Vor allem die Anwohner im Kirchberger Ortsteil Neuhof sind lärmgeplagt. Foto: dpa/Oliver Berg

Eine kurvige Strecke, die durch den Wald führt – viele Motorradfans reizt das offenbar, so richtig aufzudrehen. Dagegen wird nun weiter vorgegangen.

Vor allem die Anwohner im Kirchberger Ortsteil Neuhof wissen davon ein trauriges Lied zu singen. Sonntagsruhe? Zumindest bei schönem Wetter kann davon seit etwa zehn Jahren nicht mehr die Rede sein. Nun wird der Gemeinderat am kommenden Donnerstag über das Thema diskutieren. Denn das Gesunde Gemeinwesen Kirchberg (GGK) hat beantragt, dass die Murrgemeinde der Initiative Motorradlärm beitreten soll, einer gemeinsamen Aktion von Land und Kommunen. „Wir hatten schon in der letzten Sitzung im Februar darum gebeten, das in der nächsten Sitzung auf die Tagesordnung zu nehmen“, sagt Erich Drexler, der Vorsitzende der GGK, der mit dem Antrag einer Anregung der Aktionsgemeinschaft Umwelt Kirchberg gefolgt ist. Leider habe sich das Ganze coronabedingt verzögert.

Die Initiative Motorradlärm gibt es seit knapp einem Jahr. 95 Mitglieder hat sie inzwischen, darunter 87 Städte und Gemeinden und acht Landkreise. Auch der Rems-Murr-Kreis gehört dazu.

Dass Kirchberg trotzdem noch extra beitreten soll, begründet der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Umweltschutz, Erwin Wägerle, so: „Unser Ziel ist es, dass dann die Kommune Tafeln aufstellt, mit denen nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch der Lärm gemessen werden kann.“ Dafür gäbe es bis zu 4000 Euro Zuschuss vom Land, erläutert Erich Drexler. Allerdings: Nach seiner Recherche kostet solch eine Tafel etwa 14 000 bis 15 000 Euro, sodass für die Gemeinde immer noch einiges anfallen bliebe.

Dass gehandelt werden muss, steht aber auch für Drexler außer Frage: „Von dem Lärm der Motorräder, die von Affalterbach her kommen, sind nicht nur die Neuhofer betroffen. Bedingt durch die Lage im Murrtal hallt das durch den ganzen Ort.“ Wenn Kirchberg der Initiative selber beitrete, sei auch der Informationsfluss direkter, als wenn das über den Landkreis laufe, ist Drexler überzeugt. Ob aber die Messtafeln, so sie denn aufgestellt würden, etwas brächten, das könne man so oder so sehen: „Manche reizt das dann vielleicht dazu, noch mehr aufzudrehen, wenn sie sehen, wie laut sie sind.“

Die Aktionsgemeinschaft Umwelt mit ihren aktuell rund 45 Mitgliedern unternimmt schon seit geraumer Zeit Versuche, gegen die Motorradraserei zwischen Affalterbach und Kirchberg vorzugehen (wir berichteten). „Wir sind einige Jahre aktiv vor Ort gewesen, meist in zwei Gruppen – eine am Kirchberger Bahnhof, die andere an der Einfahrt zum Neuhof“, berichtet Erwin Wägerle. Meistens seien die Biker schon von sich aus langsamer geworden, wenn sie die Gruppen am Straßenrand gesehen hätten; mit einigen habe man auch reden können, und sie hätten Einsicht gezeigt. Der Effekt: „Die Belästigung ging etwas zurück, aber nicht weg.“ Zudem hätten auch immer weniger Menschen ihren Sonntag dafür geopfert; aktuell sei nur noch der Neuhofer Norbert Kuhnt regelmäßig aktiv.

Umso mehr freut sich Wägerle jetzt darüber, dass Anfang Mai der Bundesrat dafür gestimmt hat, etwas gegen den Motorradlärm zu unternehmen. So sollen unter anderem die Geräuschemissionen neuer Bikes auf maximal 80 Dezibel begrenzt werden. Und Wägerle denkt schon weiter: „Wenn das dann auch noch im Bundestag durchgeht, hätte man eine viel bessere Handhabe gegen den Lärm.“