Mit vielen Maßnahmen wie diesen Filtersäulen versucht die Stadt, die Luft sauberer zu bekommen. Sie helfen aber teils örtlich nur sehr begrenzt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stuttgart wird das erste Mal seit Einführung 2005 den EU-Feinstaub-Grenzwert einhalten. Beim Stickstoffdioxid-Wert gibt es dagegen kaum eine Verbesserung.

Stuttgart - Das anhaltende Schmuddelwetter hilft, an der Messstelle Neckartor erstmals seit 2005 den EU-Feinstaub-Grenzwert einzuhalten. Man werde die maximal zulässigen 35 Überschreitungstage (mit mehr 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft) „mit großer Sicherheit unterschreiten“, sagt Uwe Lahl, Amtschef im Verkehrsministerium. Aktuell zählt man 20 Tage.

„Die Entwicklung ist ein Geschenk des Himmels, wir sind auf der sicheren Seite“, sagt der Meteorologe Uwe Schieckdanz vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Ein neues Tiefdurckgebiet mit Wechselwetter rücke an, eine Inversionslage sei nicht in Sicht. Wenn man es an dem am stärksten belasteten Ort geschafft habe, „dann haben wir es überall geschafft“, sagt Stadtklimatologe Rainer Kapp. Die Stadt könnte also ihr Negativimage abschütteln, der Feinstaubalarm am 15. April 2019 sein Ende finden.

Feinstaub geht stark zurück

2013 zählt man am Neckartor noch 87 Überschreitungstage, 2014 dann 62, im Jahr darauf gab es einen Rückfall auf 68, dann 58, und im vergangenen Jahr 41.

Feierlaune wäre im Rathaus und Ministerium allerdings verfrüht. Die Alarmstimmung bleibt, weil es beim Stickstoffdioxid, an dessen Entwicklung die gerichtlich verfügten Fahrverbote geknüpft sind, kaum einen Rückgang gibt. Der Jahresmittelwert lag 2017 bei 73 Mikrogramm pro Kubikmeter, Ende November bei 71,4. Kapp vermutet, dass man 2018 mit um die 70 abschließen werde – der Wert liegt weit über der Grenze von 40 Mikrogramm. Das extrem sonnige und heiße Wetter habe den grundsätzlich auch beim Stickstoffdioxid beobachtbaren Rückgang in diesem Jahr verlangsamt, sagt Schickedanz.

Fahrverbot auch für Euro-5-Diesel

Diesel bis einschließlich Euro 4 werden 2019 unweigerlich aus der Stadt verbannt. Den Euro-5-Fahrzeugen, aktuell in Stuttgart 26 105, droht 2020 das gleiche Schicksal. Ihre realen Emissionen liegen „trotz niedrigerer Grenzwerte für Euro 5 höher als diejenigen der ältere Euro-4-Fahrzeuge“, stellte die Landesanstalt für Umwelt und Messungen fest. Die Landesregierung will Mitte 2019 über das weitergehende Verbot entscheiden. Um es zu kippen, müsste der Wert schlagartig fallen. Schon auf 60 zu kommen sei schwierig, sagt Kapp.

Auf einer Delegiertenversammlung des Kfz-Gewerbes machte Udo Weese vom Verkehrsministerium daher wenig Hoffnung, dass auf Euro-5-Verbote verzichtet werden könne. „Schlimmer noch“ berichtet der Verband, Weese verwies darauf, „dass durchaus auch Euro-6-Diesel in den Fokus für Fahrverbote kommen könnten, wenn die 40 Mikrogramm nicht erreicht werden“. Und der Grenzwert sei nicht fix. Die EU-Richtlinie werde überarbeitet, der Wert könnte gesenkt werden. Im die Euro-5-Diesel zu retten, appelliert der Verband, müssten sie dingend nachgerüstet werden.