Die S-Kurve zwischen Büsnau und Schattengrund ist bei den Fahrern beliebt. Foto: Hintermayr

Einige Motorrad- und Autofahrer nutzen die Magstadter Straße gerne als Rennstrecke. Der Krach ihrer Maschinen belastet die Anwohner. Sie haben jedoch Ideen, wie sich die Situation entspannen ließe.

Büsnau - Immer wieder brettert ein besonders lautes Motorrad durch die S-Kurve. Am Kurvenausgang geben die Fahrer noch einmal kräftig Gas, lassen ihre Motoren aufheulen. Ein gemütlicher Nachmittag auf dem Balkon oder im Garten ist das für die Anwohner nahe der Magstadter Straße nicht. Begriffe wie „belastend“ und „kräftezehrend“ fallen. An den Wochenenden im Sommer sei es besonders schlimm. Dann fahren viele Motorradfahrer die Kurve rauf und wieder hinunter, berichten die Büsnauer. „Wir haben hier ein Grundrauschen durch die Fahrzeuge. Aber das ist nicht das, was uns stört. Es sind die einzelnen Krachmacher, die immer wieder abbremsen und lautstark beschleunigen“, sagt eine Anwohnerin.

„Poser“ nennen die Büsnauer diese Fahrer. Meist seien es Motorräder, teils auch Autos. Manche davon, vermuten die Anwohner, seien technisch verändert, damit sie extrem laut sind. „Es ist ein Skandal, dass solche Fahrzeuge überhaupt zugelassen sind“, klagt ein Bürger. „Lärmempfinden ist immer subjektiv. Aber an so viel Krach hat nur einer Spaß, nämlich der, der die Maschine fährt.“ Seine Nachbarin ergänzt: „Diese Raser leben ihr Hobby auf Kosten anderer aus.“

Die Anwohner sind frustriert

Seit 2003 kämpfen die Büsnauer für mehr Ruhe im Wohngebiet. Geschwindigkeitsreduzierungen und -überwachungen, mehr Polizeikontrollen und Hinweise auf den Lärmschutz zählten zu den Forderungen. 2017 sammelten sie 200 Unterschriften für ihre Sache, suchten das Gespräch mit der Stadt und dem Land, der Polizei und dem Bezirksbeirat. Das Gremium stimmte dem Handlungsbedarf zu.

Bislang allerdings sei wenig passiert, klagen die Anwohner. „Die Bürger hier sind frustriert, teilweise haben sie schon resigniert, weil das Problem schon so lange besteht“, sagt ein Büsnauer. Aber auch die Anwohner selbst müssen sich Kritik anhören: Wer an eine ehemalige Rennstrecke ziehe, müsse mit Verkehr rechnen. „Ich wohne schon lange hier. Und früher war es nicht so laut. In den letzten zehn Jahren ist der Lärm extrem geworden“, sagt eine Anwohnerin. Das Mahdental wirke wie ein Amphitheater, welches den Lärm nach oben zum Wohngebiet hin trage.

Ortskundige ignorieren die neuen Tempo-40-Schilder

Immerhin: seit zwei Wochen stehen Tempo-40-Schilder und ein Hinweis auf die Doppelkurve an der Magstadter Straße. Wirkung zeigen die nach Aussage der Büsnauer aber nicht. Man könne seither nur ortskundige und ortsunkundige Fahrer unterscheiden. „Die Ortsfremden bremsen. Diejenigen, die die Strecke kennen, fahren trotzdem schneller, weil sie wissen, dass niemand kontrolliert.“ Blitzer hatte das Ordnungsamt bereits abgelehnt, denn die Standartgeräte erfassen ein Fahrzeug nur von vorne, und da haben Motorräder kein Kennzeichen. Blitzer, die ein Fahrzeug auch von hinten fotografieren, sind teurer. Und da Motorradfahrer Helme tragen, können sie sich leicht rausreden, das Fahrzeug gar nicht gefahren zu sein. „Die Polizei sollte regelmäßig am Wochenende über einen längeren Zeitraum kontrollieren, dann würde es sich unter den Motorradfahrern rumsprechen und das würde sie vielleicht abschrecken“, argumentiert eine Anwohnerin.

Auch eine Teilsperrung der Magstadter Straße zu bestimmten Zeiten wurde schnell abgelehnt. Dafür seien die Lärmwerte zu niedrig. Die Anwohner kritisieren allerdings, dass die letzte Messung 2012 gewesen sei. Bei einer Verkehrszählung 2017 wurde der Lärm lediglich errechnet. Das bilde nicht die Realität ab, schon gar nicht, weil die Erfassung im September/Oktober stattgefunden habe. Da seien nicht so viele Motorradfahrer unterwegs gewesen wie im Juli oder August.

Eine Baustelle vermiest den Rasern derzeit den Spaß

Bei einem runden Tisch im März mit Anwohnern, Vertretern aus Politik, Stadtverwaltung, Polizeipräsidium und Regierungspräsidium kam die Idee auf, Displays an der Strecke aufzustellen. Fährt ein Fahrer mit angemessener Geschwindigkeit daran vorbei, grinst ihn ein grünes Smiley an, fährt er zu schnell, sieht er einen roten, grimmig schauenden Smiley. Das alleine ist den Büsnauern aber zu wenig. Sie fürchten, dass diese Anzeigen die Motorradfahrer eher noch zum Beschleunigen anstacheln.

Aber: könnten die Displays Daten über den Lärm speichern, wären sie sinnvoll. Dann gäbe es einen Beleg für die Lärmbelastung, sagen die Anwohner. Allerdings sind noch weitere Fragen offen, unter anderem, ob die Daten, so sie denn gespeichert werden, überhaupt rechtlich belastbar sind und wer die Kosten für die Displays übernimmt. Auf diese Fragen haben die Anwohner noch keine Antworten bekommen. „Es wird alles auf die lange Bank geschoben. Wir fühlen uns allein gelassen“, sagt eine Büsnauerin.

Einzig eine am Schattengrund eingerichtete Baustelle bringt den Anwohnern derzeit Erleichterung. Tempo-30-Schilder und eine Baustellenampel bremsen den Verkehr in beide Richtungen aus. „Das ist ein Segen. Da merkt man mal, wie ruhig es hier sein kann“, sagt eine Bürgerin. Dazu kommt, dass kürzlich Erdhaufen in der Kurve aufgeschüttet wurden. Ob die Wälle bleiben oder es sich nur um den Aushub von der Baustelle am Schattengrund handelt, wissen die Anwohner nicht. „Aber sie verhindern, dass die Motorradfahrer ihre Maschinen dort abstellen, um andere Fahrer bei ihrer Fahrt durch die S-Kurve zu filmen“, sagt eine Bürgerin.