Der Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft – und ist jetzt immerhin trocken und clean. Foto: dpa

Ein 37-jähriger Mann aus Markgröningen muss sich vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Er hat im Drogenrausch auf einen Bekannten eingestochen. Der Täter legte jetzt ein Geständnis ab, sieht aber einen Teil der Schuld beim Opfer.

Markgröningen/Stuttgart - Das Stuttgarter Landgericht verhandelt seit diesem Donnerstag gegen einen 37-jährigen Mann aus Markgröningen, der im Drogenrausch auf einen Bekannten eingestochen und diesen dabei schwer verletzt hat. Der mehrfach vorbestrafte Angeklagte hat die Tat bereits eingeräumt, sagte aber, er habe sich mit dem Messer auch verteidigen müssen, weil sein Drogenfreund auf ihn eingeschlagen habe.

Vor Gericht zeigte sich der Mann besonnen und kooperativ – so kooperativ, dass auch der Vorsitzende Richter zwischendurch einwarf: „Sie machen auf mich eigentlich einen ganz vernünftigen Eindruck.“ Was daran liegen könnte, dass der Angeklagte seit Monaten keinen Alkohol getrunken hat und clean ist, in der Untersuchungshaft bekommt er den Heroin-Ersatz Methadon. Vor allem wenn er früher Alkohol getrunken habe, sei er „unerträglich, aufbrausend und aggressiv geworden“, erklärte er vor der Kammer.

Ein eher nichtiger Anlass führte zur Eskalation

Betrunken war er am 1. September 2017, dazu hatte er eine Reihe Drogen und Medikamente intus. Auf sein späteres Opfer traf er an dem Tag eher zufällig in Stuttgart, von wo aus die beiden am Abend mit der Bahn nach Markgröningen fuhren. Dort, in einer dunklen Ecke hinter einem Supermarkt, spritzten sie sich Kokain. Das alles, obwohl der Angeklagte nach eigener Aussage wütend auf seinen Kumpel war. Dieser habe zuvor hinter seinem Rücken schlecht über ihn geredet, sagte er am Donnerstag. Also habe er ihn zur Rede stellen wollen – „aber dann ist alles ganz anders gekommen.“

Aufgeputscht vom Kokain provozierte der 37-Jährige einen Streit, nahm seinen Bekannten in den Schwitzkasten und zog das Messer. Er habe „nur etwas oben an der Brust schneiden wollen, um ihm eine Lektion zu erteilen“, aber sein Kontrahent habe sich gewehrt und sei dann selbst zum Angriff übergegangen. Daraufhin, so der Angeklagte, habe er zugestochen, mehrfach. Ein Stich ging in den Brustkorb und verfehlte nur knapp eine lebenswichtige Vene, das Opfer überlebte.

Der Täter ist vorbestraft – unter anderem wegen eines Angriffs auf Polizisten

Entscheidend wird das Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen werden, der nun entscheiden muss, ob der Angeklagte zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war. Hinter dem 37-Jährigen liegt eine lange Drogenkarriere. Wegen Drogenhandels saß er bereits im Gefängnis, auch wegen eines Angriffs auf Polizisten ist er vorbestraft. Für den Prozess sind vier weitere Verhandlungstage angesetzt.