Übergewichtige Kinder hüpfen beim Seilspringen in der Turnhalle einer Schule. Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Die einen Kinder haben zu wenig zu essen, die anderen essen zu viel. Wieder andere essen viel zu viel Ungesundes. Eine Unicef-Studie zur Ernährung zeigt, wie groß das Problem der Mangelernährung bei Kleinkindern ist. An dem besorgniserregenden Zustand ist auch die Werbung schuld.

New York - Weltweit leidet laut einer Unicef-Studie mindestens jedes dritte Kind unter fünf Jahren unter den Folgen von unzureichender oder schlechter Ernährung. Diese 200 Millionen Mädchen und Jungen seien entweder unterernährt oder übergewichtig, heißt es in der Untersuchung, die das UN-Kinderhilfswerk einen Tag vor dem jährlich stattfindenden Welternährungstag am 16. Oktober veröffentlichte.

Die Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore forderte ein grundlegendes Umsteuern bei der Ernährung von Kindern.

Schlecht essen = schlecht leben

„Trotz aller technologischen, kulturellen und sozialen Fortschritte in den letzten Jahrzehnten haben wir eine grundlegende Tatsache aus den Augen verloren: Wenn Kinder schlecht essen, haben sie ein schlechtes Leben“, erklärte Fore. Millionen Kinder in aller Welt ernährten sich ungesund, „weil sie einfach keine andere Wahl“ hätten.

Deswegen müssten sich das Verständnis von Mangelernährung und die Strategien dagegen ändern. „Es geht nicht nur darum, dass Kinder genug zu essen haben. Es geht vor allem darum, dass sie das Richtige zu essen haben“, betonte die Unicef-Chefin. Dies sei „unsere gemeinsame Herausforderung“.

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50 Millionen Kleinkinder sind unterernährt

Laut Unicef fehlen 340 Millionen Kindern unter fünf Jahren, also jedem zweiten weltweit, Vitamine und Nährstoffe wie Eisen. Weltweit etwa 149 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind den Angaben zufolge wegen Mangelernährung unterentwickelt, also zu klein für ihr Alter.

50 Millionen Kleinkinder sind unterernährt, also zu dünn für ihre Größe. Aber auch Übergewicht und Fettleibigkeit ist bei Kindern unter fünf Jahren ein weit verbreitetes Problem. Der Unicef-Studie zufolge sind davon 40 Millionen von ihnen betroffen.

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Riesiges Angebot an Junk Food und Softdrinks

Auch bei der Ernährung von älteren Kindern sieht Unicef einen negativen Einfluss der Nahrungsmittelindustrie. „Werbung und Marketing“ trügen dazu bei, dass sie „in alarmierendem Maß ungesunden Lebensmitteln ausgesetzt“ seien, heißt es in dem Bericht. Es gebe selbst in abgelegenen Dörfern ein Überangebot an stark verarbeiteten Lebensmitteln, Fast Food und stark zuckerhaltigen Getränken.

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„In der Folge nehmen Übergewicht und Fettleibigkeit von Kindern und Jugendlichen weltweit zu“, mahnt der Unicef-Bericht. So habe sich zwischen 2000 und 2016 der Anteil fast verdoppelt. In Deutschland lag er 2016 demnach bei 26,6 Prozent, nachdem er 1990 noch 19,4 Prozent und 1975 13,8 Prozent betragen hatte.

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Unicef hob hervor, dass sowohl in armen als auch in reichen Ländern immer Kinder aus den ärmsten Familien am stärksten von Unter- und Fehlernährung betroffen seien. Außerdem warnte die UN-Organisation, dass klimabedingte Naturkatastrophen „schwere Ernährungskrisen“ zur Folge haben könnten.