Der Ingenieur Isaldin Alamira aus Mossul übersetzte beim Männerbistro für die Syrer Bassel Kissania und Khaled Alshikh (von links). Foto: Sabine Schwieder

Zwei Syrer berichteten vor dem Internationalen Männerbistro in der Alten Mühle in Bonlanden über ihre Flucht und ihr Leben in Deutschland.

Bonlanden - Es war nur ein kleiner Nebensatz, doch er brachte auf den Punkt, warum Zusammenkünfte wie diese bitter nötig sind: Die beiden jungen Männer aus Syrien, die beim Internationalen Männerbistro in der Alten Mühle von ihrer Flucht und dem Leben in Deutschland berichteten, verstünden ein bisschen Deutsch, sagte Übersetzer Isaldin Alamira. Sie würden es nur nicht viel sprechen: „Sie schämen sich, wenn sie Fehler machen.“

Im gut besuchten Männerbistro trafen die Gäste auf verständnisvolle, interessierte Zuhörer, die sie mit Fragen ermunterten, Einblick in ihr Leben zu geben. Das Männercafé ist eine Einrichtung des FiM (Forum Interkulturelles Miteinander), die regelmäßig am letzten Freitag eines Monats Männer unterschiedlicher Herkunft zu Vorträgen oder dem Planen von gemeinsamen Unternehmungen an einen Tisch bringt. „Für Frauen gab es bis dahin viel mehr Angebote“, erläuterte Johannes Jauch, einer von drei Initiatoren des Männerbistros, das es seit sieben Jahren gibt.

Mit Hilfe ihres Übersetzers erzählten der 31-jährige Bassel Kissania und der 35-jährige Khaled Alshikh von ihrer Flucht aus Damaskus über den Libanon und die Balkanroute nach Deutschland. Während Bassel Kissania mit seiner Frau flüchten konnte, wartet Alshikh noch auf die Wiedervereinigung mit Frau und Töchtern. Die beiden Männer leben derzeit in einer Obdachlosenunterkunft.

Zur Einführung wurde eine Präsentation gezeigt, die Fotos aus Damaskus vor dem Krieg und vom zerstörten Aleppo mit Bildern von gemeinsamen Unternehmungen in Filderstadt kombinierten. Darunter war auch das Foto des fünfjährigen Oman, das um die Welt gegangen ist: Es zeigt den Jungen aus Aleppo blutverschmiert und voller Staub in einem Krankenwagen. Die Fotos dagegen, die im Filderstädter Bildungszentrum Integra entstanden sind, waren mit der Überschrift „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ versehen. Dass die Lage in Syrien verworren ist und an einem einzigen Abend nicht geklärt werden kann, wie es zu diesem Krieg gekommen ist, war den Teilnehmern des Männerbistros durchaus bewusst. Die syrischen Gäste, das wurde deutlich, sind zwischen die Fronten der Regierungstruppen und der Freien Syrischen Armee geraten, die sich in ihrer Brutalität gegenüber Zivilisten nur wenig unterscheiden. „Beide Seiten schießen aufeinander und wir sind in der Mitte“, sagte Bassel Kissania.

Gefragt, ob er von vornherein Deutschland als Ziel seiner Flucht gesehen habe, berichtete er von seiner Zeit im Libanon, wo er es mit mafiösen Strukturen zu tun bekommen habe. „Wir sind nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten“, betonte er. Ihm und seinem Begleiter sei es nicht um Sozialhilfe gegangen. „Syrer“, so sagte er, „sind fleißig. Sie wollen nicht nur herumsitzen. Und sie wollen sich an das Leben in Deutschland anpassen.“ Die wichtigste Voraussetzung dafür sind Deutschkenntnisse – und in dieser Frage scheinen sich Männer schwerer zu tun als generell kommunikationsfreudigere Frauen und Kinder. Nicht allein deshalb erfolgte am Ende des Abends die herzliche Einladung an die beiden Gäste, künftig beim Männerbistro dabei zu sein.