Bayer will global expandieren. Foto: AP

Die Übernahme von Monsanto wäre der größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland. Der Bauernverband wartet auf die Kartellbehörden, die ökologisch orientierte Landwirtschaft attackiert die Pläne des Konzerns.

Stuttgart - Die Leverkusener Bayer AG will für den Kauf des amerikanischen Saatgut- und Pflanzenschutzriesen Monsanto 62 Milliarden Dollar ausgeben. Diese Übernahme in Höhe von umgerechnet rund 55 Milliarden Euro wäre der bisher größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland. Dabei entstünde der Weltmarktführer bei Agrarchemie und Saatgut. Gespräche zwischen beiden Unternehmen gibt es nach den Angaben des Bayer-Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann schon länger. Bayer könne durch die Übernahme ein weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Saatgut, Pflanzenschutz und Eigenschaften von Pflanzen werden, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Der Deutsche Bauernverband sieht nun die Kartellbehörden am Zug. „Wir erwarten, dass die nationale Kartellbehörde, aber auch die Wettbewerbskommision der Europäischen Union die Pläne kritisch prüft“. Dabei müsse insbesondere klargestellt werden, dass es durch die Fusion nicht zu einer Marktkonzentration bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln komme, sagte der stellvertretende Generalsekretär des Bauernverbandes, Udo Hemmerling, gegenüber unserer Zeitung. Die in Deutschland ausgeprägte mittelständische Struktur der Pflanzenzüchter dürfe „nicht unter die Räder kommen“, erklärte Hemmerling.

„Die Übernahmepläne bedeuteten „nichts Gutes für die Landwirte“, meinte ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Mitglieder in diesem Zusammenschluss sind sowohl konventionell wirtschaftende Bauern als auch Ökolandwirte. Die Bauern hätten es heute schon schwer, gegen die Macht der Saatgutkonzerne anzukämpfen. Dies werde sich noch verschärfen. „Wir fordern die Europäische Gemeinschaft und die Bundesregierung auf, die Fusion zu untersagen“, so der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft.

Ökobauern sehen die Übernahmepläne kritisch

Ein Sprecher des Ökoanbauverbandes Bioland sagte, die zunehmende Monopolisierung bei Saatgut und Pflanzenschutz sehe man „sehr kritisch“. Durch die in der Branche zunehmende Konzentration bei den Anbietern könnten auf mittlere Sicht auch die Biobetriebe betroffen sein, die dann möglicherweise weniger Auswahl hätten, heißt es bei Bioland. „Die Durchindustrialisierung der Landwirtschaft mit Produkten der Agrarindustrie macht uns Sorge“. Dies könne auch zur Verdrängung der bäuerlichen Familienbetriebe führen.

Dirk Zimmermann, Agrarexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace, meinte, die großen Konzerne hätten kaum Interesse daran, Saatgut herzustellen, für das weniger Pestizide benötigt würden. Vielmehr wollten sie ja gerade solche Pflanzenschutzmittel verkaufen. Zudem sei gerade in diesem Bereich „der Druck der Lobby auf die Bundesregierung unheimlich hoch“. Er könne sich durchaus vorstellen, dass die zunehmende Konzentration bei Saatgut und Pflanzenschutz langfristig auch zu schlechteren Lebensmitteln führe, so der Greenpeace-Experte.

Ulle Wörner, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), glaubt nicht, das die Kartellbehörden die Übernahme untersagen werden. Die Überschneidungen im Produktfolio der beiden Konzerne seien „nicht so groß“. Deshalb erwarte er nicht, dass die Wettbewerbshüter fundamentale Bedenken äußern würden.

Bayer ist hoch verschuldet und braucht Fremdkapital

Obwohl Bayer bereits hoch verschuldet ist, soll für die Übernahme weiteres Fremdkapital herangezogen werden. Durch die Übernahme komme es zu höheren Gewinnen und zu hohen Einsparungseffekten. Das Unternehmen gibt sich zudem überzeugt, mit dem schlechten Ruf, den Monsanto teilweise hat, umgehen zu können.

Wie die Nachrichtenagentur AFP ergänzend berichtet, unterstützt der Betriebsrat von Bayer die Übernahmepläne. Dadurch werde die Zukunftsfähigkeit des Leverkusener Konzerns nachhaltig gesichert, sagte der Betriebsratsvorsitzende Oliver Zühlke der „Rheinischen Post“. In einer Erklärung habe sich das Unternehmen verpflichtet, am Kündigungsschutz bis 2020 festzuhalten und auch keine Geschäftsaktivitäten zur Finanzierung der Übernahme zu verkaufen.

Die Zukaufspläne von Bayer sind Teil eines Konzentrationsprozesses in der Branche. So wollen die US-Riesen Dupont und Dow Chemical zusammengehen, der Staatskonzern Chemchina befindet sich in Übernahmegesprächen mit dem Schweizer Pflanzenschutzkonzern Syngenta.