In der Lutherkirche im Burgenlandzentrum können auch weiterhin Gottesdienste stattfinden. Foto: Chris Lederer

Das BHZ mietet einen Teil der Lutherkirche. Im Herbst soll dort das inklusive Projekt ABI starten.

Stuttgart-Feuerbach - Die Entscheidung ist gefallen: Die evangelische Kirchengemeinde wird einen Teil der Lutherkirche an das Behindertenzentrum Stuttgart (BHZ) vermieten. „Alle Details sind geklärt“, sagt BHZ-Geschäftsführer Albert J. Ebinger. „Der Vertrag wird erst einmal zehn Jahre laufen, mit der Option, ihn zu verlängern“, ergänzt der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Stefan Ripp. Ebinger rechnet nun damit, dass das BHZ spätestens im Herbst damit beginnen kann, das neue Konzept „Arbeit. Betreuung. Inklusion“ (ABI) in der Lutherkirche umzusetzen.

Im Burgenlandzentrum ist geplant, sowohl 15 Plätze für Schwerstmehrfachbehinderte im Förder- und Betreuungsbereich (FuB) als auch im Kreativbereich einzurichten. „Zuerst einmal müssen aber noch einige Umbaumaßnahmen durchgeführt werden“, sagt BHZ-Projektleiter Stefan Wegner. Die evangelische Kirchengemeinde werde zwei Brandschutzwände im Gemeindesaal einbauen und das BHZ die sanitären Anlagen umfangreich sanieren lassen. „Leider kursieren in Feuerbach Gerüchte, dass wir in der Lutherkirche alle Böden rausreißen und auch die Wände zerstören wollen. Das stimmt definitiv nicht“, betont Wegner. „Der Charme der Räume soll weitestgehend erhalten bleiben. Wir werden das geforderte Brandschutzkonzept mit aller Sorgfalt umsetzen. Die Wände und Böden bleiben erhalten.“

Nicht alle Feuerbacher sind zufrieden

Zudem wird das BHZ seine Mietfläche noch einmal um 40 Quadratmeter reduzieren und nur rund 600 Quadratmeter der Lutherkirche nutzen. Der evangelischen Kirchengemeinde bleiben somit noch etwa 160 Quadratmeter. „Dadurch können sich dort auch künftig noch circa 95 Prozent der kirchlichen Gruppen treffen“, sagt Pfarrer Timmo Hertneck. Auch Gottesdienste seien weiterhin möglich – außer an Weihnachten und zu Konfirmationen.

Doch auch mit dieser Lösung sind nicht alle Feuerbacher zufrieden. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Gemeindesaal den Feuerbachern als großer Veranstaltungsraum erhalten bleibt“, sagt beispielsweise Ruth Maier, die sich seit Monaten dafür einsetzt, dass aus der Lutherkirche ein Bürgerzentrum werden soll. „Ich lasse die Sache aber jetzt auf sich beruhen. Es war aber einen Versuch wert.“ Ruth Maier wünscht sich nun, dass die städtischen Flächen, die im Burgenlandzentrum an die Lutherkirche angrenzen, künftig besser genutzt werden. Die Begegnungsstätte mit ihren rund 225 Quadratmetern auf zwei Etagen mit Seniorenwerkstatt oder dem sogenannten Trinkstüble könnte ihrer Meinung nach für eine Erweiterung der Musikschule oder der Stadtteilbibliothek geeignet sein.

Eine klare Absage

„Wir werden uns Gedanken machen, wie wir die städtischen Räume in die Neukonzeption des Burgenlandzen-trums einbringen können“, sagt Werner Wölfle. Der Verwaltungsbürgermeister traf sich vergangene Woche im Stuttgarter Rathaus unter anderem mit Vertretern der Burgenland-Initiative und der Arbeitsgruppe Städtebauliche Entwicklung des Feuerbacher Zukunftsforums, die es gerne gesehen hätten, wenn die Stadt die Lutherkirche angemietet hätte. Diesem Wunsch erteilte Wölfle bei dem Treffen aber eine klare Absage. „Die Stadt wird keine weiteren Räume für Bürgerhaus-Zwecke in Feuerbach anmieten.“ Da gebe es andere Stadtbezirke, die in diesem Bereich wesentlich schlechter aufgestellt seien.

Robert Thurner, Moderator der Arbeitsgruppe Städtebauliche Entwicklung, akzeptiert die Entscheidung der Stadt, ärgert sich allerdings dennoch darüber, dass sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren im Stuttgarter Rathaus niemand für den Erhalt der Lutherkirche als Bürgerzentrum eingesetzt hat: „Ich kann das nur als Desinteresse bezeichnen.“