Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln gehören inzwischen zum Klinikalltag. Beim Blutstiller Oxytocin trifft Minister Spahn nun Gegenmaßnahmen. Foto: dpa

Für Behandlungen im Kreißsaal ist der Blutstiller Oxytocin ein relevantes Medikament. Weil es Versorgungsschwierigkeiten gibt, greift der Bundesgesundheitsminister ein.

Berlin - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat auf einen schwerwiegenden Lieferengpass bei dem blutstillenden Arzneimittel Oxytocin reagiert und offiziell das Vorliegen eines „Versorgungsmangels“ festgestellt. Das bestätigte der Minister gegenüber unserer Zeitung. Das Medikament wird im Kreißsaal bei nachgeburtlichen Blutungen eingesetzt.

In einem Brief an den Minister hatte zuvor Andreas von Ameln-Mayerhofer, Vorstandsmitglied der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die Situation als „brisant“ bezeichnet, „da bei Fehlen dieses Arzneimittels ein Kreißsaal praktisch nicht mehr betrieben werden kann“. Oxytocin steht auch auf der Liste der versorgungsrelevanten Arzneimittel, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geführt wird.

Aufsichtsbehörden haben nun mehr Spielraum

Die Feststellung des Versorgungsmangels ermöglicht den zuständigen Aufsichtsbehörden der Länder, ein befristetes Abweichen von Regelungen des Arzneimittelgesetzes zu gestatten, um die Versorgungslage mit oxytocinhaltigen Medikamenten zu verbessern. „Wir geben den Ländern den Spielraum, den sie brauchen, um den Bedarf der Kliniken besser decken zu können“, sagte Spahn unserer Zeitung. „Wir reagieren zielgerichtet auf den Engpass bei diesem für die Geburtsmedizin wichtigen Arzneimittel.“

Mit dem Feststellen des Versorgungsmangels können sich die Krankenhaus-Apotheken nun auch leichter im Ausland mit dem Arzneimittel eindecken. Vor allem aber verschafft der Schritt des Bundesgesundheitsministeriums dem Hersteller Hexal Spielraum. Hexal ist einer der beiden deutschen Hersteller. Er deckt normalerweise einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Da aber der zweite Hersteller Rotexmedica Produktionsprobleme hat, richten sich die Blicke auf Hexal. Dort gibt es zwar durchaus noch Vorräte. Die aber konnten bislang nicht in den Verkehr gebracht werden, weil eine kürzlich notwendig gewordene Ergänzung der Packungsbeilage und neue Sicherheitskennzeichnungen noch nicht umgesetzt sind.

Erleichterung bei den Klinik-Apothekern

Nun könnte die zuständige Aufsichtsbehörde, die Regierung von Oberbayern, die Erlaubnis zur Auslieferung erteilen. Gültig ist die offizielle Feststellung des Versorgungsmangels mit der Bekanntgabe im Bundesanzeiger. Dies wird am kommenden Montag geschehen.

Die Entscheidung des Gesundheitsministers stieß in der Apothekerschaft auf große Zustimmung. „Das wird die Situation deutlich entspannen“, sagte Andreas von Ameln-Mayerhofer, unserer Zeitung. Zudem habe der Hersteller Rotexmedica mitgeteilt, dass er Anfang April die Lieferungen wieder aufnehmen könne, sagte Ameln-Mayerhofer.