Dramatische Szenen: Besucher des Country-Konzerts versuchen sich vor den Schüssen in Sicherheit zu bringen Foto: GETTY

Auch trotz neuerlichem Massenmord, diesmal an friedlichen Besuchern eines Country-Konzerts in der Spielerstadt Las Vegas, wird die Politik in Amerika den Waffenbesitz nicht einschränken, meint unser Kommentator Michael Weißenborn

Stuttgart/Las Vegas - Der US-Präsident Donald Trump sagte nach dem monströsen Massenmord in Las Vegas, Amerika sei vereint in „Trauer, Schock und Kummer“. Er nannte das Massaker „einen Akt des absoluten Bösen“ und bot Familien und Freunden der Opfer sein Gebete und Beileid an. Aber von dringend nötiger Beschränkung des Waffenbesitzes sprach er nicht. Es ist in Amerika viel zu leicht, an Waffen zu gelangen, die für den Krieg gemacht sind. Deshalb gehören Massenschießereien in den USA fast schon zum Alltag.

Eine Grundschule in Newtown, eine Feier in San Bernadino, ein Schwulenklub in Orlando – seit Jahren folgt das Geschehen nach den Bluttaten stets dem gleichen Ritual: Nach Schock und Trauer fordern liberale Amerikaner, die vielerorts viel zu laschen Waffengesetze zu verschärfen. Dagegen stemmt sich die mächtige Waffenlobby der National Rifle Association (NRA). Für diese ist jede noch so sinnvolle Einschränkung, ein Verkaufsverbot für Sturmgewehre oder von erweiterten Magazinen etwa, ein Verstoß gegen das verfassungsmäßig verbriefte Recht der Bürger, „Waffen zu tragen“. Was regelmäßig dazu führt, dass die Parlamente in Washington oder vielen Einzelstaaten auch nicht die geringste Verschärfung verabschieden.

Es gibt in Amerika nicht mehr böse oder mental gestörte Bürger als in anderen Industriestaaten. Anders ist der leichte Zugang zu Schusswaffen. Diesen zu begrenzen, ist kein Allheilmittel, aber die einzig plausible Strategie. Australien oder Großbritannien haben nach eigenen Tragödien vorgemacht, dass Beschränkungen funktionieren. Viele US-Bürger sind aber nicht bereit, vom historisch geprägten Ethos der Selbstjustiz mit der eigenen Waffe Abschied zu nehmen. Und ihre Politiker halten sie zu wenig dazu an.