Im März ist Mariah Carey 50 geworden – oder so ähnlich. Foto: dpa/Kamran Jebreili

Aus zerrütteten Verhältnissen hat sich Mariah Carey ganz nach oben gearbeitet. Ihre Märchen-Karriere hat die Musik-Diva jetzt gemeinsam mit einer Journalistin aufgeschrieben – und bekommt dafür in den USA gute Kritiken.

New York - „Ich weigere mich, Zeit anzuerkennen“, stellt Mariah Carey in ihrem Buch gleich als allererstes klar. Anfang des Jahres hatten Fans gerätselt, ob die Musikerin nun tatsächlich gerade 50 geworden war, oder doch schon 51 Jahre alt ist. Aber darum, solche schnöden Alltagsdinge klarzustellen, geht es Carey in ihrer gerade in den USA veröffentlichten Autobiografie „The Meaning of Mariah Carey“ nicht. „Diese Memoiren sind eine Sammlung der Momente mit Bedeutung, der Momente, die am exaktesten meine Geschichte erzählen, so wie ich sie sehe.“

Carey gehört zu den erfolgreichsten Musikern der vergangenen Jahrzehnte. Dafür stehen rund 200 Millionen verkaufte Alben, mehr als ein Dutzend Songs an der Spitze der Charts alleine in den USA und Superhits wie „Hero“, „Without you“ oder der Weihnachtsklassiker „All I want for Christmas is you“. Die Sängerin mit der über fünf Oktaven reichenden Ausnahme-Stimme gilt aber auch als „berühmt-berüchtigtste Diva im ganzen Musik-Business“, wie der britische „Guardian“ einmal schrieb. Immer wieder hat Carey sich darüber beschwert, falsch verstanden zu werden - mit „The Meaning of Mariah Carey“, geschrieben mit Hilfe der Journalistin Michaela Angela Davis, wolle sie die Dinge nun klarstellen, hatte sie im Vorfeld angekündigt.

Schwerpunkt auf der Kindheit und auf dem Karrierebeginn

Die Autobiografie konzentriert sich vor allem auf Careys Kindheit und die Anfänge ihrer Karriere. Geboren wurde die Sängerin in Huntington auf der Halbinsel Long Island nahe New York in ärmliche Verhältnisse hinein. Ihre Mutter war irischer Abstammung und arbeitete als Sängerin, ihr Vater hatte afro-amerikanische und venezolanische Wurzeln und war Ingenieur. Das Paar trennte sich wenige Jahre nach Careys Geburt.

Ihre Kindheit sei eine Mischung aus Gewalt, Vernachlässigung und Rassismus gewesen, beschreibt Carey. Ihre einzige Freundin sei die Schauspielerin Marilyn Monroe gewesen - als Plakat in ihrem Kinderzimmer. Zu ihrer Familie hat Carey inzwischen fast jeden Kontakt abgebrochen. Nachdem sie berühmt geworden sei, hätte die sie wie einen „Geldautomaten mit Perücke“ behandelt. Trotzdem ist das Buch unter anderem ihrer Mutter gewidmet. „Die ganze Zeit über hat sie, so glaube ich, versucht, ihr Bestes zu geben.“

Die Musik sei ihre Therapie und ihre Flucht gewesen, schreibt Carey. Nachdem sie zu Hause ausgezogen war und einen Plattenvertrag bekommen hatte, wurde ihr Leben aber auch nicht viel einfacher. 1993 heiratete sie den Boss ihrer Plattenfirma, Tommy Mottola, der sie – so schreibt Carey – unterdrückte, kontrollierte und schließlich sogar mit einem Messer bedrohte. „Seine Präsenz fühlte sich einengend und unterdrückend an. Er war wie Luftfeuchtigkeit – unentrinnbar.“ Schließlich schaffte sie es aber doch, sich scheiden zu lassen – auch mit Hilfe einer Affäre mit dem Baseball-Star Derek Jeter.

Carey verliert kein Wort über ihre bipolare Störung

Danach ist ein großer Teil der Autobiografie bereits durch. Die vergangenen 20 Jahre, in denen Carey immerhin noch einmal heiratete, Zwillinge bekam, sich wieder scheiden ließ, und zahlreiche Alben veröffentlichte, spielen in dem Buch nur eine untergeordnete Rolle. Auf ihre 2018 öffentlich gemachte bipolare Störung geht sie gar nicht ein.

Trotzdem biete „The Meaning of Mariah Carey“ faszinierende Einblicke hinter die kunstvoll inszenierte Glitzer-Glamour-Fassade der stets mit perfektem Styling auftretenden Sängerin und ihrer Märchen-Karriere, urteilten viele Kritiker. Kurzzeitig schoss das Buch, das vom Magazin „Rolling Stone“ bereits sogar zum „Klassiker der Pop-Diva-Literatur“ erklärt wurde, auch in den US-Bestsellerlisten weit nach vorne.

Die „faszinierende Autobiografie eines missverstandenen Stars“ enthalte nicht „die glitzernden, tratschigen Erinnerungen eines Promis, die man vielleicht erwarten könnte“, schrieb der „Guardian“, sondern sei „ein größtenteils dunkler Tauchgang in ihre Vergangenheit, der sich manchmal wie Therapie anfühlt“.