Projektverantwortlicher für die AG: Rainer Mutschler bei der Überzeugungsarbeit. Jetzt verlässt er den VfB Stuttgart und wechselt zu den Ravensburg Towerstars. Foto: Baumann

Er arbeitete 17 Jahre für den VfB Stuttgart, jetzt wechselt er zum Eishockey-Zweitligisten Ravensburg Towerstars. Hier verrät Rainer Mutschler seine Beweggründe.

Stuttgart - So ist das eben, wenn der Mensch nach fast zwei Jahrzehnten in schwierigem Gelände eine neue Herausforderung sucht: er zieht Bilanz. Rainer Mutschler verlässt den VfB Stuttgart jedenfalls mit einem lachenden und weinenden Auge, wie er jetzt unserer Zeitung verriet. „Es war eine unglaublich spannende und intensive Zeit“, sagt der langjährige Geschäftsführer der vereinseigenen Marketing-GmbH, „aber ich habe schon seit längerem darüber nachgedacht, eine neue Herausforderung anzunehmen.“

Jetzt ist er heiß auf Eis: Am 1. August beginnt der 57-Jährige als Marketing-Chef beim Eishockey-Zweitligisten Ravensburg Towers. Und als müsste er den Wechsel nach Oberschwaben gut begründen, nennt er augenzwinkernd seinen rekordverdächtigen VfB-Maße: 17-6-8-17. In den 17 Jahren auf dem Cannstatter Wasen erlebte Rainer Mutschler sechs Präsidenten, acht Sportchefs und 17 Trainer. Eine Denksportaufgabe für Experten. Er sagt: „Es gab Hochs und Tiefs.“ Und er verrät: „Manchmal haben mich die Spieler in den Wahnsinn getrieben.“ Dann fügt er ein wenig wehmütig hinzu: „Aber es ist ein Privileg, in solch einem großen Club arbeiten zu dürfen.“ Dass er vor zwei mit seiner Bewerbung für das Amt des Finanzvorstands scheiterte, nimmt er niemanden übel. Denn erstens macht Stefan Heim in seinen Augen einen „prima Job“ und zweitens gilt Mutschlers bewährtes Motto: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“

Rainer Mutschler und seine Vergangenheit beim VfB

Mutschler war zuletzt wochenlang mit VfB-Präsident Wolfgang Dietrich auf „Wahlkampftour“ in Sachen Ausgliederung. Oft bis tief in die Nacht. Auf der Fahrt blieb oft Zeit für ausgiebige Gespräche. Und Rainer Mutschler erzählte dem Chef bestimmt auch von den Zeiten um die Jahrtausendwende, als der VfB sportlich wie finanziell in den Seilen hing wie ein angezählter Boxer. Eigentlich keine gute Zeit für den Novizen aus Reihen des Deutschen Skiverbands (DSV). „Was will denn ein Skitrainer im Fußball?“, argwöhnten die Kritiker. Der VfB hatte 1999 seine Marketing-GmbH gegründet – der Diplomsportlehrer und Marketing-Experte Mutschler kam als Geschäftsführer. Und das in turbulenten Zeiten. Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder war auf dem Absprung, der neue Präsident Manfred Haas hatte alle Hände voll zu tun, um dem VfB finanziell wieder aufzurichten. Manager Rolf Rüßmann drängte darauf, Teile der Marketingrechte an den Vermarkter Sport Five zu verkaufen. Mutschler stemmte sich dagegen. „Wir haben bis heute alle unsere Vermarktungsrechte behalten“, sagt Mutschler nicht ohne Stolz, „das war bei der Bewertung des Vereins vor der Ausgliederung ein großer Vorteil.“

Von 2006 an stellte ihm der VfB als zweiten Geschäftsführer und heutigen Marketingvorstand Jochen Röttgermann zur Seite. „Er erledigte den Job vor dem Vorhang, ich dahinter“, sagt Rainer Mutschler und lobt den Kollegen als „wunderbaren Menschen“. Gemeinsam mit Präsident Manfred Haas sorgten sie dafür, dass Teile der nach der Kirch-Pleite verkauften Marketingrechte zurückgekauft wurden.

Den VfB im Herzen

Zuletzt half er als Projektverantwortlicher für die Ausgliederung und Unternehmensentwicklung, den VfB wieder fit für die Zukunft zu machen. Mit Erfolg. Sein Vertrag wäre 2018 ausgelaufen, Präsident Wolfgang Dietrich wollte mit Mutschler verlängern. Die Aufgabe: Internationalisierung der Marketing-Aktivitäten. Der ehemalige Alpinski-Direktor im Deutschen Skiverband lehnte dankend ab – und legt sich noch einmal in die Kurve. In Ravensburg schließt sich für den gebürtigen Bad Saulgauer der Kreis: Zurück in der Heimat, zurück in der kälteren Gefilden des Sports. Rainer Mutschler sagt: „Der VfB war ein wichtiger Teil meines Lebens. Er wird mir im Herzen bleiben.“