Messstation am Stuttgarter Neckaror Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Talstraße im Stuttgarter Osten könnte durch eine andere Verkehrslenkung entlastet werden. Konkrete Maßnahmen nennt Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Stuttgart - Die Luft ist in den vergangenen zehn Jahren in Stuttgart und in ganz Baden-Württemberg sauberer geworden – zumindest, wenn man die Verschmutzung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid (NO2) zum Maßstab nimmt. „Zwischen 2010 und 2019 nahm die Belastung durch Stickstoffdioxid im städtischen Umfeld in Baden-Württemberg um fast ein Fünftel ab“, sagte am Freitag Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bei der Präsentation der Luftreinhaltebilanz fürs vergangene Jahrzehnt. Beim Feinstaub (Partikelgröße 2,5 Mikrogramm) umfasse die Reduktion ein Drittel.

Die inzwischen durchgängig mit grünen Markierungen versehene Stickstoffdioxid-Karte Baden-Württembergs, die belegt, dass 2020 an fast allen Messstellen im Land der Stickstoffdioxid-Wert im Jahresmittel unter der Grenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter lag, weist freilich noch immer drei rote Stellen auf. Die Messstellen Schlossstraße in Ludwigsburg sowie Pragstraße und Talstraße in Stuttgart lagen über dem Grenzwert.

Keine konkreten Maßnahmen angekündigt

Verantwortlich für die insgesamt positive Bilanz, betont der Verkehrsminister, sei ein breites Maßnahmenpaket, das vom Ausbau des Fuß- und Radverkehrs über Verkehrslenkungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen bis zu Filtersäulen und – im Fall von Stuttgart – Fahrverboten für Dieselfahrzeuge der Euro 4 – und 5-Norm reicht. Zuletzt hatte auch die Corona-Pandemie „einen positiven Effekt“.

Im Rahmen der Präsentation der Luftreinhaltebilanz unterstrich der ehemalige Direktor des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum in München, Prof. Erich Wichmann, die positiven Auswirkungen der Schadstoffreduktion. Demnach sterben durch die verbesserte Luftqualität in allen baden-württembergischen Großstädten zusammen jährlich etwa 30 Menschen weniger an durch Stickstoffdioxid verursachte Krankheiten. Rund 100 Todesfälle werden vermieden durch die geringere Feinstaub-Belastung. Wichmann forderte die Politik auf, die Feinstaub-Grenzwerte weiter zu senken, da auch geringere Konzentrationen Krankheiten verursachten.

In Bezug auf die Talstraße kündigte Hermann zunächst keine konkreten Maßnahmen an. „Das haben wir im Blick“, sagt Hermann. „Wir müssen prüfen, ob es Möglichkeiten gibt, die wir nicht ausgeschöpft haben.“ Er bringt eine Verkehrslenkung ins Spiel, mit der verhindert werden könnte, dass Autofahrer die Innenstadt über den Wagenburgtunnel anfahren.