Wo kann in der Stadt gebaut werden? Der Gemeinderat will Wohnraum schaffen. Auf diese Weise soll die Stadt attraktiv bleiben. Foto: Kunle

Unbezahlbare Immobilienpreise macht die Stadt für viele unerreichbar. Ditzingen erarbeitet deshalb ein Grundsatzpapier zur Entwicklung der Stadt. Eine Quote soll helfen, jährlich ausreichend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Ditzingen - Die Region ist besonders gefragt, der Zuzug ist groß. Wohnraum wird deshalb knapp – und unbezahlbar. Die Stadt Ditzingen will nun gegensteuern.

Worum geht es ?

Gemeinderat und Verwaltung wollen einen Handlungsleitfaden, einen Masterplan, schaffen, um künftig über Baugebiete und Bauprojekte entscheiden zu können. Das geplante Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ ist davon allerdings ausgenommen. Das hat der Gemeinderat laut dem Bürgermeister Ulrich Bahmer beschlossen. Doch wie viel bezahlbaren Wohnraum muss er jährlich schaffen, um der Nachfrage gerecht zu werden? Diese ist groß, zumal die Stadt einen S-Bahnanschluss hat und Sitz großer Firmen mit vielen Mitarbeitern ist.

Was ist das Ziel

Die Stadträte haben sich im Grundsatz auf ein moderates Wachstum verständigt. Ditzingen soll bis zum Jahr 2035 um 1300 Einwohner auf dann rund 26 300 wachsen. Um den Bevölkerungszuwachs der Stadt zu realisieren, werden im Schnitt jährlich 66 Wohneinheiten benötigt.

Aus dem Bedarf heraus ergibt sich, wie verdichtet in einem Gebiet gebaut werden muss: Müssen mehr Geschosswohnungsbauten entstehen oder soll ein Areal vorwiegend mit Einfamilienhäusern lockerer bebaut werden? Mit dem Bevölkerungswachstum allein ist es für die Stadt nicht getan. Sie muss auch in der Infrastruktur mitwachsen, also beispielsweise in der Kinderbetreuung und den Schulen. Darauf verwiesen einzelne Stadträte am Dienstag im Ausschuss für Technik und Umwelt.

Es war die erste Sitzung nach der Klausur im alten Jahr, in der sich der Ditzinger Gemeinderat öffentlich mit dem Thema befasste. Zuvor hatten bereits die Ortschaftsräte der Ortsteile Heimerdingen, Hirschlanden und Schöckingen über das Grundsatzpapier diskutiert. Es ist davon auszugehen, dass der Gemeinderat am Dienstag dem Papier zustimmt.

Wie werden die Ziele umgesetzt?

Wohnungen entstehen zu zwei Dritteln in Mehrfamilienhäusern, zu einem Drittel in Ein- und Zweifamilienhäusern. Der Ausschuss stimmte zudem für eine Quote. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass ebenso bezahlbarer wie öffentlich geförderter Wohnraum entsteht. Ein Viertel der Neubauten muss geförderter beziehungsweise bezahlbarer Wohnraum sein. Nur bei öffentlich gefördertem Wohnraum hat die Stadt Einfluss auf die Umsetzung. Öffentlich geförderter Wohnraum habe bei den Preisen in der Region nichts mit klassischem sozialen Wohnungsbau zu tun. Wohnberechtigt seien fast alle im Rathaus Tätigen, sagte der Bürgermeister Bahmer – „außer der Oberbürgermeister“.

Was sagen Stadträte und Verwaltung?

„Sehr lange haben wir nichts getan im sozialen Wohnungsbau“, sagte Bahmer. Die Stadt befasse sich „hoffentlich nicht zu spät“ mit dem Thema. Peter Czienskowsky (SPD) begrüßte deshalb auch ausdrücklich den Masterplan. „Es ist wichtig, dass die Stadtteile nicht vergessen werden“, forderte zudem der Freie Wähler Horst Kirschner. Der Hirschlander erachtet die 66 Wohneinheiten für zu wenig. Er ist damit nicht allein. Zweifel äußerte grundsätzlich auch Doris Renninger. Die Grünen-Stadträtin betonte aber auch die Wichtigkeit, dass das Wachstum auf Flächen möglich sei, die bereits für eine Wohnbebauung ausgewiesen sind.

Neu ist die Diskussion über Wohnbebauung nicht. Der Gemeinderat hat auch schon vor 15 Jahren über die Schaffung von Wohnraum diskutiert. Daran erinnerte der CDU-Fraktionschef Rolf Feil. Damals sei man davon ausgegangen, dass das Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ binnen weniger Jahre realisiert würde. Das Baugebiet gibt es bis heute nicht, weil die Umlegung nicht gelingt. Etliche Grundstückseigentümer müssen ihre Flächen gegen Geld oder andere Flächen zur Verfügung stellen.