Ein tolles Team: Delphine, Kerstin und Annelie Klimek Foto: Werner Kuhnle

Kerstin Klimek und ihre Töchter nähen Mund-Nasenschutz-Masken. Die bunten werden für einen guten Zweck verkauft, die anderen an Angehörige systemrelevanter Berufsgruppen verschenkt.

Marbach - Seit diesem Montag gilt in Baden-Württemberg Maskenpflicht beim Einkaufen und bei der Nutzung von Bus und Bahn. Dann dürfte auch auf Kerstin Klimek, ihre beiden elf und 14 Jahre alten Töchter Annelie und Delphine und den Freundeskreis der Familie noch mehr Arbeit zukommen. Denn sie alle nähen in Heimarbeit Alltagsmasken aus reiner Baumwolle – „damit man sie heiß waschen und wiederverwenden kann“, erklärt die engagierte Marbacherin.

Dass das Ganze einmal solche Dimensionen annehmen würde, hätte sie sich nicht vorstellen können. „Als Anfang März in den Zeitungen über das erste selbst genähte Essener Mund-Nasenschutz-Modell berichtet wurde, haben meine Töchter und ich damit angefangen“, erinnert sich die begeisterte Hobbyschneiderin. „Wir haben aber erst nur Masken für die Großfamilie und die Nachbarn genäht.“ Aus dem Essener Modell wurden inzwischen drei verschiedene Varianten. „Meine Mutter ist eine Tüftlerin, die hat die Modelle immer weiter perfektioniert“, erzählt die Marbacherin mit einem selbst am Telefon hörbaren Schmunzeln. Sie freut sich aber auch darüber, dass die interfamiliäre Zusammenarbeit so prima klappt.

Und weil die Masken bei den Beschenkten so gut ankamen, folgte der nächste Schritt: Die heimische Produktion aus zweilagigem Baumwollstoff wurde an Ärzte, Pflegeheime, die Diakonie, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Fußpfleger oder Hebammen, aber auch Verkäuferinnen oder Postboten verschenkt – wobei meist eine Spende zurückkam, die sofort in neues Material umgesetzt wurde oder in der Spendenkasse fürs Stuttgarter „Olgäle“ landete, dem die Familie viel zu verdanken hat. Weil die Alltagsmasken nicht zertifiziert sind, nutzen Ärzte und Krankenschwestern diese nur im privaten Umfeld. Doch der selbst genähte Mund-Nasen-Schutz ist besser als nichts: „Es geht ja vor allem darum, dass wir umsichtig miteinander umgehen und auf Dritte Rücksicht nehmen“, betont Klimek.

Pflegeheime und die Diakonie bekommen weiße Masken, ihre Töchter jedoch nähen inzwischen weitgehend selbstständig ganz bunte Masken, die beim Affalterbacher Obsthof Gunßer zugunsten des Olgäles verkauft werden. Und diese fröhlichen, durchaus als Accessoire tauglichen Mund-Nasen-Schutze kämen nicht nur bei jungen Leuten gut an, freut sie sich: „Eine ältere Frau meinte, es sei schön, dass die so bunt und lustig seien. Genauso haben wir uns das auch gedacht. Denn wenn die Zeit schon trist ist, können wenigstens ein paar Masken bunt sein.“

Kerstin Klimek und einige ihrer Freundinnen, die vor drei Wochen mit dazu gestoßen sind, arbeiten allerdings inzwischen der Affalterbacher Maskennähgruppe um Tanja Karamik zu, die systemrelevante Berufe mit gefalteten Masken versorgt. Und auch der Sohn einer Freundin ist dank seines 3D-Druckers mit dabei: Er fertigt damit Schutzbrillen und zur Arbeitserleichterung auch Schrägbandformer. Dieses Miteinander findet die Marbacherin ganz toll.

Weitere Mitnäherinnen, aber auch Zuschneider oder Verpacker sind immer willkommen, weil die Nachfrage nicht abreißt. Es wurden auch schon Vorbereitungen getroffen, um die Marbacher Schulen mit den Masken zu versorgen. „Es kommt nicht darauf an, wie viel jemand näht oder zuschneidet; jede helfende Hand zählt“, betont Klimek. Sehr willkommen sind auch Spenden von Baumwollstoffen, beispielsweise ausgediente Bettwäsche, die in einer Kiste vor der Haustür in der Wilhelm-Kopf-Straße 20 abgelegt werden können. Aber bitte gewaschen und gebügelt. Denn bis so eine Maske fertig ist, dauert es schon etwa 30 Minuten. Und wenn man dann auch noch selber waschen und bügeln muss, fehlt die Zeit für das Wesentliche – die Masken.

Dass sie diese nähen, ist für Kerstin Klimek selbstverständlich: „Wir sind fit und können so etwas Sinnvolles tun.“ Ein echtes Anliegen ist es ihr aber auch, über den richtigen Gebrauch der Masken zu informieren. „Nur einmal tragen, dann bei mindestens 60 Grad waschen oder fünf Minuten im geschlossenen Topf auskochen“, erklärt sie und verweist auch auf die Homepage „maskezeigen.de“, auf der es weitere Tipps gibt. „Würde jeder eine Maske tragen, würde die Verbreitung des Coronavirus eingedämmt“, ist sie überzeugt.