Die 16-jährige Sarah Meyer aus Mannheim hat die Streetdance-Meisterschaften in Glasgow gewonnen. Foto: Hans Aldenhoven

Die Mannheimerin Sarah Meyer hat am Wochenende die Breakdance-WM in Glasgow gewonnen. Die 16-Jährige ist schon zum zweiten Mal Weltmeisterin. Im Interview verrät sie uns Tipps für Anfänger.

Mannheim/Glasgow - Wenn man der 16-jährigen Sarah Meyer beim Tanzen zusieht, hat man das Gefühl, Breakdance sei das Einfachste auf der Welt: mit schnellen Tanzschritten, akrobatischen Einlagen und lockerem Hüftschwung hüpft die Mannheimerin über die Bühne.

„Beim Tanzen kann ich meine Gefühle ausdrücken“, sagt sie im Interview mit unserer Zeitung. Dass sie das ziemlich gut kann, hat die junge Frau am vergangenen Wochenende erneut gezeigt: Im schottischen Glasgow wurde sie bereits zum zweiten Mal zur besten Breakdancerin der Welt gekürt. Bei den dortigen „UDO“ (United Dance Organisation) Streetdance-Weltmeisterschaften belegte die Tänzerin den ersten Platz im „Battle Eins gegen Eins Breaking“. So wird eine Tanzkategorie bezeichnet, bei der zwei Tänzer auf der Bühne direkt gegeneinander antreten und sich in ihrem Können messen.

„Ich war davor schon ganz schön aufgeregt“, gibt Sarah Meyer zu. Vor Tausenden von Zuschauern auf einer so großen Bühne zu tanzen, da schieße einem schon das Adrenalin durch die Adern, sagt sie. „Ich habe richtig Stressflecken bekommen.“ Aber als sie dann mit dem Tanzen anfing, war alle Aufregung vergessen: „Dann macht es nur noch Spaß. Und dann will man am liebsten nochmal tanzen, und nochmal!“

Acht Jahre Leidenschaft

Die Leidenschaft der Mannheimerin brennt schon lange für den Tanzsport. Sarah Meyer ist nicht nur Weltmeisterin, sondern auch Europameisterin und mehrfache deutsche Meisterin. Seit acht Jahren tanzt sie Breakdance. Vorher hat die 16-Jährige auch schon Hip Hop, Popping und Locking ausprobiert. Diese Tanzarten gehören wie das Breakdance zum Streetdance, sind aber alle für sich genommen einzigartig. Breakdance ist ursprünglich aus einem Teil der Hip-Hop-Bewegung entstanden, die sich unter afroamerikanischen Jugendlichen im New York der frühen 70er Jahre entwickelte. Wegen der akrobatischen Einlagen erfordert der Tanzstil auch viel Kraft.

„Deswegen gehe ich zusätzlich zu meinem Tanztraining jede Woche zum Kraftsport“, sagt Sarah Meyer. Rund fünf Trainingseinheiten pro Woche stehen insgesamt auf dem Stundenplan der jungen Frau. In der Vorbereitungsphase zur WM kamen noch mehr Trainingsstunden dazu. Nebenbei ging die 16-Jährige weiter zur Schule. Ihren Realschulabschluss hat die Tänzerin gerade in der Tasche. „Sie hat als Klassenbeste abgeschlossen“, sagt ihre Mutter Petra Meyer stolz. Zu viel wird es der jungen Frau trotzdem nicht: „Man muss halt schauen, dass man organisiert ist. Dann passt das schon“, sagt sie.

Teilnahme war nur dank Sponsoren möglich

2014 hatte die damals 14-Jährige die „UDO“ Streetdance-Meisterschaften schon einmal gewonnen. Damals noch in der Gruppe der Jugendlichen, startete sie dieses Jahr erstmals als Erwachsene. Mit durchschlagendem Erfolg. Für die WM qualifiziert hatte sie sich zuvor schon bei der Europameisterschaft. Im vergangenen Jahr musste Sarah Meyer als Teilnehmerin aussetzen, weil sie keine Sponsoren gefunden hatte. Die sind aber nötig, damit Sarah Meyer ihren privaten Tanzunterricht in Anspruch nehmen kann, denn: „Leider bieten die Vereine hier in der Region keinen Breakdance-Unterricht an“, sagt sie. Dieses Jahr kamen viele Sponsoren zusammen. Unter anderem wurde die junge Frau von der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft GBG in Mannheim in das Nachwuchs-Förderprogramm „GBG Juniorenteam“ aufgenommen und mit insgesamt 2000 Euro unterstützt.

Sarah Meyer ist den vielen Menschen dankbar, die es ihr ermöglichten, an dem Event in Glasgow teilzunehmen. „Das war so ein schönes Erlebnis. So etwas muss man einmal erlebt haben“, sagt sie. Auch Sarahs Mutter, die sie mit ihrem Trainer nach Schottland begleitete, schwärmt von der Atmosphäre bei dem Tanz-Wettbewerb: „Das war atemberaubend. Ich war so aufgeregt, dass jemand anderes den Auftritt filmen musste.“ Neben dem Einzelauftritt legte Sarah Meyer in Glasgow auch eine Duo-Tanzleistung mit ihrer Partnerin Jenni Gribel ab. Im Duo schafften sie es aber leider nicht in die Endrunde.

Sehen Sie hier das Video vom finalen Auftritt der Weltmeisterin:

Tipps für Anfänger

Wenn man nicht direkt Weltmeister werden will, aber vom Profi trotzdem gerne ein paar Tipps für Anfänger hätte, rät Sarah Meyer, auf die Musik zu hören: „Erst einmal richtig zuhören, bevor man lostanzt. Und dann Kopf ausschalten.“ Dann sei der Rest ganz einfach.

Am Freitag begann die 16-Jährige eine Ausbildung zur Bürokauffrau. Mit dem Sport kürzer treten? Für die Tänzerin keine Option: Arbeiten, nach Hause kommen, essen und zum Training – so sieht ihr Plan aus. „Klar habe ich dadurch weniger Freizeit, aber das Tanzen ist für mich Ausgleich genug.“

In unserer Bildergalerie finden Sie weitere Fotos der jungen Breakdancerin.