Eine Flagge der IG Metall bei einer Demo in Stuttgart – die Vorwürfe, die Zentrum Automobil gegen die Gewerkschaft erhebt, wiegen schwer. (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Die politisch rechts einzuordnete Gewerkschaft Zentrum Automobil macht die IG Metall dafür verantwortlich, dass eines ihrer Mitglieder nach einer Demo in Stuttgart im Koma liegt. Die IG Metall widerspricht vehement.

Stuttgart - In den Augen der politisch als rechts geltenden Gewerkschaft Zentrum Automobil ist die IG Metall dafür verantwortlich, dass eines ihrer Mitglieder nach einem Angriff im Koma liegt. Das stellte Zentrum-Automobil-Chef Oliver Hilburger in einem Video klar, das die IG Metall als Hauptschuldigen für den Vorfall am Rande einer Demo in Stuttgart gegen die Corona-Beschränkungen bezichtigt. Hilburger wirft der mächtigen Arbeitnehmervertretung in dem Video „jahrelange Hetze“ vor.

Die IG Metall weist diese Vorwürfe zurück. „Wir haben damit nichts zu tun“, sagt Anaïck Geißel, Pressesprecherin der IG Metall Stuttgart. Die IG Metall und die Antifa seien in keiner Weise miteinander verstrickt, wie Zentrum Automobil das darstelle. „Als Gewerkschaft distanzieren wir uns von jeder Gewalt und ganz besonders, wenn sie als politisches Mittel eingesetzt wird“, sagt Geißel.

Kein neuer Ermittlungsstand

Aus Behördensicht steht nicht fest, ob wirklich eine Antifa-Gruppe für den Überfall vor zwei Wochen in der Nähe des Cannstatter Wasens verantwortlich ist. Die Staatsanwaltschaft sagte auf Nachfrage am Montag, dass bei den Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdelikts „kein neuer Sachstand“ mitzuteilen sei. Unmittelbar nach der zehn Tage zurückliegenden Tat hieß es bei der Stuttgarter Polizei aber, dass sie einen Übergriff aus linkspolitisch motivierten Kreisen für „sehr wahrscheinlich“ halte.

Auch der Tathergang ist nach wie vor ungeklärt. Während Zentrum Automobil behauptet, ihrem Mitglied, das bei Daimler Betriebsrat ist, sei eine Gaspistole an den Kopf gehalten und abgedrückt worden, ist dieser Umstand laut den Ermittlungen unsicher. Eine Gaspistole wurde allerdings am Tatort gefunden – ob sie benutzt wurde, gilt als ungewiss.

Aus dem Überfall politisch Profit schlagen

Unterdessen wird die IG Metall auf einschlägigen rechtsextremen Blogs seit dem Statement der Konkurrenzgewerkschaft bedroht und zu Gewalt gegen deren Funktionäre aufgerufen. „Wir haben den Eindruck, dass Zentrum Automobil aus dem Überfall politisch Profit schlagen will“, sagt die IG-Metall-Sprecherin Anaïck Geißel.

Beobachter stellen eine Nähe von Zentrum Automobil zu rechten Organisationen und Parteien fest. Besonders deren Vorsitzender Oliver Hilburger geriet in der Vergangenheit als Gitarrist der Rechtsrockband Noie Werte in die Kritik. Er teilt sich auch immer wieder das Rednerpult bei öffentlichen Veranstaltungen mit AfD-Politikern.