Der Maybach kommt reloaded – als S-Klasse im XXL-Format Foto: Daimler

Mit der Luxuskarosse Maybach hat Mercedes Schiffbruch erlitten. Jetzt soll der Name wieder aufleben – als S-Klasse im XXL-Format. Der Preis liegt deutlich unter dem des Vorgängers.

Sindelfingen - Ola Källenius, Daimler-Marketing- und Vetriebschef, steht im so genannten Excellence-Center neben dem Werk Sindelfingen und streicht zärtlich mit der Hand über die matt verchromte B-Säule einer extra langen S-Klasse. Kurz zuvor hat er den Wagen vor ein paar Dutzend Journalisten enthüllt, eine Art Weltpremiere im kleinen Rahmen. Offiziell vorgestellt werden soll die Neuheit als S 600 nächste Woche auf der Motorshow in Los Angeles. Vor allem der Name auf dem Kofferraumdeckel erregt die Aufmerksamkeit. Maybach prangt dort in schlanken Lettern.

Maybach? Richtig, da war doch was. Vor gut zwölf Jahren ließ Daimler die einstige Luxusmarke wieder aufleben. Eine eigene Manufaktur wurde aus dem Boden gestampft. Zur Premiere setzte ein Modell in einer Glasvitrine mit der Queen Elizabeth II über den Atlantik. Mit viel Pomp wurde die Ankunft im Hafen von New York gefeiert. Der Rest ist schnell erzählt. Die zu Beginn angepeilte Stückzahl von 1500 pro Jahr wurde nie erreicht, am Ende fand die mindestens 300 000 Euro teure Luxuslimousine kaum mehr als 200 Käufer pro Jahr, davon nur ganz wenige in Deutschland. Ende 2011 kündigte Daimler an, den Maybach auslaufen zu lassen und sich auf die neue S-Klasse konzentrieren zu wollen.

Diesmal soll es anders und vor allem besser werden. Noch immer gilt: „Maybach steht für höchste Exklusivität“, sagt Ola Källenius. Der Name habe in der Welt einen hervorragenden Klang. Anders als beim ersten Anlauf soll die Marke nicht mehr eigenständig geführt werden, sondern analog zur Tuning-Tochter AMG als Untermarke von Mercedes. Auf der Motorhaube grüßt nicht das Maybach-Emblem, sondern der Mercedes-Stern. Die Wagen laufen ganz normal mit der S-Klasse vom Band, werden nur für die aufwendige Innenausstattung herausgenommen. Start ist im Januar.

Die neue S-Klasse XXL ist mit 5,45 Meter 20 Zentimeter länger als die schon eingeführte Langversion, aber deutlich kürzer als etwa der frühere Maybach 57, der es auf 5,70 brachte. Trotzdem soll das Raumgefühl besser sein, verspricht Ola Källenius. So verfügt die S-Klasse Maybach im Fond über zwei Liegesitze, wie es sie bei Mercedes bisher noch nicht gab. Hinzu kommen Details wie etwa die matt verchromte B-Säule, ein edles Interieur mit Designo-Leder und große Burmester-Lautsprecher mit schicker Metallabdeckung. Laien müssen im Innenraum trotzdem genau hinschauen, um etwa den Unterschied zu einem S 65 AMG zu erkennen, der ja auch nicht übel ausgestattet ist.

Der Preis der neuen S-Klasse Maybach soll erst in einigen Wochen bekannt gegeben werden. Laut Källenius soll er aber deutlich unter dem ehemaligen Maybach angesiedelt sein. Nimmt man den S 65 AMG, das bisherige Flaggschiff der S-Klasse, als Maßstab, dürfte zumindest die Region deutlich werden. Diese kostet mit dem Zwölfzylinder Biturbo rund 235 000 Euro. Nach oben ist die Skala beim Maybach vermutlich offen, denn was ihn vom Rest der S-Klasse abheben soll, ist ein Höchstmaß an Individualisierung. So verspricht Mercedes seinen Kunden etwa spezielle Lackierungen.

Bleibt die Frage nach den Kunden. Die sieht Källenius vor allem in den USA, China und im Mittleren Osten, aber durchaus auch in Westeuropa, Russland oder Japan. Vor allem der moderatere Preis, zum Beispiel als S 500 oder S 400, soll nun dafür sorgen, dass der Name Maybach konkurrenzfähig wird. Angelockt werden sollen auch Käufer, die sich bisher für einen Bentley von VW oder einen Rolls Royce von BMW entschieden haben. Zu angepeilten Stückzahlen hält sich Ola Källenius bedeckt. Nur so viel ist klar: Sie sollen „deutlich höher“ liegen als beim alten Maybach.