Die Terroranschläge von Kopenhagen haben ganz Dänemark erschüttert. Königin Margrethe hat sich an ihr Volk gewandt und es zum Zusammenhalt aufgefordert. Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt betont: "Wir werden uns nicht einschüchtern lassen."

KopenhagenDänemarks Königin Margrethe hat die Dänen beschworen, nach den Terroranschlägen von Kopenhagen zusammenzuhalten. "Es ist wichtig, dass wir in so einer schwierigen Situation zusammenstehen und die Werte schützen, auf die Dänemark gebaut ist", sagte die Königin laut der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau.

Bei zwei Anschlägen auf ein Kulturcafé und eine Synagoge in der dänischen Hauptstadt waren zwei Menschen getötet und fünf verletzt worden, bevor die Polizei den mutmaßlichen Attentäter erschoss.

Die Taten mehr als fünf Wochen nach den Anschlägen auf die Karikaturisten der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris lösten in vielen Ländern Bestürzung aus.

Die Ermittlungen liefen den ganzen Sonntag über auf Hochtouren. Die Polizei stürmte laut Medienberichten ein Internetcafé im Stadtteil Nørrebro und durchsuchte einen Park. Es gab demnach mehrere Festnahmen, unterschiedliche Medien nannten verschiedene Zahlen. Offizielle Angaben lagen zunächst nicht vor.

"Wir werden unsere Demokratie verteidigen"

Dänemark will sich nicht von den Terroranschlägen einschüchtern lassen. "Es gibt viele Fragen, die die Polizei noch beantworten muss", sagte Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt. "Aber es gibt eine Antwort, die wir heute schon geben können. Und die lautet, dass wir unsere Demokratie verteidigen werden."

Die dramatischen Stunden von Kopenhagen begannen am Samstag um 15.33 Uhr. Der junge Mann beschoss mit einer automatischen Waffe von außen das Kulturcafé, in dem eine Veranstaltung zum Thema "Kunst, Gotteslästerung und Freie Rede" stattfand. Ein Gast starb, Augenzeugen zufolge handelt es sich um den 55-jährigen Filmregisseur Finn Nørgaard, berichtet die Zeitung "Ekstra Bladet". Drei Polizisten wurden verletzt.

Der Angriff in dem Kulturcafé galt vermutlich dem schwedischen Zeichner Lars Vilks. Islamisten kritisieren ihn seit Jahren wegen seiner Mohammed-Karikaturen. Er war bereits mehrfach Ziel von Anschlägen. Islamisten setzten ein Kopfgeld von 150.000 Dollar auf ihn aus. Vilks blieb bei dem Anschlag unverletzt. Er hatte sich mit einer Organisatorin der Diskussion in einem Kühlraum versteckt.

Nach dem Anschlag setzte eine Großfahndung ein. Der Attentäter flüchtete in einem dunklen VW Polo. Er stellte das Auto der Polizei zufolge ab. Per Taxi ließ er sich demnach in eine rund zwei Kilometer vom Kulturcafé entfernte Wohnung fahren. Etwa zehn Stunden nach dem ersten Anschlag eröffnete wahrscheinlich derselbe Täter nach Mitternacht das Feuer an einer rund drei Kilometer von der Wohnung entfernten Synagoge.

In Synagoge wurde Bat Mizwa gefeiert

Ein Mann wurde von einer Kugel tödlich in den Kopf getroffen - nach Angaben aus der jüdischen Gemeinde ein 37 Jahre alter Freiwilliger, der die Besucher am Eingang kontrollierte. Zwei Polizisten wurden verletzt. Zu einer Feier - der Bat Mizwa - waren in dem Gebäude rund 80 Menschen versammelt. Nach Angaben des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Dan Rosenberg Asmussen, gelang es dem Angreifer nicht, in das Gebäude vorzudringen.

In der Zwischenzeit hatte die Polizei ihren Angaben zufolge Stellung vor einer Wohnung nahe des Bahnhofs Nørrebro bezogen. Die Adresse habe sie von dem Taxifahrer bekommen, dessen Fahrgast der Mann war. Kurz vor 5 Uhr kehrte der Mann dorthin zurück. Die Sicherheitskräfte riefen ihm zu. Er eröffnete den Angaben zufolge sofort das Feuer. Die Beamten schossen zurück und trafen den mutmaßlichen Terroristen tödlich - gut 13 Stunden nach dem ersten Anschlag.

Panik und Chaos in Kopenhagen

In der dänischen Hauptstadt herrschte zeitweise Panik und Chaos. Das Geschehen spielte sich in einem engen Umkreis in der Innenstadt ab. Doch die Lage war über Stunden völlig unklar. Auch die Bundespolizei war im Einsatz und überwachte an den drei Flensburger Grenzübergängen den Verkehr. Die Polizei vollzog die Spur des Mannes durch Videoaufzeichnungen von den einzelnen Schauplätzen nach.

Nähere Einzelheiten zu dem Attentäter waren zunächst nicht bekannt. Nach dem ersten Anschlag hatte die Polizei eine Fahndung nach einem etwa 25 bis 30 Jahre alten Mann arabischen Aussehens ausgelöst. Bilder aus einer Überwachungskamera zeigten einen dunkel gekleideten Mann mit roter Mütze.

Die dänische Nachrichtenagentur Ritzau berichtete am Abend unter Berufung auf die Polizei, der Täter sei 22 Jahre alt, in Dänemark geboren und im „Bandenmilieu“ bekannt.

Das Bundesinnenministerium sieht keine erhöhte Terrorgefahr in Deutschland. Es gebe nach wie vor eine abstrakt hohe Gefährdung. Der Karnevalsumzug in Braunschweig wurde kurz vor dem Start wegen Hinweisen auf mögliche Terroranschläge abgesagt.

Netanjahu ruft Juden zur Auswanderung auf

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu forderte die Juden in Europa zur Auswanderung in den jüdischen Staat auf: "Juden wurden auf europäischem Boden ermordet, nur weil sie Juden waren." Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich betroffen. Die USA boten Dänemark ihre Hilfe an.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve eilte nach Kopenhagen und legte gemeinsam mit dem französischen Botschafter François Zimeray an dem ersten Anschlagsort Blumen nieder. Zimeray hatte den Anschlag auf das Kulturcafé überlebt. Die Stadt Kopenhagen will am Montagabend der Opfer vom Wochenende gedenken.