Wollen sich auf vier Regionalkonferenzen der Basis stellen: Lars Castellucci und Leni Breymaier. Foto: dpa

Lars Castellucci, der Herausforderer von SPD-Landeschefin Leni Breymaier ist ins Kreuzfeuer der Jusos geraten, weil er deren Arbeit in Frage stellt. Für Bewegung bei den Südwest-Genossen sorgt auch eine angekündigte Kampfkandidatur gegen die SPD-Linke Hilde Mattheis.

Stuttgart - In der Südwest-SPD rumort es vor dem Mitgliederentscheid über den künftigen Parteivorsitz: So üben mehrere Juso-Kreisverbände – unter anderem Stuttgart, Rems-Murr und Freiburg – sowie die Hochschulgruppe Heidelberg in einem Brief an Lars Castellucci Kritik am Landesvize. „Sehr vor den Kopf gestoßen“ zeigen sie sich von Äußerungen, die er im Interview mit unserer Zeitung gemacht hatte.

„Niemand macht der Jugend bisher ein Angebot, auch mal in Politik hineinschnuppern zu können“, hatte Castellucci gesagt. Die Jusos kontern: Natürlich könnten junge Menschen bei ihnen unverbindlich „hineinschnuppern“. Die Hoffnung, dass die Jusos auch in der Partei ernster genommen würden, habe getrogen. „Das Gegenteil scheint bei Dir der Fall zu sein.“ Auch Castelluccis Satz „Jede Jugendfeuerwehr oder Ministrantengruppe macht uns vor, wie gute Jugendarbeit aussieht“ wird bemängelt. Damit werde den Jusos eine Kompetenz in der Jugendarbeit abgesprochen, heißt es. Es wirke wenig authentisch, wenn Castellucci im Alter von 44 Jahren behaupte, es besser zu machen. „Ein fertiges Konzept, ohne mit uns darüber gesprochen zu haben, ist nicht nur eine Geringschätzung unserer Arbeit, sondern deklariert sie als quasi nicht existent.“

Vier Regionalkonferenzen an zwei Samstagen

Der Herausforderer von Landeschefin Leni Breymaier hatte auch mit der Ansage Aufsehen erregt, dass es mit ihm als Vorsitzendem keine Strömungen auf Landesebene mehr geben solle – wovon sich etwa die sogenannten Netzwerker oder der linke Flügel angesprochen fühlen dürfen.

Die Mitgliederbefragung, in der über den künftigen Vorsitz entschieden wird, ist vom 1. bis 19. November angesetzt. Zuvor wollen sich Breymaier und Castellucci in vier Regionalkonferenzen der Basis stellen: am 27. Oktober in Linkenheim-Hochstetten (Bezirk Nordbaden) sowie in Leinfelden-Echterdingen (Nordwürttemberg) und am 10. November in Waldkirch (Südbaden) sowie Ulm (Südwürttemberg). Die endgültige Entscheidung trifft der Landesparteitag am 24. November in Sindelfingen.

Es bleibt bei vier Stellvertretern

Dort wird auch über strukturelle Reformen befunden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es weiterhin vier Stellvertreter geben wird – Breymaier konnte sich mit ihrem Ansatz, dass lediglich ein Stellvertreter besser zur Profilschärfung des Landesverbandes beitragen würde, nicht durchsetzen. Abgesehen von Castellucci wollen die anderen drei Vize weitermachen. Allerdings kündigte die Tübinger Kreisvorsitzende Dorothea Kliche-Behnke an, dass sie sich auch bewerben will. Die 37-Jährige strebt eine Kampfkandidatur gegen die Ulmer Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis (64) an, die den linken Flügel abdeckt. Die Stimmung vor allem in Südwürttemberg sei schlecht, so Kliche-Behnke. Sie vermisse ein klares landespolitisches Profil der SPD. „Es gibt auch gute Nachrichten“, lobte Castellucci via Twitter ihre Ansage.

Er setzt auf eine Rundumerneuerung, denn auch der von Luisa Boos besetzte Generalsekretärsposten soll nach seiner Vorstellung neu bestückt werden. Breymaier erhält freilich ebenso Rückendeckung: Bisher sollen etwa vier Kreisverbände ihr und Boos Unterstützung zugesagt haben.