Der Stuttgarter Flughafen verzeichnet in diesem Sommer nur etwa ein Drittel der üblichen Fluggäste. Foto: Lichtgut//Ferdinando Iannone

Wegen der Corona-Pandemie wird deutlich weniger geflogen. An den Anliegerstraßen auf der Filderebene ist dieser Trend allerdings kaum zu spüren, Anwohner berichten nach wie vor von Fremdparkern.

Filder - Wenn Maximilian Krämer in den Urlaub fliegt oder eine Messe besucht, muss er sich keinen teuren Parkplatz suchen. Von seiner Wohnung in Echterdingen gelangt er in einer Viertelstunde gemütlich zu Fuß zum Flughafen. Das nutzen allerdings auch viele Leute von außerhalb und parken die Straßen im Gebiet Zaunäcker zu. „Nach der Corona-Zeit wird das bestimmt wieder deutlich zunehmen“, sagt Krämer.

Der Stuttgarter Flughafen verzeichnet in diesem Sommer nur etwa ein Drittel der üblichen Fluggäste. „Für die kommenden Monate sind keine großen Änderungen absehbar“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. Bis zum Jahresende rechnet der Flughafen mit etwa drei Millionen Passagieren – im Jahr 2019 waren es knapp 13 Millionen.

Laut einem Anwohner wird wenig kontrolliert

Wie viel Betrieb gerade am Flughafen ist, kann Maximilian Krämer stets an der Parksituation an seiner Straße ablesen. Als in den Schulferien im Frühjahr der Flugbetrieb eingestellt worden war, waren auch die kostenbewussten Fremdparker verschwunden. „Hier war Totenstille, der Fluglärm war auch weg, man hat sich gefühlt wie auf einem Dorf“, erzählt Krämer, „momentan nimmt es kaum merklich zu und das wird das Jahr über bestimmt so bleiben“, sagt er. Dennoch sei die ganze Nachbarschaft auf der Hut. Erst kürzlich habe jemand das Ordnungsamt angerufen, weil ein Wohnwagen am Gehweg abgestellt worden war. „Es wird hier wenig kontrolliert“, sagt Krämer. Und wenn, dann an der Zaunackerstraße ein paar Meter – das war’s. „Wenn man ein- oder zweimal um die Kurve fährt, kann man also wieder einfach so parken“, sagt Krämer.

Ein Problem sei in Leinfelden-Echterdingen auch, dass viele Autofahrer nicht wissen, wo sie wann wie lange parken dürften. Maximilian Krämer weist auf den Ortseingang hin: Wer in die Bernhäuser Straße einbiegt, sieht zuerst das Ortsschild, dann ein Werbeplakat und ein Schild, das die Partnerstädte auflistet. Danach folgen ein Zone-30-Schild, ein Parkverbotsschild und ein Hinweis darauf, dass in diesem Gebiet mit Parkscheibe zwei Stunden geparkt werden darf. „In dem Schilderwald geht die Parkinfo schon gerne mal unter“, meint Krämer, „außerdem hängen davor oft Äste, sodass man es gar nicht richtig sieht“.

Außerdem wisse man nicht, wo diese Regelung wieder aufhört. „Eigentlich müsste man vorne ganz groß ein Schild hinstellen, das die Leute abschreckt, mit irgendeinem markanten Spruch oder so“, meint Krämer. Ob das etwas bringen würde, ist unklar. Schließlich lassen sich die Flughafenparker auch nicht von Strafzetteln abschrecken. „Mit 20 Euro für den Strafzettel kommt man hier billiger weg, als wenn man zwei Wochen auf einem Parkplatz am Flughafen steht“, sagt Krämer.

Mit dem Bus bequem zum Flughafen

Deshalb weichen die Urlauber und Messebesucher auch in andere Wohngebiete rund um den Flughafen aus. Von Plieningen kann man zwar nur mit hoher Motivation zum Flughafen laufen, aber mit dem Bus bequem vom vermeintlich kostenlosen Parkplatz zum Flieger fahren. Mit dem Effekt, dass dort für die Anwohner kaum Parkplätze übrig bleiben. „Vor zwei Jahren gab es ein Gutachten, dass die regulären Parkplätze hier mehr als 100 Prozent ausgelastet sind“, sagt Hero Marggrander, der am Ortsende Richtung Scharnhausen wohnt, „und die Situation hat sich nicht gebessert“. Wenn bei ihm jemand zu Besuch kommt, lautet seine erste Frage immer: „Wo hast du geparkt?“ Am Schachtelhalmweg gehe es oft drunter und drüber, es wird in Kurven geparkt und direkt vor Zebrastreifen – meist kommen die Autofahrer ungestraft davon. „Ich habe noch nie gesehen, dass hier jemand kontrolliert“, sagt Marggrander.

Ob unter den Autoabstellern auch viele Flughafenparker sind, weiß Marggrander nicht. „Als ich einmal den Schachtelhalmweg entlanggelaufen bin, standen dort 22 Autos mit fremden Kennzeichen“, sagt der Rentner, „aber das können auch Leute sein, die hier wohnen und ihr Auto nicht umgemeldet haben“.

Das Problem wird sich vielleicht noch verschärfen

In diesem Jahr sei das Problem trotz Corona und vorübergehender Schließung des Flughafens nicht besser geworden. Im Gegenteil befürchtet Hero Marggrander, dass sich die Parkplatzsituation in Plieningen und Birkach künftig noch verschärfen wird. Denn wenn vom Wintersemester an 1400 Parkplätze an der Uni Hohenheim kostenpflichtig werden, verteilen sich noch mehr Autos in den Wohngebieten – so Marggranders Sorge. „So etwas könnten die Verantwortlichen aber vorhersehen und schon im Vorfeld etwas dagegen tun“, meint der Rentner.

Er selbst habe sein Auto mittlerweile verkauft, weil ihm die Situation in seinem Wohngebiet zu anstrengend geworden sei. Er teilt sich nun ein Auto mit seiner Frau oder nutzt Bus und Bahn. „Ich bin inzwischen sehr viel mit der Stadtbahn unterwegs“, sagt er, „es gibt schon Alternativen, wenn man das will“.