Anton Obleser schlüpft in seinem Musikvideo in verschiedene Rollen. Foto: privat

Der 19-jährige Anton Obleser aus Marbach bekämpft seinen „Bleibt-Zuhause-Frust“ mit einer Video-Idee, die er ins Internet gestellt hat

Marbach - Wahre Kreativität entsteht immer aus dem Mangel“, soll der Modeschöpfer Wolfgang Joop einmal gesagt haben. Wie auch immer man diesbezüglich über die aktuelle Corona-Krise denkt: Der Kontaktmangel, der auch jungen Menschen viel Geduld und langen Atem abverlangt, kann erfreulich Schöpferisches zum Vorschein bringen.

Der Marbacher Anton Obleser jedenfalls hat genau diesen Sachverhalt mit seinem Rap-Song „Von der Rolle“ unter Beweis gestellt. Seinen Song, der – wie könnte es anders sein – das Coronavirus mit seinen diversen gesellschaftlichen Auswüchsen aufgreift, hat der 19-jährige Student in einem Anfall schöpferischer Wut, in nur drei Tagen fertig gestellt. „Weil ich jetzt eben so viel Zeit habe.“ Normalerweise daran gewöhnt, dass in seinem Leben immer etwas pulsiert, er sich mit Freunden trifft und für gewöhnlich keinen Abend zuhause ist, hat auch ihn anfangs der Frust gepackt. Das Gebot der Stunde „zuhause bleiben“ hat ihn, wie viele Menschen, von heute auf morgen in einen andere Umlaufbahn katapultiert. „Da war viel Widersprüchliches in mir, denn klar wollte ich lieber rausgehen, mich mit anderen treffen. Doch dann bin ich eines Morgens leicht krank aufgewacht. Das hat mich schlagartig zu mehr Einsicht geführt. Mein Denken hat sich seither komplett gewandelt“, sagt Anton Obleser, der sich zum sinnvollen Zeitvertreib nun auch der Musik zuwendet.

Das ist nicht neu, denn Anton bekam schon im Kindesalter Instrumentalunterricht: Es war die Posaune, die ihn fasziniert hat. Die Begeisterung dafür ist zwar inzwischen abgekühlt, doch die Leidenschaft für die Aussagekraft von Musik ist ihm geblieben. Mithilfe eines elektronischen Programms kreiert Anton auf seinem Rechner die unterschiedlichsten Soundteppiche. Einen solchen schuf er mit den passenden Effekten und Loops auch für den Song-Text, der ihm in den vergangenen Tagen in den Sinn kam. Zielstrebig gestaltete er dazu eine Sound-Verpackung, die „meinen ästhetischen Vorstellungen komplett entspricht“. Das war offenbar nicht immer so, denn vor einem Jahr brachte der kreative Student schon einmal einen Song in die Internetportale. „An ihm hatte ich mich jedoch schnell satt gehört“.

Angesteckt von der Idee, Eigenes zu produzieren, kam Anton Obleser rasch auf das Coronavirus und die in der Gesellschaft Kopfschütteln auslösende Verquickung mit der Klopapier-Kaufsucht. „Überhaupt das ganze Thema wirbelt mich auf“, registriert er das auf den Kopf gestellte Lebensgefühl. Mit seinem Rap-Song-Projekt will er „vor allem belustigen und denen, die jetzt ebenfalls zuhause sitzen, den Tag versüßen“. Auf jeden Fall aber hat das Projekt dem Informationsdesign-Studenten viel Kurzweil verschafft. Oben auf dem Dachboden der elterlichen Wohnung wurde der Clip gedreht. Dort steht eine Kindertafel, die er kurzerhand mit in das Video einbezog. Und darin schlüpft Anton in Rollen: Er mimt einen Desinfektionsfreak, einen Partygänger, einen Rapper und einen „Hirni“, also einen Intellektuellen, aus deren Blickwinkel die etwas absurd geführte Lage betrachtet wird.

Über das Ergebnis seines künstlerischen Gesamtpakets freut sich der Marbacher, der auf den Kanälen YouTube, Soundcloud und Instagram unter dem Namen „Frau Sauerbier“ zu finden ist. Der Name habe ihn einst so amüsiert, „dass er mir einfach nicht mehr aus dem Kopf ging. Dass er zudem weiblich assoziiert ist, sei „eine humorvolle Antwort auf das männliche Prollogehabe, das die deutsche Rapszene sehr prägt“.

Bei der Kameraführung hat gelegentlich Antons jüngere Schwester Greta assistiert. Ihr ist es wohl auch zu verdanken, dass der Videoproduzent so überzeugt von seinem Soundergebnis. ist. Der Zufall nämlich wollte es, dass Greta den Wandschrank in ihrem Zimmer mit Kissen ausgestattet hat, um sich dort hineinzukuscheln. Der Bruder erkannte die Möglichkeit und setzte sich mit den Aufnahmegeräten direkt in den Schrank. Mit dem Ergebnis, dass er „das ideale, kleine Tonstudio“ entdeckt hat.

Hier geht es zu "Von der Rolle" von Frau Sauerbier