Der One-World-Chor Foto: Elke Rutschmann

Der Bezirk heißt zum dritten Mal mit einem Willkommensfest seine Neubürger willkommen.

S-Süd - Jeder, der schon mal in eine neue Stadt gezogen ist, kennt die Situationen, in denen man sich einsam oder sich noch nicht angekommen fühlt. Das ist im Stuttgarter Süden nicht anders. Rund 8000 Neubürger kann der Stadtbezirk jedes Jahr begrüßen, etwa 7000 zieht es wieder weg. Rund 60 Prozent der Neuankömmlinge kommen von außerhalb, der Rest wechselt innerhalb Stuttgarts. Während letztere schon über ein soziales Netzwerk verfügen, tun sich die neuen Südbürger ein bisschen schwerer. Um den Eingewöhnungsprozess zu erleichtern hat der Bezirk  2015 eine Willkommenskultur etabliert, die sich an alle Neubürger richtet, egal ob sie aus Berlin, Hedelfingen oder aus Syrien kommen. Die dritte Auflage fand am Wochenende auf dem Marienplatz statt.

Die Bürger sollen sich im Süden möglichst wohlfühlen

„Wir wollen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen – egal woher sie kommen“, sagte der Bezirksvorsteher Raiko Grieb, der auf eine möglichst lange Verweildauer der Neuen hofft. Sich kennenlernen, sich austauschen, sich helfen – all das geht beim Feste feiern am besten. Zum einen konnten sich die Gäste mit Dinnede, toskanischen oder schwäbischen Spezialitäten stärken, zum anderen präsentierte sich in einem bunten Bühnenprogramm von Vereinen, Theater, Initiativen und Musik die Vielfalt des wilden Südens. „Wir sind sehr froh, dass wir uns wieder an das Maifest andocken durften“, sagte der Bezirksvorsteher.

Stefan Siller zählt schon lange nicht mehr zu den Neuen. Der ehemalige SWR-1-Moderator lebt als Zugezogener seit 40 Jahren im Süden und führte durchs Programm. „Und jetzt hoffe ich, dass Sie sich auch schnell heimisch fühlen werden wie ich “, sagt Siller. Erfahren haben die Neu-Stuttgarter von der Veranstaltung aus einem Infoblatt, das sie in ihrer Willkommenstasche bei der Anmeldung im Bürgerbüro bekommen haben.

Es waren aber auch viele Altbürger auf den Marienplatz gekommen. Der One World Chor, der sich sonst im Generationenhaus zum Üben trifft, probte noch einmal kurz hinter einem Essensstand. Drei Lieder haben die Sänger aus verschiedenen Nationen im Repertoire. Etwas derber ging es dann bei einer Szene aus dem aktuellen Stück „Frau Warrens Gewerbe“ von George Bernard Shaw des Dreigroschentheaters zu. Seit 42 Jahren spielt das kleine Theater in der Kolbstraße. Die Geschäftsführerin Helen Pavel wünscht sich nicht nur neue Zuschauer: „Wir können auch noch Männer für unser Ensemble brauchen.“

Vereine hoffen auf neue Mitglieder

Auf noch mehr deutsche Mitglieder hofft auch der deutsch-albanische Verein Pavaresia, dessen Folkloregruppe mit mehreren Tanzeinlagen unterhielt. Flyer und Informationen gab es vom VfL Kaltental, der gerne neue Kicker und Kegler aufnehmen würde. Junge Leute sollten sich von der Mobilen Jugendarbeit und der Band Deep Colours aus dem Jugendhaus Heslach angesprochen fühlen.

Wie man aktiv die Lokalpolitik gestalten kann, berichteten Mitglieder des Jugendrates: Die Downhillstrecke, den Nachtbus und eine Aktion mit Bernard Sakic haben sie angestoßen. Zusammen mit dem Graffiti-Künstler haben sie Mülleimer besprüht und den Süden ein bisschen bunter gemacht. Das nächste Mammutprojekt steht auch schon fest – die Paulinenbrücke soll endlich mit städtischem Leben erfüllt werden. Helfer sind erwünscht.