Meist reicht ein Gespräch und der Mund-Nasen-Schutz sitzt wieder. Foto: Lg/Max Kovalenko

Bei einer groß angelegten Kontrolle ermahnt die Polizei mehrere Hundert Passagiere, den Mund-Nasen-Schutz korrekt zu tragen. Eine Anzeige wegen fehlender Masken erhalten deutlich weniger Personen.

Stuttgart - Ein Fahrgast begegnet der Polizei am Montagmorgen mit einem Lächeln. Doch so richtig freuen können sich die Beamten darüber nicht, denn das Lächeln sollte eigentlich nicht zu sehen sein, hier am Stadtbahnhalt Hauptbahnhof. Der Mann verstößt gegen die Maskenpflicht, die seit Ende April wegen der Corona-Pandemie im öffentlichen Nahverkehr gilt. Ob diese Vorschrift eingehalten wird, das kontrolliert die Stuttgarter Polizei mit einem großen Einsatz am ersten Schultag nach den Ferien.

Die Beamten treffen auf wenige Maskenverweigerer

„Das könnte ein Verweigerer sein, der wird diskutieren“, tippt ein Polizist. Er wird recht behalten. Der Mann stellt alles in Frage, was die Polizisten sagen. „Wo steht das mit der Pflicht?“ fragt er. „In der Corona-Verordnung des Landes“, antwortet ein Beamter. „Zeigen Sie mir die? Was für eine Maske soll das sein? Bekomme ich eine geeignete Maske gestellt? Und wo steht, welche Vorschrift diese erfüllen muss?“ Fragen über Fragen, die Polizei will hingegen nur die Personalien des Mannes wissen. Ruhig antworten die Beamten auf die provozierenden Fragen. Auch, als der Maskenmuffel vorschlägt, in ein Lebensmittelgeschäft zu gehen, ein Netz Zitronen zu kaufen und das leere Netz über das Gesicht zu spannen, bleiben sie gelassen.

Aggressive Fahrgäste sind die Ausnahme

Fahrgäste wie dieser sind die Ausnahme, doch auch solche sind dabei. Meist reicht aber eine kurze Ansprache, wenn der Mund-Nasen-Schutz „auf Halbmast“ hängt, sprich unter der Nase. Dann zupfen die Passanten das Stück Stoff zurecht und eilen weiter. Auch ein freundlicher Gruß kann helfen. Ein Polizist geht von schräg hinten auf einen Mann zu, dessen Mund-Nase-Schutz nicht richtig sitzt. „Guten Morgen“, sagt der Beamte. Mehr muss er nicht sagen, schon schiebt der Mann die Maske in die richtige Position.

Die Polizei lobt: Die meisten Pendler machen es richtig

„Die Mehrheit macht gut mit“, sagt der Polizeisprecher Stephan Widmann. Damit aus der Mehrheit möglichst alle werden, ist die Polizei am Montag mit einem großen Team am Start: 60 Beamte sind an den Bahnsteigen und Haltestellen am Hauptbahnhof, am Charlottenplatz und am Cannstatter Bahnhof unterwegs, um die Einhaltung der Maskenpflicht zu überwachen. Von 6 bis 13 Uhr schauen sie den Passagieren auf die Nase und den Mund. Den ersten Schultag habe man gewählt, da erfahrungsgemäß an diesem auch viele Berufstätige nach dem Urlaub wieder arbeiten. Schülern galt die Kontrolle jedoch nicht gezielt, betont Widmann. „Die lassen wir in Ruhe, und die machen das ja auch so gut wie alle richtig.“

Ein paar Passagiere haben Atteste dabei

Manche Erwachsene haben hingegen Ausreden, andere ein Attest. „Er ist nicht von hier, er weiß das nicht“, sagt ein junger Mann, als sein Kumpel verdutzt in der Hosentasche kramt und einen Mund-Nasen-Schutz hervorholt, den er zwar dabei, aber nicht aufgesetzt hat. Das belehrende Gespräch mit den Beamten wird jäh unterbrochen. „Unsere Bahn!“ rufen die Jungs – und sind weg. Eine Frau zieht einen achtfach gefalteten Zettel aus dem Portemonnaie – eine Bescheinigung, dass sie keine Maske tragen muss. „Wir machen ein Foto, das wird geprüft“, erläutern die Beamten das weitere Vorgehen.

53 Anzeigen gehen am Montagmorgen raus

Kommunikation stehe im Mittelpunkt bei diesem Einsatz, sagt der Pressesprecher Widmann. Man wolle die Menschen vor allem dazu bringen, den Schutz anzulegen. Daher werde in den meisten Fällen ein Gespräch geführt, wenn die Maske nicht richtig sitze – mehrere Hundert mal habe das die Polizei am Montag zwischen 9 und 13 Uhr getan. Wenn jemand aber in der Bahn keine auf hat, gibt es kein Pardon: Dann nimmt die Polizei eine Anzeige auf und leitet diese an die Bußgeldstelle der Stadt weiter. 53 solche Fälle sind es an diesem Morgen, diese werden nun geprüft. Uneinsichtige Zeitgenossen, die die Maskenpflicht infrage stellten, seien „nur vereinzelt“ unterwegs gewesen.

Am Samstag gegen 9 Uhr ist aber eine Kontrolle eskaliert. Ein junger Mann schlug nach einem Kontrolleur an der Haltestelle Metzstraße. Der SSB-Mitarbeiter wollte die Personalien feststellen, weil der Mann ohne Maske fuhr. Nach der Attacke gelang dem Maskenmuffel jedoch die Flucht, meldet die Polizei. Sie sucht Zeugen, die den etwa 1,70 Meter großen dunkelhäutigen Mann, der das Trikot der französischen Fußballnationalmannschaft trug, gesehen haben.