Die Corona-Warn-App wird vermutlich von Dienstag an erhältlich sein. Foto: dpa/Stefan Jaitner

Digitalstaatsministerin Dorothee Bär sagt „maximalen Datenschutz“ bei der Nutzung der neuen Corona-Warn-App zu. Umfragen deuten allerdings darauf hin, dass die Skepsis in der Bevölkerung noch zunimmt.

Berlin - Unmittelbar vor Veröffentlichung der deutschen Corona-Warn-App versuchen Regierungsvertreter, die verbreiteten Bedenken gegen eine Nutzung der Software zu zerstreuen. „Wir als Bundesregierung haben zusammen mit den beteiligten Firmen eine Corona-Warn-App entwickelt, die auch aus Sicht unabhängiger Experten maximalen Datenschutz bietet“, sagte die Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, Dorothee Bär (CSU), unserer Zeitung: „Jetzt hoffen wir darauf, dass viele Bürgerinnen und Bürger die App nach der Veröffentlichung freiwillig auf ihrem Handy installieren und nutzen.“

Die App soll nach Informationen unserer Zeitung vermutlich an diesem Dienstag, auf jeden Fall jedoch im Laufe der Woche vorgestellt werden und online erhältlich sein. Wer sie installiert, bekommt bei einem längeren Kontakt mit einem Corona-Infizierten, der ebenfalls die Software nutzt, einen Warnhinweis geschickt. „Je mehr das tun“, so Dorothee Bär weiter, „umso besser können wir Infektionsketten erkennen und durchbrechen, eine zweite Welle und erneute Corona-Einschränkungen verhindern.” Die App sei „kein Allheilmittel im Kampf gegen Corona“, heißt es in Regierungskreisen, „aber ein effizientes Zusatzinstrument“.

Umfragen hatten zuletzt darauf hingedeutet, dass es große Vorbehalte gegenüber einer Nutzung gibt. Im ZDF-Politbarometer vom Freitag gaben nur noch 42 Prozent der Befragten an, die App nutzen zu wollen – ein Rückgang von fünf Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat. Auf 46 Prozent angestiegen ist dagegen der Anteil derjenigen, die sich die von der Bundesregierung, der Telekom und SAP entwickelte Applikation nicht installieren wollen. Acht Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, sie besäßen gar kein Smartphone, das Voraussetzung für die Nutzung der Corona-Warn-App ist. Vergleichbare Zahlen hatte Anfang des Monats auch der ARD-Deutschlandtrend ermittelt.

Weil kein Zwang zur Installation besteht und in einem öffentlichen Beteiligungsprozess Datenschutzbedenken zahlreicher Experten ausgeräumt wurden, empfiehlt etwa auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen die App. „Solange die Nutzung der App wirklich freiwillig ist und dem dezentralen Ansatz folgt, ist das zumindest eine gute Grundlage, um die App für Verbraucher insgesamt zu befürworten“, heißt es auf der Internetseite.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat derweil die Verzögerungen bei der Entwicklung der App bedauert. „Aus heutiger Sicht hätten wir die Entscheidung, die Unternehmen mit der technischen Umsetzung der Corona-App zu betrauen, zehn Tage früher treffen sollen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Zu Beginn habe es unter den Entwicklern zudem einen „Richtungsstreit“ gegeben, „der den schnellen Erfolg verhinderte“.