr Ministerium konstatiert eine geringere Zunahme der Studiengänge. Vom Wintersemester 2006/7 bis 2016/17 um 23 Prozent. Aber auch laut dieser Statistik legte die Zahl der Bachelorstudiengänge im selben Zeitraum um 91 Prozent zu.